Sepp und das Millionending
sich schloß.
Noch zweihundert Meter weiter stiegen die Jungen den Hang hinauf in Richtung auf den Aussichtsturm zu. Dann machten sie halt.
„Der Kerl verfolgt uns bestimmt nicht“, meinte der dicke Willem.
Dieser Ansicht waren auch seine beiden Kameraden, so daß sie jetzt in Ruhe den Vorfall besprechen konnten.
„Unter einem Mann, dem eine Jagdhütte gehört“, gestand Männe verwundert, ,,hab’ ich mir eigentlich was anderes vorgestellt.“
„Nach einem Jäger sah der bestimmt nicht aus“, pflichtete Sepp ihm bei.
Willem stemmte die Hände in die Hüften. „Es sollte mich wundern, wenn dem überhaupt die Hütte gehört!“
„Hältst du ihn vielleicht für einen Landstreicher, der die leere Hütte zu seinem Unterschlupf gemacht hat?“ fragte Männe.
Der dicke Willem zuckte die Schultern. „Hasenrein ist der Kerl bestimmt nicht.“
„Karnickelrein — wolltest du wohl sagen!“ verbesserte Männe und griente.
„Wer Rosinen klaut, hat auch was auf dem Kerbholz“, behauptete Sepp und griente ebenfalls.
„Was du nur immer mit deinen Rosinen hast, Sepp!“ wunderte sich der dicke Willem.
Unter seinem Hemd holte Sepp das plattgedrückte Paket hervor, das er, gedeckt durch Männe und den dicken Willem, heimlich hatte verschwinden lassen, als der Fremde sie angerufen hatte. Jetzt hielt er es seinen Freunden als Beweisstück hin. „Seht ihr die Striche hier?“
„Natürlich“, antwortete Willem. „Zwei Striche von einem Kugelschreiber. Was soll das?“
„Die habe ich gemacht.“
„Du?“
„Ja.“
„Auf die leere Schachtel?“
„Auf die volle“, erklärte Sepp dem dicken Willem. „Und warum?“
„Als Kontrolle.“
„Wen oder was hast du denn kontrollieren wollen?“ spöttelte Willem. „Die Rosinen?“
„Ja, Willem, die Rosinen und dich“, erwiderte Sepp und griente wieder. „Nachdem das erste Paket Rosinen in Nullkommanichts verbraucht war, wollte ich dir auf die Schliche kommen.“
„Mir auf die Schliche kommen!“ brauste der dicke Willem auf. „Das klingt ja gerade so, als hätte ich was ausgefressen!“
„Hast du auch: die Packung mit den Rosinen!“ spottete Männe.
„Na ja — nimm’s nicht tragisch, Willem!“ lenkte Sepp ein. „Ich wollte halt herauskriegen, ob du dir heimlich den Bauch voll Rosinen schlägst. Deshalb habe ich jedesmal, wenn wir Rosinen in die Milchsuppe geschüttet haben, mit einem Strich angezeigt, [f wie viele wir verbraucht haben.“
„Und hat Willem zwischendurch genascht?“ fragte Männe spitz.
„Das spielt doch jetzt wohl keine Rolle mehr!“ schnaubte der dicke Willem, dem man anmerken konnte, daß er kein reines Gewissen hatte und daß ihm das ziemlich peinlich war.
„Und ob!“
„Du hast wohl noch nicht den Ernst der Stunde erfaßt, wie?“ warf ihm Willem in lehrhaftem Ton vor, was eher komisch wirkte.
„Ich will’s aber genau wissen!“ beharrte Männe. „Ich auch — aber was anderes!“ versuchte Willem abzulenken. „Wir pfeifen auf den Aussichtsturm und machen uns auf dem schnellsten Weg zur Polizei!“
„Und was ist mit den Rosinen?“ faßte Männe nach. „Tja, Willem“, frotzelte Sepp und hielt verschmitzt dem dicken Willem die offene Hand hin, „wie wär’s mit einer kleinen Spende?“
„Einverstanden!“ gab Willem nun klein bei. „Ich spendiere euch von meinen letzten paar Kröten sogar ein Doppelpaket! Aber erst, wenn der Kerl in der Hütte hinter Schloß und Riegel sitzt!“
Auf eigene Faust
Verschwitzt und keuchend erreichten Sepp, Willem und Männe die Polizeidienststelle im Dorf. Es war bereits sechs Uhr durch und die Tür zur Amtsstube geschlossen. Deshalb schellten sie, und kurz darauf öffnete ihnen eine ältere Frau.
„Guten Tag“, grüßte Willem, „entschuldigen Sie bitte, wir möchten gern zu Herrn Brackebusch.“
„Da habt ihr Pech, Jungs. Er ist leider nicht da.“
„Sind Sie die Sekretärin?“
Die Frau lachte herzhaft. „Nein, seine Frau. Aber wenn ich etwas für euch ausrichten kann, dann sagt es nur.“
Unschlüssig blickten sich die Freunde an, bis Sepp schließlich vorschlug: „Wir können ja so lange warten, bis er zurückkommt. Falls Sie damit einverstanden sind“, fügte er noch hinzu.
„Es kann lange dauern, bis er wieder hier ist. Soviel ich weiß, ist er zu einer Unfallstelle gerufen worden. Ein paar Kilometer von hier, an der Bundesstraße in Richtung Bitburg.“
„Ausgerechnet jetzt!“ entfuhr es dem dicken Willem.
„Wenn’s etwas sehr
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