Selfmade: erfolg reich leben (German Edition)
Frage nach ihrem Einkommen oder nach der Höhe ihrer Ersparnisse zurückhaltend reagierten. Offenbar scheuen sich viele Menschen vor einem Finanz-Striptease.
Eine ehrwürdige Privatbank, die für ihre erfolgreiche Vermögensverwaltung viele Auszeichnungen erhalten hat, lud eine Runde sehr erfolgreicher und besonders reicher Unternehmer zur Präsentation einer innovativen Geldanlage-Idee ein. Ich war gespannt, wer alles kommen würde, hörte dann jedoch von einigen der Angeschriebenen: Das Thema sei zwar interessant, man werde aber der Einladung nicht folgen. Sie wollten nicht in einem solchen Rahmen gesehen werden. Niemand sollte wissen, dass sie in der Lage wären, einen größeren Geldbetrag anzulegen. Stattdessen baten sie den Bankexperten um einen diskreten Einzeltermin.
Geld ist eben für viele Menschen absolut Privatsache – bei den Wohlhabenderen aus Angst vor Neid, bei den Geringverdienenden manchmal aus Scham.
Meine Eltern zum Beispiel wussten nicht, wie viel Ersparnisse der andere jeweils hatte. Ich glaube sogar, dass meine Mutter nicht einmal wusste, was mein Stiefvater genau verdiente, und umgekehrt. Mir gegenüber verloren sie niemals ein Wort über unsere Finanzsituation. Vielleicht ist es ja richtig, Kinder bis zu einem gewissen Alter mit diesem Thema nicht zu behelligen; aber ich erfuhr auch, als ich volljährig war, keinen Deut mehr von ihnen.
So wie sexuelle Aufklärung ratsam ist, braucht man auch finanzielle Aufklärung. Doch beim Thema Geld waren meine Eltern eben enorm verklemmt. Ich glaube, dass nicht wenige Menschen öfter mal klamm sind, weil sie nicht wissen, wie man mit Geld umgeht, und weil sie zu verklemmt sind, um darüber zu reden.
Bis heute ist Geld für viele Menschen ein Tabuthema – leider. Genauso verdrängen viele die finanziellen Folgen von Alter, Krankheit und Tod. Oder gehören Sie zu den 5 Prozent der Berufstätigen, die ein Testament gemacht haben? Bezeichnenderweise benutzen wir für Geld in unserer Gesellschaft häufig negative Begriffe wie »Kohle«, »Schotter«, »Asche« oder »Kröten«. Dabei kann sich unser Vermögen viel besser vermehren, wenn wir eine positive Einstellung zum Geld gewinnen.
Geld zu haben, ist kein Problem, aber keins zu haben, kann ein großes Problem sein. Geld kann zwar negative Assoziationen auslösen, etwa: mehr Arbeit, hohe Steuern, viel Neid. Man kann es aber auch positiv interpretieren – dann bedeutet Geld: Sicherheit, Wohlstand oder Freiheit.
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Bestimmt haben Sie schon von der berühmten Finanzzeitung The Economist gehört. Ein Economist – oder kurz Eco – ist jemand, der sich mit Geld gut auskennt. Schließen Sie sich einfach der €C 6 -Bewegung an: Das sind Menschen mit gutem ökonomischem Sachverstand und einem positiven Verhältnis zum Geld. Werden Sie ein €C 6 !
Ich erinnere mich noch an mein erstes Geld-Erlebnis. Ich war fünf Jahre alt und lebte mit meiner Mutter in Bremen in einem Wohngebiet, das aus umgebauten Kasernen bestand. Wir hatten dort eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung und eines Tages ging ich in den Kaufmannsladen um die Ecke und suchte mir einige schöne Dinge zum Spielen und zum Naschen aus. Als ich dann an der Kasse vorbeigehen wollte, fragte mich die Kassiererin, ob ich nicht bezahlen wollte. Ich schaute sie nur erstaunt an und hatte mein Aha-Erlebnis. Blitzartig wurde mir klar: Wenn man etwas kaufen will, wird eine Gegenleistung verlangt – man braucht dazu diese Tauschmittel aus Metall und Papier.
Von da an war ich neugierig auf alles, was mit Finanzen zu tun hatte. Es machte mir beispielsweise richtig Spaß, in das Portemonnaie meiner Mutter zu schauen, das voller Münzen war. Manchmal nahm ich sie kurz raus, stapelte sie und spielte mit ihnen, aber ich legte sie immer wieder zurück.
Niemals während meiner ganzen Kindheit und Schulzeit bekam ich auch nur das Geringste über Karriere, Einkommen und Vermögen zu hören. »Wer ein guter Schüler ist, aus dem wird auch etwas« – das war alles, was zu diesem Thema gesagt wurde. In unserer Schulklasse wollten wir Jungs alle Pilot oder Arzt werden. Das waren Berufe mit Image und sie versprachen hohe Einkünfte.
Aber auch heute behaupten noch viele Menschen, an ihrem attraktiven Beruf interessiere sie nur die abwechslungsreiche Tätigkeit – das damit verbundene höhere Einkommen sei ihnen eigentlich egal. Aber das trifft wohl nur in seltenen Fällen wirklich zu. Wer acht oder mehr Stunden täglich seinem Job nachgeht, macht
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