Sengende Nähe - Singh, N: Sengende Nähe
überzeugt, dass es ihnen gut geht.“
Ihr Herz schmolz dahin. „Ich habe sie heute auch schon angerufen.“
„Haben sie erwähnt.“ Sein Blick hielt ihre Augen fest, wirkte ganz ruhig und sachlich … wäre nicht die sengende Glut darin gewesen. „Deine Katze konnte es auch nicht auf sich beruhen lassen.“
„Niemals.“ Das gehörte einfach zu ihnen – dieses Bedürfnis, die Schwachen zu beschützen. „Ihnen scheint es gut zu gehen. Diese Jen ist ziemlich pfiffig.“
„Sie will wie du werden, wenn sie erwachsen ist.“
Mercy lächelte. „Ich muss dir auch noch etwas erzählen – Nash schweigt wie ein Grab über seine Forschungen.“
„Lass ihm ein paar Tage Zeit“, sagte Riley. „Vielleicht ändert er seine Meinung noch.“
„Es geht ja schließlich um seinen Schutz.“ Im Kopf notierte sie sich, dass sie Ashaya bitten würde, Nash zu befragen – der Luchs öffnete sich vielleicht leichter einer anderen Wissenschaftlerin. „Worüber wolltest du denn mit mir reden?“
Um Rileys Mund hatten sich weiße Linien gebildet. „Judd hat die Bestätigung bekommen, dass jemand tatsächlich den Schützen manipuliert hatte, durch einen Befehl, der tief in seinem Gehirn verankert worden war.“
Verdammt. Der arme Mann hatte ihr ganzes Mitleid, dass man ihn zu einer Marionette gemacht hatte, und gleichzeitig verspürte sie einen großen Zorn auf diejenigen, die Leute so herzlos missbrauchten. „Man würde es ja gerne als Auseinandersetzung zwischen Medialen abtun“, sagte sie, „aber es betrifft uns alle.“ Sie erzählte Riley von dem Selbstmord des Professors. „Er hätte auch die Jugendlichen mit in den Tod nehmen können.“
„Wir wissen nicht, ob er auch manipuliert war.“
„Das wäre ein eigenartiger Zufall!“ Sie knirschte mit den Zähnen. „Der Menschenbund nennt die Medialen seine Feinde, aber sie gleichen sich so sehr darin, Unschuldigen etwas anzutun.“
Rileys Augen glitzerten bernsteinfarben. „Du musst das loswerden. Lass uns spazieren fahren.“
Verlangen und Wut explodierten in ihr. „Nein, danke.“ Gerade weil das Bedürfnis sie beinahe überwältigte, an seinem kräftigen Hals, dem trotzigen Kinn zu knabbern. Und erst recht, weil sie sich vorstellte, wie sich ihre Gliedmaßen im Wagen umeinanderschlangen.
Jetzt war der Wolf in seiner Stimme zu hören. „Hast du Angst, mit mir allein zu sein?“
„Ich hab zu tun.“ Was trotz ihres heftigen Begehrens die Wahrheit war. „Ich will meine Arbeit erst noch abschließen.“ Und ich muss mit diesem Verlangen irgendwie abschließen, bevor es jeden Winkel meines Lebens ausfüllt. Denn wenn sie sich zu tief einließ und er dann seine Gefährtin fand … Mercy kannte sich selbst gut genug, um zu wissen, wie sehr sie dann leiden würde – sie war nicht besonders gut darin, sich zurückzuhalten. Wenn sie sich hingab, gab sie sich ganz. „Hast du nichts zu tun?“
Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar, das so verlockend hochstand, dass sie das Verlangen der Leopardin unterdrücken musste, über die Spitzen zu streichen. „Doch schon, aber es geht um Hawke, und er hat wirklich miese Laune.“
„Sienna?“
„Wer denn sonst?“
Mercy dachte an das Mädchen, das anscheinend der zündende Funke für die – äußerst kurze – Lunte bei Hawkes Ausbrüchen war. „Was ist denn passiert?“
„Hawke ist mein Leitwolf“, sagte Riley herausfordernd. „Ich werde seine Angelegenheiten doch nicht mit einer Leopardin besprechen.“
„Wir sind keine Feinde mehr, hast du das etwa vergessen?“, sagte sie ernst. „Wir sind Verbündete.“
„Vertreten gleiche Interessen – aber unsere Tiere trauen einander immer noch nicht über den Weg.“
„Was Grund genug sein sollte, uns voneinander fernzuhalten“, sagte sie und sah einer weiteren Wahrheit ins Gesicht – ihr Rudel war für sie lebenswichtig. Das Zusammensein mit Riley, diese zärtliche Verheißung, die sich wie wilder Wein um ihr Herz rankte, konnte womöglich die Grundfesten ihrer Verbindung mit den DarkRiver-Leoparden erschüttern.
Eine Wächterin konnte ihr Herz nicht an einen ehemaligen Feind verlieren – selbst wenn er jetzt ein Verbündeter war – und weiterhin an vorderster Front das Rudel verteidigen. Sie musste in der Lage sein, Riley die Kehle durchzubeißen, wenn das Undenkbare geschah und die Wölfe den Pakt brachen und sich gegen die Leoparden wandten.
Übelkeit stieg in ihr hoch, aber ihre Stimme klang ganz ruhig. „Ich stehe meinem Rudel genauso loyal
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