Sepp und das Millionending
Flöhchen.
Herr Brackebusch legte dem dicken Willem den Arm auf die Schulter und forderte ihn auf: „Also, Willem, dann gehen wir beide mal los.“
„Und die Angelschnüre?“ fragte Sepp den Polizisten.
„Richtig, ja! Hast du sie gefunden?“
„Ja.“
„Gut, dann gehen wir zu dritt. Ich möchte mir alles genau anschauen, bevor ich heute nachmittag mit dem Förster spreche. Dabei übergebe ich ihm auch die Drahtschlinge, die ihr gefunden habt.“
Die Beweise liegen in der Müllgrube
Sepp und Männe begleiteten später Herrn Brackebusch. auf dem Rückweg ins Dorf, denn sie mußten dort für die gestohlenen Lebensmittel neue kaufen. Ein Kranz Blutwurst war auch wieder darunter, die der Metzger zunächst in ein Pergamentpapier eingewickelt hatte und dann noch einmal in eine Zeitung.
Dieses doppelte Zeitungsblatt hatte es dem dicken Willem angetan, als Sepp vor dem Zelt seinen Rucksack leerte und Willem die Wurst auspackte. Es war Mittag und Zeit zum Essen. Mit einem Blick hatte der dicke Willem den Ausgabetag der Zeitung erkannt.
„Ist ja toll!“ murmelte er. „Die Zeitung ist von Montag. Erst zwei Tage alt — und ausgerechnet die Sportseiten!“
Er glättete die zerknautschten Blätter und begann zu lesen. Eine Menge Sportnachrichten und — berichte standen darin über Leichtathletik, Rudern, Schwimmen und natürlich Fußball und da vor allem über das Freundschaftsspiel 1. FC Köln gegen Real Madrid.
Während der dicke Willem den Spielbericht verschlang, wobei er seinen Kameraden ganze Abschnitte vorlas, vergaß er nicht, auch noch Brot, Butter und Blutwurst zu verschlingen. Denn hungrig war er wie ein Wolf.
Nachdem sich Willem den Sport vom Sonntag sozusagen einverleibt hatte, blieb nur noch die letzte Seite der Zeitung zum Lesen übrig. Es war der Lokalteil, der ihn weniger berührte — bis auf den Hauptbericht mit der dreizeiligen Überschrift: „Dreister Raubüberfall auf die Kreissparkasse in Refrath.“
Der dicke Willem stutzte und vergaß sogar zu kauen. „Hört euch das an! Da haben sie doch tatsächlich die Sparkasse in Refrath überfallen.“
„So toll finde ich das gar nicht“, meinte Flöhchen, ohne sich weiter aus der Ruhe bringen zu lassen. „So was kommt doch jede Woche vor.“
„Aber nicht in Refrath.“
„Natürlich nicht in Refrath. Aber ist das denn so wichtig, ob es Refrath ist oder Hintertupfingen?“
„Refrath liegt immerhin nahe bei Köln“, gab Männe zu bedenken.
Willem bestätigte das durch ein kurzes Kopfnicken und fuhr fort: „Ja, und außerdem haben wir früher mal zwei Jahre dort gewohnt — genau in derselben Straße, wo auch die Kreissparkasse ist!“
„Ach so“, lenkte Flöhchen ein, „das ist natürlich was anderes.“
„Was schreibt denn die Zeitung darüber?“ fragte Sepp.
„Hört zu, ich lese es euch vor.“
Willem setzte sich zurecht, die Beine im Schneidersitz, und faltete die Zeitung einmal zusammen, so daß er nur den Bericht über den Raubüberfall vor Augen hatte:
DREISTER RAUBÜBERFALL
AUF DIE KREISSPARKASSE
IN REFRATH
Täter erbeuteten über 87 000 Mark
Die Angestellten mit Revolvern bedroht
Am Freitagnachmittag, wenige Minuten vor dem Kassenschluß um 18 Uhr, gelang zwei bewaffneten Banditen ein Raubüberfall auf die Zweigstelle der Kölner Kreissparkasse in Refrath. Der Lehrling wollte gerade die Tür abschließen, als zwei Männer gewaltsam eindrangen. Während der eine von ihnen an der Tür stehenblieb und mit einem Revolver die Angestellten in Schach hielt, forderte der andere, ebenfalls mit einem Revolver bewaffnet, den Kassierer auf, ihm das gesamte Bargeld auszuhändigen, das der Räuber in zwei mitgebrachten Aktentaschen verstaute. Keine vier Minuten waren vergangen, als die Banditen mit einem bereitstehenden Volkswagen abbrausten. Ihre Beute betrug über 87 000 DM.
Über das Aussehen der beiden Männer konnten die Angestellten der Sparkasse nur wenige Angaben machen, denn während des Überfalls hatte der eine Räuber sie gezwungen, mit dem Gesicht zur Wand stehenzubleiben. Alle sagen jedoch übereinstimmend aus, die Männer seien mit Regenmänteln bekleidet gewesen, deren Kragen sie hochgestellt, und mit Hüten, die sie tief in die Stirn gezogen hätten. Wie der Kassierer ergänzend mitteilte, trugen die Täter auch noch Schnurrbärte und breitrandige Brillen. Es ist jedoch zu vermuten, daß sie beides nur zur Maskierung benutzten.
Der Volkswagen, mit dem die Banditen flüchteten, ist
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