Sein
vergessen hatte, an ihn erinnert werden. Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche, Flur.
Alles keimfrei
, dachte sie grinsend. Fehlt nur noch die Inspektion des Bades.
Selbstbewusst musterte Myriam ihr Gegenüber im Badezimmerspiegel und strich mit einer lässigen Handbewegung eine Haarsträhne hinter das rechte Ohr. Sie musste vorsichtiger sein. Den nächsten Mann würde sie einer harten Prüfung unterziehen! Wenn er es nicht schaffte, sie innerhalb von fünf Minuten so heiß zu machen, dass sie sich danach verzehrte, von seinem Schwanz ausgefüllt zu werden, dann war er es nicht wert, sich mit ihm einzulassen. Und heiße Liebe brauchte ihr sowieso keiner zu beteuern. Dieses Thema wurde völlig überbewertet. Erst Liebesschwüre und Sex, dann nur noch Liebesschwüre, und am Schluss? Nichts mehr. Vielleicht wäre eine reine Sexbeziehung überhaupt die bessere Variante? Kein Streit, kein Herzschmerz, nur Spaß.
Dann weiß man wenigstens was man voneinander hat und die übrige Zeit kann man machen, was man will!
Keine Verpflichtungen, keine Vorwürfe, dass der eine zu wenig Zeit für den anderen hat. Genau!
Als sie ihren Blick senkte, blieb dieser an Thorstens Hinterlassenschaften hängen. Grimmig warf Myriam die Zahnbürste, in deren Borsten noch Reste der Zahnpasta klebten, den Kamm, der viel zu selten benutzt worden war und ebenfalls alles andere als sauber aussah, sowie ein paar andere Utensilien, die Thorsten gehörten, in den chromblitzenden Abfalleimer. Pflegeprodukte wie Lotion, AfterShave oder Eau de Toilette hatte er sowieso nie benutzt. Das sei unmännlich, hatte er behauptet. Schade, dass er nicht verstanden hatte, worauf es ankam.
Myriam überlegte, sie brauchte heute noch ein positives Erlebnis. Am besten sie gönnte sich nach der Arbeit einen Einkaufsbummel. Ein hübsches neues Dessous, ganz für sich alleine, wäre so ganz nach ihrem Geschmack. Ob mit oder ohne Mann im Haus, begehrenswert ausstaffiert würde sie sich gleich wieder besser fühlen.
Wer braucht schon die Männer?
, fragte sich Myriam und schüttelte ihre fuchsrote Lockenpracht, als sie aus der Haustür trat.
Alles gehört nun wieder mir. Meine Freizeit, meine Wohnung, mein Geld, mein Leben. Und wenn ein Mann in mein Leben tritt, dann muss er der absolute Hammer sein
.
Die Kosmetikerin
Von außen macht der Laden einen sehr guten Eindruck
, stellte Nadine fest, während sie die mit Rosenblättern, Flakons und Kosmetikartikeln hübsch dekorierte Auslage des Schaufensters studierte. Alles war geschmackvoll angeordnet, mit viel Liebe zum Detail, ohne marktschreierisch auf spezielle Angebote hinzuweisen. Seit kurzem gehörte zur Parfümerie auch ein Kosmetik- und Nagelstudio. Zum Geburtstag hatte Nadine von Sophie, ihrer besten Freundin, einen Kosmetikgutschein geschenkt bekommen. Es war keineswegs so, dass Nadine eine kosmetische Intensivbehandlung nötig gehabt hätte. Nein, sie litt weder unter poriger Mischhaut, hässlichen Pigmentflecken oder unerwünscht starkem Haarwuchs im Gesicht. Es war einfach so, dass sie und Sophie sich ab und an ein kleines Verwöhnprogramm gönnten, mit Peeling und Gesichtsmassage, Wimpernfärben und Augenbrauenzupfen. Noch besser würde ihnen ein gemeinsames Wochenende in einem Wellnesshotel gefallen, natürlich ohne ihre Männer, ein reines Mädchenwochenende. Aber diesem Wunsch hatten die beiden Doms bislang nicht zugestimmt, und darüber konnten sie sich nicht hinwegsetzen. Denn so war das nun mal, wenn man in einer Beziehung lebte, in der der dominante Partner das letzte Wort hatte und der Submissive bereit war, dies zu akzeptieren. Meistens betraf dies zwar nur die Zeit des sexuellen Rollenspiels, aber manche Paare lebten dies auch im Alltag, so wie sie.
Ein Vogelträllern, das dem eines Kanarienvogel ähnelte, erklang lang anhaltend, als Nadine die Ladentür öffnete und eintrat. Der Verkaufsraum war angenehm klimatisiert und in sonnigen Farben gestaltet. Die Decke war in Zartgelb, die Wände in Ocker, Orange und Weiß gehalten. Gut sortierte Regale mit blitzblanken Glasböden präsentierten die Düfte und Kosmetikartikel namhafter Hersteller, sowie eine breit gefächerte Auswahl an Accessoires.
Eine brünette Mittvierzigerin in einem kornblauen Kostüm blickte durch das metallicblaue Gestell ihrer Brille von einer Bestellliste auf und begrüßte Nadine mit einem freundlichen Nicken.
»Guten Tag. Was kann ich für Sie tun?«
»Guten Tag, ich habe einen Termin zur Kosmetik«, erklärte Nadine.
»Sehr
Weitere Kostenlose Bücher