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Septimus Heap 03 - Physic

Titel: Septimus Heap 03 - Physic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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Fracht vor seiner Nase verkauft worden war. Das würde ihm ganz recht geschehen.
    Mit einem grimmigen Lächeln auf den Lippen steuerte Königin Etheldredda weiter auf die Alfrun zu und suchte dabei das restliche Boot mit den Augen nach Jenna ab. Eigentlich war sie auf dem Weg in die Marram-Marschen. Doch als sie um die Biegung fuhr und die Alfrun erblickte, die am Ufer festgemacht war, hatte sie plötzlich das deutliche Gefühl gehabt, dass ihre treulose Enkelin in der Nähe sei. Sie konnte sich das nicht erklären, denn soweit sie wusste, weilte das Mädchen in der Hüterhütte. Jedenfalls hatten das die beiden lästigen Außergewöhnlichen Zauberer gesagt, die sie durch die Zimmertür belauscht hatte. Und Königin Etheldredda schwor auf Informationen, die man durch heimliches Lauschen gewann. Zu ihren Lebzeiten hatte sie diese Kunst so vervollkommnet, dass sie, was ihr jemand ins Gesicht sagte, nur glaubte, wenn sie es auch heimlich erlauscht hatte.
    Als die Königsbarke längsseits der Alfrun ging, wurde Königin Etheldreddas Gefühl, dass Jenna an Bord sei, sogar noch stärker, doch sie konnte keine Spur von ihr entdecken. Verwundert musterte sie das Boot. Es war ein typisches Nordhändlerboot, weiter nichts: Es führte die Flagge der Hanse und war trotz der schlampigen Dienstmagd in einem tadellosen und sehr gepflegten Zustand. Alles war ruhig und friedlich und so, wie es sein sollte. Die Taue waren sauber aufgeschossen, das Segel war fachmännisch eingerollt und – und auf dem Deck lag ein Drache.

* 24 *
    24.  Das Enterkommando
     

    D e r Drache an Deck rührte sich nicht, obwohl ihn Königin Etheldredda durchdringend anstarrte. Er lag da und schnarchte. Eine große Gasblase stieg aus seinem Magen herauf und entwich mit einem lauten Knall. Etheldredda zuckte wie vom Blitz getroffen zusammen, und die Königsbarke wich vor den unangenehmen Drachendämpfen zurück. Die Königin lehnte sich über die Reling und spähte mit zusammengekniffenen Augen zur Alfrun hinüber. Auf diesem Boot ging etwas vor, und sie würde herausfinden, was. Vorsichtig wie ein Reiher, der durch seichtes Wasser stelzt, stieg der Geist der Königin aus der Barke, wandelte übers Wasser, als spaziere er über den Palastrasen, und kletterte an Bord der Alfrun.
    »Sie ist hier!«, zischte Snorri in ihrer Sprache. Jenna verstand nicht, was sie sagte, entnahm aber ihrem Ton, was los war. Sie kroch unter eine große Wolldecke und vertrieb Ullr, der seit seiner letzten Nachtwache auf der Decke geschlafen hatte. Der Kater schlüpfte aus der Kajüte und schoss nach oben an Deck, sein Schwanz war empört in die Höhe gereckt. Ullr war nicht nur ein Nachtgeschöpf. Er entstammte einer langen Linie von Geisterseherkatzen, die natürlich viel verbreiteter sind als menschliche Geisterseher. So war er, als er an Deck kam und den Geist erblickte, ganz und gar nicht erfreut. Auch vom Anblick der beiden Ratten oben auf dem Mast war er nicht angetan, aber die konnten warten. Die würde er sich fürs Abendessen aufheben.
    Als er sah, dass Königin Etheldredda näher kam, stürzte er sich auf sie und jaulte, wie nur eine Geisterseherkatze jaulen kann. Es war schrecklich anzuhören: wie von einer Todesfee, einem Braunling und einem Marschheuler zusammen. Königin Etheldredda blieb vor Schreck die Luft weg, als sie auf so gewaltsame Weise passiert wurde, und brach hustend und spuckend auf Deck zusammen – ihr war, als hätte sie eine komplette Katze verschluckt, mit Fell und Krallen und allem Drum und Dran.
    An Land hörte Wolfsjunge Ullrs Gejaule. Er rannte durch die Obstgärten herbei, um nachzusehen, was los war. Als er an der Alfrun ankam, bot sich ihm ein höchst merkwürdiges Bild: Die Nordhändlerin und ihre Katze waren verrückt geworden, vollkommen übergeschnappt. Die Katze – ein rötliches Ding, hässlich und dürr – sprang unablässig immer wieder hin und her, als stürze sie durch etwas hindurch. Das Mädchen fuchtelte mit den Armen und rief in ihrer Sprache etwas, das wie Anfeuerungsrufe klang. Und dann blieb die Katze plötzlich stehen. Das Mädchen stieß triumphierend die Fäuste in die Luft, hob die Katze hoch, rannte mit ihr zur Reling und blickte lachend auf den Fluss.
    Wolfsjunge sprang an Bord und stürmte in die Kajüte hinunter.
    »Jenna?«, rief er mit einem heiseren Flüstern. »Jenna?«
    »Ja?«, kam es unter der Decke hervor.
    »Was machst du denn da unten?«
    »Ich verstecke mich«, lautete ihre gedämpfte Antwort. »Pst.

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