Sengende Nähe - Singh, N: Sengende Nähe
‚Ich Tarzan, du Jane‘ anfängst, trete ich dir in den Hintern und werfe dich aus dem Bett.“ Sie legte die Hände auf seine Schultern, pikste ihn mit ihren Krallen. „Hast du verstanden?“
„Du willst mich rausschmeißen?“ Seine Mundwinkel hoben sich ganz langsam, und dann lächelte er breit. „Nur zu, vielleicht gelingt es dir ja.“
Seit wann löste ein Lächeln so tiefe Empfindungen in ihr aus? „Vielleicht machst du dir Illusionen – und ich bin sicherlich komplett verrückt, so etwas überhaupt in Erwägung zu ziehen, aber wir könnten es ja versuchen.“
Innerlich fletschte Rileys Wolf die Zähne. Er wollte Mercy besitzen, war so voller Verlangen nach ihr, dass es fast schmerzte. Das war mehr als Sex, auch wenn die sture Raubkatze es nicht zugeben wollte. Aber da ein Frontalangriff nichts bringen würde, würde er eben zu Katzenmethoden greifen und sich von hinten anschleichen. Selbst wenn er die Konkurrenten mit seinen eigenen Krallen beiseiteschaffen musste … sie hätten sich ihm eben nicht in den Weg stellen dürfen. Denn Mercy gehörte zu ihm.
19
Am nächsten Vormittag unterhielt sich Riley mit Judd, als sie beide in der Weißen Zone auf ein paar Achtjährige aufpassten, während die Lehrer Pause machten. „Hat sich deine Kontaktperson gemeldet?“
„Sie meint, der Rat leugne, dass der Schütze und die anderen Gewalttaten etwas miteinander zu tun hätten.“ Judd klang kühl und konzentriert. „Könnte natürlich auch die Wahrheit sein.“
Riley wusste inzwischen einiges über das Medialnet, er überlegte einen Augenblick. „Könnten die rebellischen Aktivitäten der Auslöser sein?“
Der andere nickte. „Silentium ist nicht eines Tages wie durch Zauberhand entstanden – die Medialen haben diesen Weg gewählt, weil ein phänomenal hoher Anteil von uns wahnsinnig wurde. Wenn Silentium nun langsam bröckelt …“
„Wird noch mehr von diesen Dingen auf uns zukommen. Wie damals, als Dorian Mord und Selbstmord in einer Familie entdeckt hat.“ Nachdem seine Konditionierung nicht mehr richtig funktioniert hatte, hatte das Familienoberhaupt sämtliche Familienmitglieder brutal abgeschlachtet und sich dann selbst gerichtet.
„Genau.“ Judds Blick war düster.
Riley verstand ihn. Die Laurens hatten das Medialnet verlassen, aber sie sorgten sich immer noch um diejenigen, die in der gefühllosen Welt von Silentium gefangen waren … und doch erhielt möglicherweise gerade Silentium sie noch am Leben. „Aber wenn es nun nicht an den Schwierigkeiten im Medialnet liegt“, sagt er. „Wie wahrscheinlich ist das?“
„Sehr wahrscheinlich“, antwortete Judd zu Rileys Überraschung. „Offensichtlich stand der Schütze unter irgendeinem Zwang. Das könnte bei den anderen Tätern ebenso gewesen sein.“ Er sah Riley an. „Wenn der Mann überlebt, den wir gestern gefunden haben, wissen wir vielleicht bald mehr.“
Riley dachte an die Bilder, die er gesehen hatte. „Ihm ist beinahe das Gehirn aus den Ohren herausgekommen – selbst wenn er überlebt, wird er sich kaum mehr erinnern können.“
„Aber wenn er unter einem Zwang stand, hat der Telepath, der ihn programmiert hat, möglicherweise seinen geistigen Fingerabdruck hinterlassen.“ Er zögerte. „Ich werde meinem Kontakt nichts über den Überlebenden übermitteln.“
„Ist wahrscheinlich besser so – die Leoparden halten sich sehr bedeckt, was ihre Informanten angeht.“ Der Offizier in ihm verstand ihre Vorsicht, aber der Mann mochte diesen Beweis für die Grenzen zwischen den Rudeln nicht, für ihn stellte es eine unüberwindliche Schranke in der Beziehung zu Mercy dar.
„Kann ich ihnen nicht verübeln – Vertrauen muss man im Medialnet teuer bezahlen.“
Riley schoss einen Ball zurück, der ihm vor die Füße gerollt war. „Ist deine Kontaktperson vielleicht das ominöse Gespenst?“, fragte er. Der Rebell war inzwischen so bekannt, dass man auch außerhalb des Medialnets von ihm sprach.
„Ja.“
„Weißt du, wer es ist?“
Judd sah den Kindern beim Spielen zu, war aber mit den Gedanken offensichtlich woanders. „Ich habe einen Verdacht, aber das Gespenst ist äußerst vorsichtig. Deshalb werde ich mich sogar mit Spekulationen zurückhalten, solange es nicht von sich aus den Schleier lüftet.“
„Wie du meinst.“ Riley verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber bist du sicher, dass man sich auf sein Wort verlassen kann?“
„Es ist gefährlich“, sagte Judd. „Manchmal sogar brutal. Es
Weitere Kostenlose Bücher