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Seitensprung ins Glück

Titel: Seitensprung ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary E Mitchell
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schrill.
    Marcie schnaubt verächtlich. Mir fällt auf, dass ich das gleiche Gespräch mit ihr führe wie mit meiner Mutter. Nur der Schimpfname hat sich geändert. Teddy ist vom Potz zum Arschgesicht avanciert.
    »Er ist noch nicht mal zwei Wochen weg«, sage ich. »Findest du nicht, dass mir ein paar Illusionen zustehen?«
    Sie sieht mich unendlich mitfühlend an, als wäre ich eine alte Frau, die sich gerade die Bluse mit pürierten Karotten vollgekleckert hat. »Deine Ehe konntest du doch vom ersten Tag an in die Tonne treten«, verkündet sie. »Da helfen auch keine Illusionen.«
    Ganz schön hart, diese Marcie.
    »Du hörst dich an wie meine Mutter«, werfe ich ihr vor.
    »Deine Mutter gefällt mir«, erwidert Marcie.
    »Und mir gefällt dein Haarschnitt nicht«, entgegne ich, doch sie lacht nur, drückt mich an sich und hüllt uns beide in den teuren Duft ihres lächerlichen Pummelchen-Parfüms.
    »Das war eine üble Sache für dich, Rosie«, sagt sie und tätschelt mir den Rücken. »Und wenn dein Mann kein Arschgesicht ist, dann ist Inga ganz sicher eins.«
    Schrecklich. Jetzt kullern schon wieder die Tränen, obwohl ich nur ein einfaches Gespräch führe. Marcie bemerkt sie auch, obwohl ich mich bemühe, sie hastig wegzuwischen. Himmel, sie ist auch noch schuld daran, weil sie Inga erwähnt hat, die Frau, die mir geholfen hat, Teddys und mein Schlafzimmer einzurichten, die Freundin, die immer behauptete, ich sei so, wie ich bin, schön. Dreizehn Jahre lang waren wir befreundet, seit wir im College zusammen einen Kurs in Psychologie besucht haben. Wir haben alles miteinander durchgestanden, die schlechtesten Zeiten und die besten Diäten – nicht, dass sie es je nötig gehabt hätte, eine zu machen. Sie hat mir Zucchini-Champignon-Aufläufe gebacken und dafür Diätmargarine statt Butter verwendet, und ich habe ihr immer ehrlich gesagt, was ich über ihren jeweiligen Freund dachte. Ich war diejenige, die sie aufgeheitert hat, wenn sie einsam war oder selbst einmal sitzengelassen wurde.
    Marcie klopft sachte auf den Aktenordner, den sie auf meinen Schreibtisch gelegt hat, und holt mich so zurück auf den Boden. »Eleanor Scudder«, sagt sie sanft. »Um halb neun kam ein Anruf von der Zahnarztpraxis in Mineola.« Sie schiebt die Brille auf ihrer perfekten Nase nach oben. »Wir unterhalten uns später weiter, ja? Und weißt du auch, warum?«
    »Warum?«
    »Weil ich dich mag, du Dussel.«
    Aus Marcies Mund ist das ein Kompliment. Ihr schwarzer Nagellack glänzt, als sie mir die Hand tätschelt und geht. Ich brüte in meinem Kabuff vor mich hin, und der überteuerte doppelte Latte Macchiato auf dem Schreibtisch vor mir wird kalt. Woher will Marcie eigentlich wissen, dass meine Ehe vom ersten Tag an schlecht war? Ich kann mich an schöne Vormittage im Bett erinnern, zusammen mit meinem frischgebackenen Ehemann, an gewagte Liebesspiele am Strand (wir hatten Sand in jeder Hautfalte), daran, wie Teddys Gesicht aussah, als er meinen Brautschleier vor dem Altar zurückschlug. Wie hatte er ausgesehen? Nervös. Ängstlich. Als hoffte er, er könne mich glücklich machen. Oder er hatte gehofft, dass er nicht dabei war, einen Fehler zu begehen.
    Ich versuche, auf und ab zu gehen, aber dafür ist wirklich kein Platz. Fünf Tage die Woche bin ich in diesem winzigen Büro in einem nichtssagenden Gebäude aus Ziegelstein gefangen, eingezwängt wie eine Wüstenrennmaus in einem billigen Plastikkäfig. Die Büros von EPT im ersten Stock haben so dünne Wände, dass man bei jedem falschen Anruf mithören kann, den Marcie entgegennehmen muss. Nein, höre ich sie mindestens einmal pro Tag sagen, hier ist nicht die Hot line für den Schwangerschaftstest. Wählen Sie die Acht hunderter-Nummer auf der Verpackung, Kindchen . Sie ist überraschend sanftmütig zu diesen falsch verbundenen Anruferinnen, von denen die meisten, stelle ich mir vor, jung, verwirrt und zu Tode verängstigt sind – vielen unserer Schützlinge nicht unähnlich.
    Ich nippe an dem kalten Kaffee und wappne mich innerlich für das Telefonat mit Eleanors Chef. Ein Anruf aus Dr. Sharpes Praxis kann nur eines bedeuten: Eleanor hat einen roten Lappen gesehen. Elanor ist mein Schützling mit Downsyndrom. Sie putzt seit fünf Monaten in dieser Arztpraxis in Mineola. Sie war ein wahrer Segen für alle Beteiligten, hauptsächlich, weil sie eine ungewöhnliche Liebe zu Staubsaugern hegt. Sobald das Gerät einmal eingeschaltet ist, fühlt sich Eleanor von dem Brummen und

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