Sein
betonen, dass sein Auszug diesmal endgültig sei. Aufgrund des Knalls, der durch das Treppenhaus hallte, hing nun bestimmt die Nachbarin, welche unter Myriam wohnte, am Türspion. Die alte Hexe würde sich auf keinen Fall entgehen lassen, wer wutentbrannt und trotz des schweren Koffers schwungvoll die Treppe hinunter polterte. Das wusste Myriam genau. Für die nächsten Stunden würde Thorstens theatralischer Abgang das Tagesgespräch Nummer Eins für einige Nachbarinnen sein.
Myriam zuckte mit den Schultern. Genau genommen war wohl bereits der vorausgegangene Streit für die anderen Hausbewohner nicht zu überhören gewesen. Aber egal, sollten die Klatschbasen sich doch das Maul verreißen. Myriam würde sich davon nicht beeindrucken lassen, auch wenn sie sich lebhaft vorstellen konnte, dass diese prüde Wohngemeinschaft es in höchstem Maße unanständig fand, wie die jüngste Mieterin alle paar Monate ihre männlichen Mitbewohner wechselte. Auch wenn sie das überhaupt nichts anging. Mal warf Myriam ihren Mitbewohner nach kurzer Zeit raus, ein anderes Mal hielt dieser es nicht aus, noch länger mit ihr zusammen zu leben.
Myriams Bedauern über das Ende der aktuellen Liebschaft hielt sich in Grenzen. Es war nun mal so, dass ihre Beziehungen eher einer Wohngemeinschaft mit sexueller Nebenbenutzung ähnelten. Nur ungern gab sie ihre Gewohnheiten auf und schloss Kompromisse, wie es wahrscheinlich die anderen im Haus und überhaupt sehr viele Frauen machten. Diese lebten doch nur noch deswegen mit ihren Männern zusammen, weil sie zu bequem waren, sich von ihnen zu trennen. Denn dann hätten sie arbeiten gehen, selbst ihren Lebensunterhalt verdienen und als allein erziehende Mütter den Tagesablauf mit sehr viel mehr Stress managen müssen. Wie viel einfacher war es doch, die Sorge um den leidigen Broterwerb dem Gatten zu überlassen. Und die Männer? Die fanden sich wohl großartig in der klassischen Ernährerrolle, während sich ihre Frauen um Einkauf, Wäschewaschen, Kochen und Kinder kümmerten. Als Überstunden getarnt, erteilte den Männern diese Rollenverteilung sogar noch genügend Spielraum für außerhäusliche Vergnügungen.
Ach, Schatz, ich komm heut später. Ich muss Überstunden machen. – Ach du Armer
…
Im ehelichen Bett lief bei denen schon lange nichts mehr, da war Myriam sich ganz sicher. Oder wenn doch, dann war das so eine öde Rein-Raus-Nummer, genau die Kategorie von Sex, die noch schlimmer war als gar keiner. Es war also bestimmt der pure Neid, dass Myriam es immer wieder aufs Neue schaffte, sich einen jungen Mann zu angeln, mit dem sie Spaß hatte. Wenigstens eine Zeit lang.
Im Augenblick atmete sie auf. Es war vorbei. Endlich. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende, wie man so sagte. Seit Tagen hatte sie sich mit Thorsten, der vor einem halben Jahr bei ihr eingezogen war, nur noch gestritten. Der kleinste Anlass genügte und die Fetzen flogen. Wieso hatte sie sich überhaupt in diesen langweiligen Kerl verliebt? Seine T-Shirts und Jeans waren durchschnittlich wie sein gesamtes ungepflegtes Äußeres. Vor lauter Gefühlsduselei war ihr dies zunächst gar nicht aufgefallen. Oder hatte er sich da noch Mühe gegeben und auch mehr Zeit für sie gehabt? Jedenfalls verbrachte er die Nächte in letzter Zeit lieber mit seinem Computer, wo er Sachen programmierte, von denen sie nichts verstand, als mit ihr Sex zu haben. Wenn er einmal pro Woche das Bedürfnis verspürte, mit ihr ins Bett zu hüpfen, dann verlief das Vorspiel im Dauerlauf und nach nicht einmal zehn Minuten war alles vorbei. Anschließend fiel Thorsten entweder sofort mit lautem Schnarchen in Tiefschlaf, oder er zündete sich eine Zigarette an und schenkte seine Aufmerksamkeit für die nächsten Stunden wieder dem Computer. Beides war absolut nicht das, was Myriam erwartete.
Lieber ein selbstbewusster Single als die deprimierte Hälfte einer mittelmäßigen Partnerschaft. Ihre Hormone mussten einige Schaltungen in ihrem Gehirn durchgeschmort haben, sonst hätte sie es niemals solange mit Thorsten ausgehalten.
Zum Glück war es vorüber. Puh! Ihre besten Freunde lagen verwendungsbereit in ihrer Nachttischschublade, und die sahen nicht nur besser aus, die machten auf jeden Fall mehr Spaß, als sie jemals mit Thorsten erlebt hatte.
Bei einem Kontrollgang durch ihre Zwei-Zimmer-Wohnung suchten Myriams Augen aufmerksam nach Gegenständen, die Thorsten gehörten. Auf keinen Fall wollte sie durch irgendetwas, das er
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