Sein Wille geschehe (German Edition)
für Besuch ist denkbar ungünstig. Wer auch es ist, wimmele ihn ab . «
Henrys Blick heftete sich auf Jamies nackte Brust und den lose herab hängenden Gürtel seiner geöffneten Hose. So lange hätte er alles dafür gegeben, seinen Herrn nur ein einziges Mal auf diese Weise vor sich stehen sehen zu dürfen. Und nun, da er es endlich tat, hatte es für ihn jeglich e Bedeutung verloren.
» Er wird sich nicht wegschicken lassen, Jamie« , antwortete er mit ruhiger Stimme und sah dem Mann, dem er bis jetzt in jedem Bereich seines Lebens geradezu hündisch ergeben g ewesen war, fest in die Augen, » jedenfalls nicht von mir. Das hier wir st du selbst erledigen
müssen .«
Jamie erwiderte Henrys selbstsicheren Blick mit zusammengezogenen Brauen. » Was , zum Teufel … wer ist es denn ?«
Henry reichte ihm eine schm ucklose schmale Visitenkarte. » Mar kus Kirchner – Lenas Verlobter.«
*
Jamies Kieferknochen zuckten angespannt, als er den wartenden Markus in der Halle stehen sah. Mit jedem Schritt, den er sich dem Deutschen näherte, wuchs sein Missfallen über dessen Erscheinung. Er musste gestehen, dass er sich Lenas Bräutigam weit weniger ansehnlich vorgestellt hatte. Wenngleich er auch nicht mit dem blendende n Aussehen der Kisten schleppenden Werbeikone eines berühmten Herstellers für koffeinhaltige Erfrischungsgetränke konkurrieren konnte , brauchte der deutsche Anwalt dennoch das Tageslicht nicht zu scheuen. Jamie verzichtete darauf, die letzte Stufe zu nehmen und blieb ste hen.
»Was wollen Sie?«
Markus d rehte sich in Jamies Richtung. »Mr. MacAlister, vermute ich ?«
Für einen Augenblick standen die beiden Männer sich schweigend gegenüber und versuchten einander abzuschätzen.
» Warum sind Sie hergekommen, Kirchner?«
» Ich denke, das wissen Sie ganz genau, also hören Sie auf, Spiel chen mit mir zu spielen«, knurrte Markus. »Wo ist Lena? Was haben Sie mit ihr ge macht?«
» Seien Sie unbesorgt. Es geht ihr gut.«
»Ich will sie sehen« , knurrte Markus unwirsch.
Jamie musterte den deutschen Anwalt etwas eingehender. Offensichtlich hatte er nicht vor, sich unverrichteter Dinge wieder fortschick en zu lassen. Lächeln d verschränkte er die Arme vor der Brust. » Sagen Sie, Kirchner, litten Sie zufällig an Begriff s stutzigkeit, als Lena Ihnen mitteilte, dass sie nicht mehr zu Ihnen zurü ckkommen wird ?«
»Woher wissen Sie das?« Markus war sichtlich irritiert. Doch
plötzlich schien ihn eine Erkenntnis zu treffe, die sogleich brodelnd empor stieg . » Sie verdammter Bastard! Habe ich es doch gewusst. Sie wurde dazu gezwungen ! Sie haben sie bedroht – geben Sie es zu! «
Jamie lehnte sich läs sig gegen das Treppengeländer. » Sie überschätzen sich, Kirchner. Ein solcher Aufwand war überhaupt nicht
nö tig .«
Völlig unvermittelt schnellte Markus vor und packte Jamie mit beiden Händen beim Kragen. » Du verfluchtes Schwein! Wenn du mir nicht sofort sagst, wo sie ist und was du mit ihr gemacht hast, schlage ich dir deine überhebliche Visage zu Brei!« Er st ieß ihn wütend gegen die Treppe. » Ich ge be dir genau drei Sekunden.«
Jamie reckte sein Kinn vor und maß Markus mit unverhohlener Ge ringschätzigkeit. » Sind Sie so dumm , oder wollen Sie nur einfach nicht begreifen, dass Lena nicht länger zu Ihnen gehört? Si e hat sich für mich entschieden . Ende . «
»Ach, ja?« In Markus´ Au gen blitzte es feindselig auf. » Auch auf die Gefahr hin, dass es Ihnen lästig ist: Ich will es aus ihre m Mund
hören.«
Jamie lachte spöttisch auf. » Können Sie haben .« Er schob Markus wie ein störendes Insekt von sich fort.
»Alles in Ordnung, Sir?« Thomas hochgewachsen e Gestalt erschien im Türsturz, und in die obere Etage lehnte Henry sich mit geballten Fäusten gegen die Brüstung – ebenfalls bereit, seinem Herrn beizustehen.
Jamie nickte beiläufig. » Herr Kirchner möchte sich persönlich Lenas Wohlbefinden versi chern.« Er vollführte eine ausladende Bewegung Richtung Wohn zimmer. » Wenn Sie mir dann bitte folgen würden …«
Markus warf Jamie einen vernichtenden Blick zu. »Nach Ihnen«, zischte er und sah über seine Schulter, »und verge ss en Sie nicht, Ihre Hunde zurückzupfei fen .«
*
Lenas Sinne waren durch das Tragen der licht undurchlässigen
Augenbinde zuhöchst sensibilisiert . A ls auf dem Korridor Schritte erklangen, hob sie den Kopf und horchte ange spannt auf . Mit klopfendem Herzen wartete sie darauf, dass
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