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Seit jenem Tag

Seit jenem Tag

Titel: Seit jenem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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verletzen, wie das, da war ich mir sicher, gar nicht in ihrer Absicht lag.
    Ich war noch immer damit beschäftigt, sie einzuordnen. Unsere Freundschaft war wie ein neues Instrument, das ich noch nicht beherrschte. Sie jedoch hatte herausgefunden, wie genau sie mich spielen musste, und sie genoss es, die Noten zu entdecken, die schräg tönten, wenn sie plötzlich ihre Technik änderte. Eines Tages saßen wir verkatert im Flur und warteten auf den Beginn eines unserer Tutorien und beobachteten eine schwangere ältere Studentin, die schnaufend und keuchend auf uns zukam.
    »Bist du schon mal schwanger gewesen?«, erkundigte Sally sich unschuldig.
    Ich gab mir Mühe, mir meine Bestürzung nicht anmerken zu lassen.
    »N-nein«, stammelte ich.
    »Das ist so verrückt«, sagte sie und richtete ihren Blick in die Ferne. »Als würden deine sämtlichen Sinne auf Hochtouren laufen. Selbst die Farben sehen leuchtender aus.«
    Ich saß erschrocken da und überlegte mir eine passende Antwort, wobei ich mir entsetzt klarmachte, dass wir von lauter Leuten umgeben waren, die jedes Wort mithören konnten. Genau in dem Moment tauchte unser Tutor auf, und Sally rauschte, ohne sich noch mal umzuschauen, auf sein Arbeitszimmer zu. Ich trippelte hinterher und konnte nur hoffen, dass sie meine stumme Reaktion nicht mit Gleichgültigkeit verwechselte, und um das wettzumachen, würde ich ihr, sobald wir allein waren, die richtigen Fragen stellen. Aber als ich es dann versuchte, reagierte sie ablehnend, und ich trat mit dem Gefühl, eine Probe nicht bestanden zu haben, den Rückzug an. Ich hätte mich gern entschuldigt, doch ironischerweise fielen mir, die Worte so sehr liebte, keine passenden ein, die nicht alles noch schlimmer gemacht hätten. Sie litt, ich war allerdings zu unzulänglich, um ihr zu helfen. Ich gelobte mir, mich das nächste Mal mehr anzustrengen.
    Sally verzweifelte an den Männern, die im Angebot waren. »Das sind alles Jungs, verstehst du, was ich meine?«, fragte sie mich gegen Ende unseres ersten Trimesters und ließ abschätzig ihren Blick durch den Gemeinschaftsraum schweifen, der mit zerfledderten Postern des Bergsteigerklubs und Ähnlichem geschmückt war. »Absolut«, stimmte ich ihr zu, obwohl ich heimlich für Matt, einen Jungen aus einem unserer Tutorien, schwärmte, der zum ersten Mal, seit ich weiß nicht wann, diese sonst an James gebundene Empfindung bei mir weckte. Er hatte sich mit Lola angefreundet und mir erzählt, dass er zu ihrem Geburtstagsumtrunk in ein paar Wochen eingeladen war. Ich war nie davon ausgegangen, dass Jungs sich für mich interessieren könnten, aber da ich wusste, dass meine keimende Schönheit langsam zum Durchbruch kam, klammerte ich mich an die Vorstellung, dass er ein Motiv haben musste, dies in das Gespräch miteinfließen zu lassen, während wir Schlange für das braune Brackwasser standen, das als Kaffee angeboten wurde. Als er zudem noch für meinen zahlte, war ich mir fast sicher.
    In der nächsten Stunde ließ Sally mich auffliegen, als sie mein dämliches Erröten bemerkte, das mein Gesicht überzog, nachdem er mich gefragt hatte, was ich von den Sonetten hielt, die unser in Schönheit ergrauter Tutor Dr. Roberts uns zum Lesen gegeben hatte. Sie kitzelte es aus mir heraus und sah ihn dann mit schräg gelegtem Kopf an.
    »Ich glaube, ich kann es erkennen«, sagte sie mit einer Stimme, die das genaue Gegenteil nahelegte, »wenn man auf einen Schmusekater steht.«
    »Was meinst du damit?«, hakte ich nach und musste gegen meinen Willen lachen.
    »Ach, du weißt schon«, sagte sie und hielt ihre Hand wie eine Pfote, um sich sanft übers Gesicht zu streicheln. In solchen Dingen war sie unschlagbar und traf den Nagel jedes Mal auf den Kopf, und ich wusste sofort, was sie meinte. Er hatte was Langsames und Weiches, eine Sanftheit, über die man sich entweder lustig machen oder die man schätzen konnte. Ich beobachtete ihn, als er fleißig und mit Bedacht seine Bücher und Hefte ausbreitete, die Stifte ordentlich in Reih und Glied. Mir gefiel es, dass er sich solche Mühe gab, und es trug zu meinem Gefühl bei, dass er sich um mich kümmern würde, wenn ich ihn ließe.
    »Ich denke, das mit uns könnte was werden«, sagte ich.
    »Dann frag ihn doch, ob er mit dir ausgehen möchte«, meinte Sally und knuffte mich so hart in die Rippen, dass mir fast die Luft weggeblieben wäre. »Oder ich tue es.«
    »Auf keinen Fall!«
    Ich war viel zu schüchtern, um etwas derart Kühnes zu tun,

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