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Seitensprung ins Glück

Titel: Seitensprung ins Glück
Autoren: Mary E Mitchell
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Vibrieren angeregt und schiebt das Gerät auf dem Teppichboden unermüdlich vor und zurück, vor und zurück. (Teddy ging es ähnlich mit den elektrischen Massagematten, die es in den Zimmern billiger Motels gab. Man kennt einen Mann eben erst dann wirklich, wenn man mal mit ihm in einem billigen Motel gewesen ist. In dieser Umgebung zeigt er seine wahre Natur.) Wie dem auch sei, die Zahnärzte haben mir gesagt, dass sie gar nicht gewusst haben, was sauber bedeutet, bevor Eleanor zu ihnen kam. So mussten wir nur den Punkt mit den roten Putzlappen klären. Eleanor fängt bei ihrem Anblick an zu weinen. Niemand weiß, woher das kommt, aber sobald man Eleanor ein rotes Tuch zum Staubwischen gibt, bricht sie in unkontrolliertes Schluchzen aus, das andauert, bis man sie vom Arbeitsplatz wegholt. Den Zahnärzten wurde nahegelegt, ihre Putzutensilien von Zeit zu Zeit durchzusehen, aber wer weiß, vielleicht ist irgendjemandem eine Panne unterlaufen.
    Ich will gerade zum Telefon greifen, um in der Praxis anzurufen, als es klingelt. Ich wusste, dass Teddy anrufen würde. Ich wusste es.
    »EPT. Roseanna Plow«, melde ich mich so professionell wie möglich. »Hier ist Ham. Mickey Hamilton vom SaveWay.« Mein Herz sinkt. Milton. Er hat wieder Babys geküsst. »Wie läuft es so bei Ihnen, Mr Hamilton?«, frage ich. »Bitte«, sagt er. »Mr Hamilton ist mein Vater.« »Mickey«, sage ich. »Ham«, korrigiert er mich. Aber Ham – Schinken! – kommt mir einfach nicht über die Lippen. »Tja, also«, sagt er nach einigen Sekunden des Schweigens,
    »hier läuft alles bestens.« »Sehr schön!«, äußere ich leicht verwirrt. »Und Milton …« »Milton geht’s auch bestens.« »Gut!« »Ich, äh, habe mich etwas gefragt. Sind Sie eigentlich verheiratet?« »Wie bitte?« »Sind Sie verheiratet?« Ich bin schockiert. Diese Frage aus dem Mund eines Mannes, der eigentlich nie spricht. »Ja, na ja, kann man so sagen.« »Ich werde Sie nicht darum bitten, das genauer zu erklä
    ren.« »Gut.« »Aber hätten Sie Lust, mal mit mir zum Essen zu gehen?« Ich starre aus dem kleinen Fenster meines Büros. Ein rotes Auto fährt vorbei, dann ein schwarzes. Eine kleine Spinne kriecht am Fenster hoch.
    »Halten Sie das wirklich für eine gute Idee?« – »Ja, durchaus«, sagt er.
    Die Spinne baumelt sachte an einem unsichtbaren Faden hin und her. Inga, fährt es mir plötzlich durch den Kopf. Blöde, miese Inga. Was für eine Freundin ist sie?
    »Sind Sie verheiratet?«
    »Nein, bin ich nicht.«
    Ich warte.
    »Geschieden«, sagt er.
    Ich sage es nicht, aber ich bin überzeugt, dass er die Verantwortung für die Scheidung trägt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Scheidung nicht die Schuld des Mannes ist. Und wer will mit so einem Mann ausgehen?
    »Ich rufe Sie zurück«, sage ich zu Mickey Hamilton.
    »Bitte«, sagt er, »tun Sie das.«
    Ich lege auf, und einige Minuten lang kann ich nicht wieder abheben. Ich wusele in meinem engen Büro herum, hänge meinen Blazer von der Stuhllehne an den Wandhaken, verteile ein paar Akten auf dem Regal. Was könnte ich gesagt oder getan haben, das einen ehemaligen Metzger dazu veranlasst haben mag, mit mir ausgehen zu wollen? Hat meine Mutter ihn auf die Idee gebracht? Zuzutrauen wäre es ihr. Aber wie sollte das gut gehen? Wenn ich ihm nach ein paar Long Island Iced Teas und einem protzigen Dinner in einem Steakhaus womöglich sagen würde, dass ich mir nicht vorstellen kann, ihn wiederzusehen, ihn zu küssen oder mit ihm auf seinem Wasserbett in Form eines Hamburgers zu kuscheln, würde Milton dann etwa gefeuert? Schikaniert? Kritisiert? Ich seufze und schnippe eine tote Fliege vom Aktendeckel. Dabei wäre es schön, Teddy eifersüchtig zu machen.
    Ich greife zum Telefon und rufe in der Zahnarztpraxis an. Dr. Sharpes Sprechstundenhilfe ist völlig aufgelöst angesichts des Zustandes, in dem sich die Praxis befindet. Überall Eimer und Wischmops. Der Staubsauger lief noch, als sie morgens kam.
    »Es war meine Jacke«, gesteht die Sprechstundenhilfe mir. »Sie ist rot. Ich hab sie im Büro gelassen, als ich nach Hause gegangen bin. Sie muss heruntergefallen sein. Alles ist ein einziges Chaos!«
    »Und Eleanor?«
    »Sie war hier, als ich kam.«
    »War sie etwa die ganze Nacht da?«
    »Sie hatte ja auch eine Menge damit zu tun, alles kurz und klein zu schlagen.«
    »Hat denn die Betreuerin ihrer Wohngruppe nicht nach ihr gesehen? Hat niemand versucht, sie zu finden?«
    »Anscheinend nicht. Heute morgen
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