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Selber schuld!: Ein Wegweiser aus seelischen Sackgassen (German Edition)

Selber schuld!: Ein Wegweiser aus seelischen Sackgassen (German Edition)

Titel: Selber schuld!: Ein Wegweiser aus seelischen Sackgassen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raphael M. Bonelli
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sensationslüsternen Boulevardpresse. Schuld ist sogar ein Thema im Sport, wie die Rote Karte des Schiedsrichters beweist. Hand aufs Herz – das menschliche Zusammenleben ist immer ein Geben und Nehmen: Man wird an uns schuldig – und wir werden an anderen schuldig. Darum muss Schuld auch ein Thema in der Psychotherapie sein – und nicht nur verdünnt als Schuldgefühl.
    Warum sich der Mensch mit seiner Schuld schwertut, ist schnell erklärt. Schuld ist schmerzhaft. Besser gesagt: unverdrängte Schuld ist schmerzhaft, weil sie den Menschen daran erinnert, dass seine Handlungen nicht seinen eigenen Prinzipien entsprechen. Und weil Schuld beängstigend ist, drängt man sie so gerne ins Unbewusste ab, und ist danach an der Oberfläche wieder schmerzlos fehlerfrei. Das Kratzen an dieser makellosen Fassade ist damit bedrohlich – weil man etwas zu verstecken, sozusagen Leichen im Keller hat. Die Verdrängung der eigenen Schuld ist übrigens der Normalfall – es bedarf eines aktiven Bemühens, seiner eigenen realen Schuld im Rahmen einer Selbsterfahrung oder einer Gewissenserforschung ins Auge zu blicken. Dieses suchende Bemühen setzt das Bewusstsein voraus, dass man selbst fehleranfällig ist. Und das fehlt heute vielen.
    Heinrich Faust baut Mist
    In Johann Wolfgang Goethes »Faust« verstrickt sich der Held immer tiefer in Probleme. Er lässt sich aus reiner Neugier, Langeweile und Lebensüberdruss auf die Ratschläge des Mephistopheles ein, der sofort das erhebliche Defizit an Selbstverwirklichung aufdeckt. Ein Liebestrunk à la Viagra forte macht aus dem verkopften Intellektuellen einen wagemutigen Latin Lover. Keine Frage, Faust hat viel zu lange seine Triebe unterdrückt, das ist definitiv ungesund! Gleich darauf begegnet Faust dem jungen, unschuldig-naiven Gretchen, das gerade von der Beichte kommt. Er entbrennt ob der pharmakologischen Unterstützung in heftiger Leidenschaft und verspürt das dringende Bedürfnis nach Triebentladung (Faust zu seinem Kumpel Mephisto: »Hör’, du musst mir die Dirne schaffen!« ). Der hilfsbereite Mephisto unterstützt ihn einfühlsam (Mephisto zu Faust: »Mit Sturm ist da nichts einzunehmen. Wir müssen uns zur List bequemen.« ). Mit teuflischen Tricks baggert Faust nun die bigotte Unschuld an, indem er sie mit Schmuck und Schmeicheleien beeindruckt. Das ist ihre Schwachstelle. Gegenüber der Nachbarin Marthe ist Faust sogar bereit, einen Meineid zu schwören, um an sein Triebziel heranzukommen. Manchmal hat er Gewissenszweifel, es kommen da so komische Gedanken, dass er das Mädchen ins Unheil stürzen werde, dass seine Begierde sie verderben könnte. Aber er schiebt diese krankhaften Skrupel weg, lässt nicht ab von ihr: schließlich muss er sich endlich selbst verwirklichen! Und Gretchen will ja auch. Die ist nämlich in der Zwischenzeit auch ohne Medizin völlig hinüber und singt voller Sehnsucht am Spinnrad: »Meine Ruh ist hin, mein Herz ist schwer …« Sie macht sich noch kurz Sorgen wegen seiner mangelnden Religiosität, lässt sich aber von Fausts pseudoreligiöser Rhetorik schnell einlullen.
    Faust drängt sich in der Folge in ihre Schlafkammer, nachdem die beiden Turteltäubchen Gretchens Mutter mit einem Giftfläschchen ausgeschaltet haben, damit die von ihrem lustigen Treiben nichts hört. Die Schuldspirale dreht sich weiter, indem Faust mit Mephistos einfühlsamer Hilfe Gretchens Bruder im Zweikampf erdolcht. Gretchen sinkt weinend an der Seite ihres Bruders nieder, doch dieser weist sie sterbend zurück. Das ist der Super-GAU: Angsterfüllt und aufgewühlt von Schuldgefühlen wegen des Todes ihrer Mutter, des Todes ihres Bruders und ihrer unehelichen Schwangerschaft, stürzt Gretchen zum Dom, wo sie ohnmächtig zu Boden sinkt.
    Faust hingegen flieht vor der Katastrophe, das ist alles viel zu belastend für ihn. Er lässt sich vom empathischen Mephisto zur Walpurgisnacht mitnehmen, um sich von seinem schlechten Gewissen abzulenken. Abstand gewinnen zur Traumabewältigung. Doch mitten in der Party überkommen ihn wieder diese lästigen und völlig überflüssigen Schuldgefühle wegen Gretchens Unglück. Die hat inzwischen in der Einsamkeit ihr Kind geboren, es in ihrer Verzweiflung ertränkt und wurde dafür in den Kerker geworfen. Nun soll sie als Kindsmörderin hingerichtet werden. Faust versucht, sie mit Hilfe des Mephisto zu befreien. Doch Gretchen will aus Sühne für ihre Sünden die Strafe annehmen. Reuig befiehlt sie sich der Gnade Gottes an:

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