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Sensation in der Manege

Sensation in der Manege

Titel: Sensation in der Manege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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weißen Spitzenhemd und weißen Strümpfen. Dazu trug sie schwarze Lackschuhe mit silbernen Schnallen, weiße Handschuhe und einen Dreispitz mit einer verwegenen Feder. Onkel Paul mußte sie in ihrer Aufmachung sofort fotografieren, und Mutsch ruhte nicht eher, bis die halbe Nachbarschaft und Billes Schwester Inge nebst Ehemann Thorsten sie in ihrer Aufmachung bewundert hatten.
    „Sieht sie nicht süß aus, unsere Kleine? Wie ein junger Kavalier aus alten Zeiten. Fehlt nur noch die weiße Zopfperücke!“

    Bettina und Nico trugen lange Kleider mit tiefem Ausschnitt und weiten, bauschigen Ärmeln, üppig mit goldenen Schnüren besetzt und mit Stickereien verziert. Die Röcke waren durch eine Anzahl Reifen und Unterröcke verstärkt, sie umgaben sie wie Kaffeemützen. Die beiden Mädchen waren froh, sich auf dem Wagen nicht von der Stelle bewegen zu müssen. Auf dem Kopf trugen sie blumenbesetzte Strohhüte, was vor allem für Nico von Vorteil war, die wegen ihrer kurzgeschnittenen Haare oft für einen Jungen gehalten wurde.
    Der Samstag kam mit leichtem Frost und einem tiefblau erstrahlenden Festtagshimmel — wie geschaffen für die Unternehmung.
    Um Punkt neun Uhr erschienen alle im Hof des Kaufhauses Klönke : der Tiedjensche Transporter mit den vier Ponys, gefahren von Tom, der seine in ein mittelalterliches Burgfräulein verwandelte Bettina neben sich hatte, und dahinter der Wagen des Indianers mit Happy und Whisky, begleitet von Bille, Florian und Nico. Herr Imrogge bekam kugelrunde Augen, als der buntbemalte Zirkuswagen vor ihm hielt.
    „Keine Sorge!“ meinte Bille lachend. „Wir wollen Ihnen nicht die Schau stehlen, Herr Imrogge ! Happy und Whisky reisen nun mal am liebsten im eigenen Wagen, aber der bleibt hier auf dem Hof. He, da ist ja unsere Kutsche! Toll sieht die aus, die Leute werden Augen machen!“
    „Super!“ Nico erklomm als erste den kunstvollen Aufbau aus buntem Laub, Blüten und Trauben, der wie eine verschwiegene Laube gestaltet war und in dessen Mitte das große Weinfaß prangte. „Na, wenn das kein Erfolg wird!“
    Herr Imrogge wurde rot vor Stolz. Aber gleich darauf wich die gesunde Farbe aus seinem Gesicht, denn Florian und der Indianer hatten begonnen, die Ponys auszuladen, und im Hof wurde es so eng wie in einem überfüllten Fahrstuhl. Herr Imrogge schätzte den Kontakt mit den prallen Hinterteilen der Ponys nicht sonderlich und suchte nach einer glaubwürdigen Entschuldigung für einen raschen Abgang.
    „Ich muß schnell mal telefonieren“, murmelte er hastig und schob sich in Richtung Tür, die Hinterhufe der Ponys nicht aus den Augen lassend. „Nette Tiere, wirklich ganz reizende Tiere!“
    Zottel, der sich gerade umdrehte, belohnte ihn für dieses Lob mit einem Kuß, wenn auch unfreiwillig, denn er hatte nichts weiter beabsichtigt, als sich Billes Zugriff zu entziehen. Herr Imrogge fühlte den festen Druck des warmen Pferdemauls oberhalb seines linken Ohres, und seine schöngescheitelte Frisur wanderte ein Stück nach rechts unten und gab den Blick auf einen Streifen rosig glänzender Glatze frei. Bille tat, als sei sie mit Zottels Stirnband beschäftigt, als Herr Imrogge mit einer hastigen Bewegung seine Zweitfrisur in die richtige Lage zurückschob.
    „Spannt nur erst mal in Ruhe an“, rief er, schon in der Tür. „Herr Klönke holt euch dann später ab.“
    Klönke erschien bereits zwei Minuten später, händereibend und vor Vergnügen in sich hinein glucksend.
    „Kinder, Kinder, das wird ein Fest, so was hat die Stadt noch nie zu sehen bekommen! Habt ihr den Korb mit den Blumen und dem künstlichen Laub gefunden? Hier, das ist für die Geschirre eurer Pferde. Wartet, ich helfe euch!“
    Herr Klönke hatte offensichtlich nichts gegen Pferde und begann emsig, die Ponys mit buntem Laub, Blüten und künstlichen Trauben zu behängen, bis sie aussahen wie vier überladene Frachtkähne mit wechselnder Schlagseite.
    „Ist das nicht ein bißchen viel?“ wagte Bille einzuwenden. „Vielleicht sollte man noch erkennen, daß es Ponys sind?“
    „Aber nein, sie sehen hinreißend aus! Findest du nicht?“
    „Nun ja“, sagte Bille schwach. „Ruhe da vorn, streiten könnt ihr zwei euch zu Hause!“
    Rumpelstilzchen versuchte, Luckys raschelnde Girlande herunterzuzerren. Lucky glaubte, er habe sie beißen wollen und biß zurück.
    „Vielleicht hätte ich das Vierspännigfahren besser mit dem ganzen Gemüse üben sollen“, stöhnte Bille. „Geht’s denn nicht endlich

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