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Seitenwechsel

Seitenwechsel

Titel: Seitenwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leipert Sabine
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blöde Kuh, sie mich als beleidigte Ziege. Und so blieb diese Krise schließlich unbewältigt.

Der richtige Zeitpunkt
    »Hannes? Karina? Wo steckt ihr?«, rief Tina zielsicher die Treppe zu Hannes’ Schlafzimmer hoch. Es war halb acht morgens, Hannes hatte mich gerade mit einem Frühstück im Bett überrascht, und jetzt befanden wir uns definitiv in einer Situation, in der man selbst der besten Freundin nicht unbedingt erzählen wollte, wo man gerade steckte. Tina stapfte energisch durch Hannes’ Wohnzimmer, während wir überrascht innehielten.
    »Wir kommen gleich«, rief Hannes etwas gepresst, und wir mussten trotz der abgedroschenen Doppeldeutigkeit kichern.
    »Wieso hat Tina überhaupt einen Schlüssel zu deiner Wohnung?«, flüsterte ich.
    »Na ja, ich habe sie als Babysitterin herbestellt, für den Fall, dass du kalte Füße bekommst. Ich muss gleich nämlich noch mal in die Redaktion.«
    »Sehr rücksichtsvoll.«
    Hannes grinste mich etwas verkrampft an. »Können wir das hier trotzdem zu Ende bringen? Es wäre vielleicht kein gutes Omen, wenn unser letztes Mal vor der Ehe so … unvollständig bleibt.«
    »Ist da etwa jemand abergläubisch?«, zog ich Hannes auf, aber er konnte im Moment nur bedingt auf meine Stichelei eingehen.
    »Karina?!«, stöhnte Hannes, und es war eindeutig kein zufriedenes Stöhnen.
    »Aber natürlich, Liebling, schließlich muss ich ab heute meine ehelichen Pflichten erfüllen.« Hannes verdrehte die Augen, während Tina sich unten einen Kaffee eingoss.
    »Was ist denn nun?«, rief sie ungeduldig zu uns hoch.
    »Äh, Tina, kannst du dir mal mein Kleid angucken? Ich befürchte, es hat eine Laufmasche.« Oder gab es die nur bei Strumpfhosen? Egal. »Auf jeden Fall stimmt da irgendetwas nicht. Wir müssen gerade noch …« Ich sah Hannes hilfesuchend an.
    »Ähm, unsere Reden zu Ende schreiben!«
    Tina stürzte mit einem theatralischen »O Gott, eine Laufmasche, das ist ja der Hochzeitssupergau« hinüber in meine Wohnung und ließ Hannes und mir freie Bahn für einen gelungenen Start in unseren Hochzeitstag.
    Als ich zehn Minuten später zu ihr stieß, hing mein Hochzeitskleid völlig intakt an meinem Schrank und Tina grinste mich breit an. Sie wusste genau, was wir da oben noch zu Ende gebracht hatten, ließ sich aber nichts anmerken. »Das Kleid ist wieder in Ordnung.«
    »Gut. Und was machen wir jetzt?«, fragte ich möglichst unschuldig.
    »Heiraten, Schätzchen.«
    Mit einem Mal mussten wir beide lachen. Tina gluckste los: »Dass ich das noch erleben darf, du vor dem Traualtar!«
    »Standesamt, Tina, wir heiraten nur standesamtlich.«
    »Es ist trotzdem bindend, ich hoffe, das hat man dir vorher gesagt!«
    »Ha ha«, aber ich konnte mich trotzdem vor Lachen nicht mehr halten. Es war vermutlich eher ein hysterisches Lachen, aber entgegen aller Befürchtungen freute ich mich sogar auf meine Hochzeit. »Außerdem, wer von uns beiden ist denn hier schon geschieden?«
    »Aus Liebe, ich habe mich nur aus Liebe scheiden lassen.«
    »Sicher, das macht es natürlich weniger verrückt.«
    Wir kicherten weiter etwas debil vor uns hin, und ich wusste, dass Tina trotz ihrer Erfahrung in diesen Dingen genauso aufgeregt war wie ich. Wir kriegten uns erst wieder ein, als Hannes sich frisch geduscht, rasiert und mit dem Hochzeitsanzug über dem Arm bei mir verabschiedete. »Wir sehen uns dann um Viertel vor zwei vorm Standesamt.«
    Ich hatte das Gefühl, für ihn war unsere Hochzeit nur ein weiterer Termin in seinem vollgestopften Terminkalender, aber gerade das fand ich so angenehm. Ich wollte kein großes Brimborium, keine Limo, die mich abholte, keine Rosenblätter auf dem Weg zum Standesamt. Ich wollte einfach nur heiraten. Aber Tina sah das anders: »So Schätzchen, jetzt ab unter die Dusche, dann geht es zu Henning, unserem Haarstylisten, dann treffen wir Özlem zum Mini-Junggesellinnenabschied im Café Sehnsucht, dann fahren wir zu mir, ziehen uns um und machen uns schick, und dann kommt Aygüns Bruder vorbei und holt uns ab, dann gehen wir mit Aygüns Familie zu Mittag essen, Henning wirft noch einen letzten Blick auf unsere Frisuren und dann ist es auch schon so weit.«
    »Wow, und das schaffen wir alles noch vor der Hochzeit?«
    »Natürlich, das ist doch das Gute bei einer Doppelhochzeit. Wir machen alles …«
    »Doppelt?«
    »Zusammen, Schätzchen, zusammen! Also los.«

    Als Tina und ich schließlich pünktlich um halb zwei in der üppig geschmückten Stretch-Limo, in der Aygüns

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