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Septimus Heap 03 - Physic

Titel: Septimus Heap 03 - Physic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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recht hatte. Mit viel Mühe wendete sie das Boot, was ihr nur durch schnelles Drehen des einen Schaufelrads gelang, und steuerte zur Alfrun zurück, die sie fünf Minuten später erreichte, atemlos, erhitzt und immer noch schlecht gelaunt.
    Dann sahen Jenna, Snorri, Wolfsjunge und Nicko zu, wie Lucy Gringe zum zweiten Mal davonfuhr, diesmal in Nickos seetüchtigem Ruderboot.
    »Aber wie willst du jetzt zurückkommen?«, wandte sich Jenna an Nicko. »Du wirst doch nicht das Schaufelboot nehmen, oder?«
    Nicko schnaubte verächtlich. »Du machst wohl Witze. Lieber möchte ich tot umfallen, als in so einem Ding gesehen zu werden, speziell mit so einer doofen Farbe. Ich helfe euch, Sep zu suchen, was denn sonst?«
    Zum ersten Mal, seit Septimus verschwunden war, lächelte Jenna. Nicko würde alles in Ordnung bringen. Das wusste sie.

* 25 *
    25.  Das Ich, Marcellus

    Aus dem Tagebuch des Marcellus Pye:

    Sonnentag. Tagundnachtgleiche.
    Heut ist ein wunderbarer und zugleich schröcklicher Tag gewest.
    Gewiss, in meinem Almanach (welcher den letzten Teil meines Buches Ich, Marcellus bilden soll) hab ich voraus gesaget, dass es so kommen würd. Doch hab ich es nicht wirklich geglaubet.
    Heut, zur festgesetzten Stund, sieben Minuten nach sieben Uhr in der Früh, ist mein neuer Lehrling durchkommen. Obgleich ich am Morgen beizeiten auf war und mich zur Großen Tür begab, um ihrer Öffnung zu harren, war mein Erstaunen groß, als sie sich auftat und meinen Spiegel enthüllete. Hinter dem Spiegel gewahrte ich undeutlich einen Knaben, mit Furcht in den Augen. Er trug ein seltsam grün Gewand mit silbernem Gurt, aber kein Schuhwerk, und sein Haar war zerzauset. Doch war sein Gesicht so wohlgefällig anzuschauen, dass ich sogleich von ihm eingenommen war. Was mir indes nicht hat gefallen, ja, was mir Furcht und Abscheu hat erreget, dies war der Anblick des Wesens hinter ihm. Alldieweil dieses Wesen, wie mir bald zur Gewissheit wurd, kein anderer war als meine Wenigkeit – von heut gerechnet in fünfhundert Jahren.
    Der Knab ist gut durch den Spiegel kommen und jetzo hier in meinem Haus. Ich bet, dass seine Verzweifelung sich legen möcht, wenn er die Wunder sieht, an denen mitzuwirken ihm vergönnet, und all das Gute, das er wird tun.

    Wodanstag
    Drei Tag ist’s her, dass mein neuer Lehrling ist durchkommen. Er ist ein vielversprechender Bursch, und alldieweil die Planetenkonjunktion, die ich so lang schon herbeisehn, nun näher rücket, schöpf ich wieder Hoffnung für meine neue Tinktur.
    Ich bet, dass es so kommen möcht, denn gestern hab ich meinen Lehrling töricht, wie ich bin, gefraget: »Wie war sie, meine Wenigkeit, meine alte sabbernde Hässlichkeit, die dich aus deiner Zeit entführet? Ist sie ... war ich gar so abstoßend?« Mein Lehrling hat genicket, aber nichts gesagt. Ich drängt ihn, es mir zusagen, und als er sah, wie sehr mir daran lag, gab er nach. Ach, hätte er’s nicht getan. Er hat eine seltsam Anzusprechen, doch hab ich ihn, so fürcht ich, nur zu gut verstanden.
    Er hat mir einlässlich geschildert, wie unerträglich ich gestunken hätt. Gekrochen wär ich wie ein Krebs und hätt geschrien vor Schmerz bei jedem Schritt und auch mein Schicksal recht verfluchet. Meine Nas sei furchig und runzlig gewest wie Haut vom Elefant (eine mir gänzlich unbekannte Kreatur, aber wahrscheinlich eine ausgemacht hässliche Kröte) und meine Ohren seyn wie große Kohlblätter gewest, fleckig und voller Schnecken. Schnecken – wie ist das möglich? Meine Nägel lang und gelb wie Klauen und schmutzig vom Schmutz von Jahrhunderten. Wo mir schmutzige Fingernägel doch ein Graus sind. So weit kann’s doch gewiss nicht mit mir kommen! Und doch scheint’s wahr zu sein. Fünfhundert Jahr Altersschwäche und Verfall warten meiner. Die Aussicht ist mir unerträglich.
    Hernach hab ich eine Aufhellung des Gemüts bei meinem Lehrling bemerket, jedoch eine Verdüsterung des meinigen.

    Freyastag. Die Planetenkonjunktion.
    Ein Tag der Hoffnung. Septimus und ich haben zur festgesetzten Stund die Tinktur gemischet. Nun soll sie im Schrank in der Kammer gären und Riehen, und es ist an Septimus zu sagen, wann ich den letzten Theil soll beigeben. Nur der siebente Sohn eines siebenten Sohns vermag diesen Augenblick zu bestimmen, das weiß ich nun. Es bekümmert mich, dass ich von der ersten Tinktur getrunken, eh Septimus ist kommen. Mama hat mich gewarnet und mit Recht: »Hast und Hochmut sind noch dein Verderben, Marcellus.«

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