Septimus Heap 03 - Physic
Mutter endlich aufspürte: Dreizehn Tage, nachdem König Etheldredda in den Fluss gefallen und ertrunken war, wurde sie von ihrem Sohn um Mitternacht beschworen und nach oben gerufen. Wie ein Korken aus der Flasche, so schoss Etheldredda aus dem schwarzen Wasser des Flusses und flog, strampelnd und kreischend, durch die frostige Nachtluft. Große Schneeflocken rieselten durch sie hindurch und ließen ihr wässriges Inneres zu Eis erstarren. Sich immer noch widersetzend, wurde sie in einen kleinen versteckten Raum im hintersten Winkel das Palastdachbodens gezogen, wo Marcellus Pye und Julius Pike, der Außergewöhnliche Zauberer, auf sie warteten. Dort, zwischen dem schwarz-roten Gewand des Alchimisten und dem lila Mantel des Zauberers, sah sie das lebensgroße Porträt von sich und ihrem Aie-Aie.
Etheldredda verstand genug von Magie, um zu wissen, was gespielt wurde, aber sie konnte nichts dagegen machen. Da half kein Treten und Beißen, kein Boxen und Kratzen. Julius Pike und Marcellus Pye zogen den stofflichen Geist Etheldreddas in das Porträt, wo sie dem Aie-Aie Gesellschaft leistete, den Marcellus tags zuvor schon gefangen und getötet hatte.
Sie lehnten das Gemälde an die Wand und versiegelten den Raum mit einem Zauber. Und dort blieben Etheldredda und ihr Aie-Aie, bis Silas Heap den Raum fünfhundert Jahre später entsiegelte.
Prinzessin Esmeralda
Als Marcellus Etheldredda in dem Bildnis versiegelt hatte und sicher war, dass ihr Geist Esmeralda nichts mehr antun konnte, reiste er durch den Königinnenweg und überbrachte Esmeralda die Neuigkeit. Im ersten Moment freute sich Esmeralda, dass sie von ihrer Mutter nichts mehr zu befürchten hatte, doch dann kam ihr zu Bewusstsein, dass ihre Mutter tatsächlich tot war. Danach streifte sie lange durch die Marram-Marschen und dachte über ihre Mutter und ihre verschwundenen Schwestern nach. Sie weigerte sich, in die Burg zurückzugehen, und verbrachte ihre Jugendjahre bei Broda. Erst als die Zeit reif war, kehrte sie zurück und nahm ihren rechtmäßigen Platz als Königin ein.
Esmeralda bemühte sich, eine gute Königin zu sein, doch sie konnte nie ganz ihre Nervosität ablegen, die daher rührte, dass sie Königin Etheldredda zur Mutter gehabt hatte. Sie heiratete einen gut aussehenden und sehr soliden Bauern von der Apfelfarm gleich hinter der Einwegbrücke und bekam zwei Töchter namens Daisy und Boo, die später beide Königin wurden, weil Daisy nur fünf Söhne, aber keine Tochter zur Welt gebracht hatte.
Nach der Großen Alchimie-Katastrophe – bei der sie Marcellus sieben Tage und Nächte lang beim Versiegeln der Eistunnel half – litt Esmeralda unter Kopfschmerzen und saß die meiste Zeit bei zugezogenen Vorhängen in dem kleinen Salon im hinteren Flügel des Palastes, während die tüchtige Prinzessin Daisy für sie die Regierungsgeschäfte führte.
Die Kronen
Solange es in der Burg Königinnen gab, hatte die Wahre Krone ihr Haupt geschmückt. Wie es hieß, war sie aus dem schönsten und magischsten Gold gefertigt, das es gab – den von den Aurumspinnen gesponnenen Goldfäden. Mit Sicherheit stammte sie aus der Zeit vor Hotep-Ra, dem Erbauer des Zaubererturms. Doch mit dem Ableben Etheldreddas ging die Wahre Krone verloren und Etheldreddas Prophezeiung wurde wahr – Esmeralda trug nie die Wahre Krone.
Aber Esmeralda war das gleich. Die Wahre Krone war fort? Umso besser. Esmeralda wollte eine funkelnagelneue Krone ganz für sich allein und nach der Mode ihrer Zeit, die zum Überladenen neigte. Esmeralda schlug ihrer Mutter nach, und was Esmeralda wollte, das bekam sie auch. Sie wurde an einem verregneten Mittsommertag im Thronsaal des Palastes gekrönt und besuchte anschließend, eine strahlende Erscheinung mit ihrer neuen Krone, das Drachenboot. Der Drache hob beim Anblick so vieler Diamanten und Edelsteine eine Augenbraue, sagte aber nichts. In der ersten Zeit mochte sich Esmeralda von ihrer Krone nicht trennen und trug sie immer und überall, dann bekam sie einen steifen Hals und musste sie wohl oder übel abnehmen, wenn sie schlafen ging.
Es war diese Krone, mit der sich Jahrhunderte später der Oberste Wächter aus dem Staub machte, sodass für Jenna keine da war – bis die Wahre Krone aus dem Freudenfeuer kullerte und wieder ihre rechtmäßige Besitzerin fand.
Der Aie-Aie
Etheldredda fand den Aie-Aie im Palastgarten, als sie noch ein kleines Mädchen war. Der Aie-Aie war von seinem Schiff geflüchtet, als er merkte, dass der Schiffskoch
Weitere Kostenlose Bücher