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Septimus Heap 04 - Queste

Titel: Septimus Heap 04 - Queste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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Himmel und warf funkelnde Spiegelbilder auf das dunkle Wasser. Hinter den Lichtern waren schemenhaft die Häuser der Burg zu erkennen. Merrin wusste, dass dort Tausende Menschen wohnten, und zu jedem gehörte ein Licht. Sie lebten ihr Leben und gingen ihren Geschäften nach, ohne an den Jungen zu denken, der am gegenüberliegenden Ufer saß. Mit einem Mal kam sich Merrin sehr klein und einsam vor.
    Er starrte zu den Lichtern hinüber, widerstand aber dem Verlangen, sie zu zählen – er neigte sehr dazu, Dinge zu zählen –, und bald nahmen die Schatten dahinter Gestalt an, sodass er Einzelheiten erkannte. Er sah die hohen Mauern der Anwanden, die sich kilometerweit am Fluss hinzogen. Und in der Stille am Ufer vernahm er das Geplapper und Gelächter von Stimmen, die über das Wasser wehten. Er sah die verlassenen schwimmenden Stege am alten Hafen und die Umrisse verrottender Kähne. Und als er ganz genau hinschaute, die Augen geweitet wie die einer Eule, machte er eine Leiter aus Lichtern aus, die, lila und golden flackernd, unfassbar hoch in den Himmel reichten. Auf der Spitze der Leiter saß eine goldene Pyramide, die in einem unheimlichen lila Licht leuchtete und die tief hängenden Wolken anstrahlte.
    Ein Schauder überlief Merrin. Er wusste, was das war – der Zaubererturm. Vor langer Zeit hatte er dort mehrere unglückliche Monate mit seinem alten Meister DomDaniel zugebracht. Und dort lebte jetzt, wie er in plötzlich aufwallendem Zorn dachte, dieser Junge, der sich Septimus Heap nannte. Bestimmt saß er gerade am warmen Kamin, aß zu Abend, redete über Zauberdinge und fand Gehör, als wäre es von Bedeutung, was er sagte. Aber nicht mehr lange, dachte Merrin. Er strich mit dem Zeigefinger über die kalte Oberfläche des doppelgesichtigen Rings, der immer noch etwas zu fest an seinem Daumen saß, und lächelte.
    Mit einem Ruck erhob er sich aus dem feuchten Gras und eilte, so schnell er konnte, weiter. Er wusste, dass er erst morgen früh in die Burg konnte, wenn die Zugbrücke wieder herabgelassen wurde, und er brauchte noch einen Schlafplatz für die Nacht. Der Weg führte ihn wieder vom Fluss weg und durch schlammige, von hohen Hecken gesäumte Felder. Hinter dem letzten Acker tauchten die Lichter des Gasthauses Zum Dankbaren Steinbutt vor ihm auf. Seine Hand in der Tasche umschloss den Beutel mit Simons geheimem Geldvorrat, den er gestohlen hatte. Es wurde Zeit, sagte er sich, dass er etwas von seinem sauer verdienten Geld ausgab.
    Stanley beobachtete, wie er die Tür zum Wirtshaus aufstieß und in das warme, gastliche Licht trat. Kein Zweifel, Merrin wollte zur Burg. Der Dankbare Steinbutt stand zu Recht in dem Ruf, ein Spukhaus zu sein. Dort stiegen nur Reisende ab, die warten mussten, bis am nächsten Morgen die Zugbrücke der Burg heruntergelassen wurde.
    Während die Ratte davonhuschte, strebte das Gespenst mit federnden Schritten zur Tür des Gasthauses. Doch es wagte sich nicht hinein. Es nahm mit einer dunklen Ecke auf der Veranda vorlieb und legte sich auf eine der stehenden Bänke, neben sich den Sack mit den Knochen, der ihm in der Nacht Gesellschaft leisten sollte. Das hagere Gesicht des Gespenstes sah nicht unbedingt zufrieden aus, aber unzufrieden wirkte es auch nicht. Würde man ein Gespenst fragen, was es sich unter einer schönen Nacht vorstelle – was seltsamerweise noch nie jemand getan hat –, so würde »mit einem Sack Schwarzkünstlerknochen vor einem Spukgasthaus sitzen« wahrscheinlich ganz oben auf seiner Liste stehen.

* 5 *
    5.  Zum Dankbaren Steinbutt
     

    M e rrin wusste nicht, wie alt er war. Tatsächlich stand er kurz vor seinem dreizehnten Geburtstag, doch sein verschlossener Blick ließ ihn viel älter erscheinen. In der letzten Zeit war er ein ganzes Stück gewachsen, und mit der Selbstsicherheit eines Menschen, der seine Freiheit wiedergewonnen und obendrein Geld für viele Tage in der Tasche hatte, betrat er das Gasthaus Zum Dankbaren Steinbutt.
    Mit möglichst rauer Stimme bestellte er ein Abendessen und fragte nach einem Zimmer für die Nacht.
    Ein paar Minuten später saß er neben einem prasselnden Kaminfeuer, vor sich auf dem Tisch einen Krug dunkles Steinbutt-Spezial. Es ärgerte ihn, dass er nicht den Mut aufgebracht hatte, nach Limonade zu fragen. Es war ein ruhiger Sonntagabend in dem Gasthaus, und abgesehen von zwei Bauern, die um den Preis für eine Kuh feilschten, hatte er die Gaststube ganz für sich allein. Glaubte er zumindest. Doch was er nicht

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