Sengende Nähe - Singh, N: Sengende Nähe
bemerkten, wenn die Sonne darauf schien. „Ich brauche Einzelheiten.“
Haselnussbraune Augen blickten finster. „Würde es dir etwas ausmachen, bitte zu sagen?“
„Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich dir den Arm breche?“ Sie war mit drei kleinen Raufbolden aufgewachsen, denen die Bedeutung einer geschlossenen Tür unbekannt gewesen war. Wenn sie sich nicht gewehrt hätte, wären sie wie Heuschrecken über sie hergefallen. „Lass stecken, Hitzkopf.“
„Ich fühle mich misshandelt“, sagte er, gab ihr dann aber einen Kuss auf die Wange, roch vertraut und heimelig nach verschneiten Tannen und frisch geriebener Muskatnuss. Er hätte diese Beschreibung nicht gemocht, aber das war nun einmal ihre Sicht – Bastien war der Fels, Grey das Meer und Sage die Gezeiten. Fließend, ausdauernd.
Er legte den Arm um ihre Schultern. „Meine Informationen sind aus zweiter Hand“, sagte er, „aber die Sache war so schlimm, dass der Rat sie keinesfalls wird unterdrücken können. Einer der Professoren hat sich eine Waffe an den Kopf gehalten und auf den Abzug gedrückt.“
„Der Selbstmord eines Medialen ist sicherlich etwas für die Nachrichten, aber nicht so sensationell, dass Eamon seine Pläne hätte ändern müssen. Warum hat man ihn also wirklich geschickt?“
„Weil der Professor sein gesamtes Physikseminar zwanzig Minuten lang in Geiselhaft genommen hatte. Er hat sich vor ihren Augen erschossen.“
„Mein Gott.“ Mercy wippte auf den Absätzen nach hinten und ließ die Hand mit dem Notepad sinken. „Hast du noch von anderen Ereignissen dieser Art gehört?“
„Ich habe einen Kumpel oben in North Dakota – er sagt, bei ihnen habe es ein paar Zwischenfälle mit gewalttätigen Medialen gegeben. Ein Kerl habe einen anderen fast totgeschlagen, bevor man ihn von ihm wegziehen konnte. Bei Garrick in Chicago bin ich auf einen ähnlichen Fall gestoßen.“
Es konnte also noch mehr geben, von denen man nur noch nichts gehört hatte.
„Ach, und vor ein paar Minuten ist noch eine Nachricht hereingekommen – man hat einen Erstochenen auf einer Straße in Tahoe gefunden. Könnte Zufall gewesen sein, aber es ist in dieser Woche schon der zweite Mord in der Gegend. Der erste war die Frau in dem flachen Grab.“
Mercy nickte und fragte sich, ob zwischen den beiden Morden vielleicht ein Zusammenhang bestand. Dorian sollte sich Zugang zu den Datenbanken der Polizei verschaffen. „Danke, Herb.“
„Lass das.“ Er umarmte sie fest und blickte gespielt finster. „Nimm es zurück.“
„Also bitte. Ich hab dich in einer Sekunde am Boden.“
„Und wie willst du Mama die blauen Flecken erklären?“
„Petze.“ Sie kämpfte gegen ein Lächeln an.
Er kniff die Augen zusammen, aber sie sah, dass seine Raubkatze lachte. „Nimm das zurück.“
„Oder was?“ Er fletschte die Zähne, knurrte und drückte sie noch fester. „Na schön. Es tut mir leid. Bist du jetzt zufrieden?“
Er ließ sie mit demselben Lächeln los, mit dem er einst ihr Herz erobert hatte, als ihre Mutter ihn ihr zum ersten Mal in die Arme gelegt hatte. „Ich werde es trotzdem erzählen. Du weißt, wie böse Mama werden kann, wenn jemand mit unseren Namen Schindluder treibt, Melisande.“
Sie wollte gerade etwas antworten, als sie eine neue Witterung wahrnahm. „Da kommt jemand. Wir unterhalten uns später weiter.“
Ihr Bruder verzog voller Verachtung die Lippen. „Ein Wolf.“
„Wir sind Verbündete.“ Sie benutzte dieselben Worte wie Lucas. „Nun verschwinde, kleiner Bruder.“
„Netter Versuch, aber zufälligerweise weiß ich, dass du den hier nicht ausstehen kannst.“ Er bückte sich, um seine Ausrüstung aufzuheben, und sah den schuldbewussten Ausdruck auf ihrem Gesicht nicht. „Kommst du zum Abendessen? Bas ist gerade aus New York gekommen, und Grey hat heute Abend frei.“
Mercy nickte, ihre Haut kribbelte erwartungsvoll. „Sims mir Ort und Zeit.“ Ihre ganze Aufmerksamkeit galt schon dem Wolf, der sie erst gestern mit seinem Streicheln in Ekstase versetzt hatte. Ihr Unterleib krampfte sich zusammen, und sie musste all ihre Willenskraft aufbringen, um die Erregung zurückzudrängen. Sage sollte nichts davon mitbekommen.
Ihr Bruder begrüßte Riley förmlich, als sie aneinander vorbeigingen. Riley nickte ihm zu und deutete dann mit dem Kopf zur Ausfahrt hin. Sie ging hinaus – niemand sollte hören, was sie sich zu sagen hatten.
„Du kannst dich einfach nicht von mir fernhalten, nicht wahr?“, fragte sie, als
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