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Septimus Heap 04 - Queste

Titel: Septimus Heap 04 - Queste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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dass sie eine Tasche bildete. In diese Tasche griff er nun hinein und zog so vorsichtig, als hole er eine besonders giftige Spinne aus ihrem Versteck, den Charm hervor, den er für die Beschwörung benötigte. Der Charm war ein oblatendünner schwarzer Diamant und fühlte sich kalt an wie Eis. Der Anweisung folgend, hielt Merrin den Diamanten an sein Herz, und während die Kälte des Steins sich tief in seine Brust senkte, sprach er die Beschwörungsformel. Doch nichts geschah. Kein Windstoß, kein Knistern in der Luft, keine huschenden Schatten, nichts. Die Kerzen brannten ruhig weiter, und das Observatorium erschien ihm so leer wie immer. Merrin versuchte es noch einmal. Wieder nichts.
    Ein schrecklicher Verdacht beschlich ihn – es stimmte, er war wirklich dumm. Wieder las er die Worte, langsam diesmal. Doch abermals geschah nichts. Er wiederholte die Worte immer wieder, überzeugt, dass er etwas übersehen hatte, irgendetwas Offensichtliches, das jeder halbwegs vernünftige Mensch sofort bemerkt hätte. Aber es erschien kein Gespenst, kein gar nichts. Jetzt wurde er zornig und brüllte die Zauberformel – nichts. Er flüsterte sie, sprach sie in flehentlichem, dann in schmeichelndem Ton, und in seiner Verzweiflung schrie er sie rückwärts. Alles ohne den geringsten Erfolg. Erschöpft und enttäuscht sank er zu Boden. Er hatte alles versucht, was ihm eingefallen war, und nichts hatte geklappt – wie üblich.
    Was Merrin nicht ahnte: Seine Beschwörungen hatten sehr wohl funktioniert, und zwar jede einzelne. Das Observatorium wimmelte jetzt förmlich von Gespenstern. Das Dumme war nur, dass er sie nicht sehen konnte.
    Gespenster waren im Allgemeinen unsichtbar, und das war auch gut so, denn sie boten keinen schönen Anblick. Die meisten hatten eine menschenähnliche Gestalt, freilich keine eindeutig männliche oder weibliche. Für gewöhnlich waren sie groß, dürr und klapprig wie ein Gerippe, und ihre Kleider waren nichts weiter als schwarze Lumpen. In ihren Gesichtern lag Trauer und manchmal Verzweiflung, hinter der sich tiefe Bosheit verbarg, sodass empfindsame Seelen, die das Pech hatten, ihrem Blick zu begegnen, danach noch wochenlang todunglücklich waren. Merrin hatte eine Tante Edna, auf die diese Beschreibung genau zutraf. Er kannte Tante Edna nicht, und dennoch hätte er sie leicht von jedem Gespenst unterscheiden können, denn Gespenster sahen immer tot aus.
    Jetzt las Merrin den zweiten Teil der Anweisungen:

    Nun sprich zu dem Gespenst.
Verlange, dass es sichtbar werde
Und sich dir zeige auf der Erde.
    »Iiiih!«, schrie Merrin, der mit einem Schlag begriff, was geschehen war. Wutentbrannt pfefferte er das Buch an die Wand. Woher sollte er wissen, dass Gespenster unsichtbar waren? Warum hatte das nicht schon weiter vorne in dem Buch gestanden?
    Eine halbe Stunde später hatte er sich wieder beruhigt. Er wusste, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als weiterzumachen, und so hob er das Buch auf, schlug es an der zerknitterten Seite auf und ging daran, die Anweisungen auszuführen. Er sprach den Sichtbarkeitszauber, schloss die Augen und zählte bis dreizehn. Dann schlug er mit einem beklommenen Gefühl die Augen wieder auf – und schrie erneut.
    Er war von Gespenstern umringt. Sechsundzwanzig Gespenster sahen ihn gekränkt und vorwurfsvoll an, als wollten sie sagen: »Warum hast du nicht mich allein gerufen? Bin ich dir etwa nicht gut genug?« Sie bewegten die Lippen, murmelten und stöhnten, gaben sonst aber keinen Laut von sich. Sie waren viel größer als er und blickten so durchdringend auf ihn herab, dass er, obwohl er nicht gerade als empfindsam galt, tiefe Traurigkeit in sich aufsteigen spürte. Wieder einmal ging alles gründlich schief, sagte er sich. Simon hatte recht, alle hatten recht. Er war dumm. Doch jetzt gab es kein Zurück mehr. Er musste weitermachen, sonst drohte ihm Unheil, wie es in dem Buch hieß. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen las er die nächste Anweisung:

    Nun nimm das Gespenst
und begebe dich Auf die Suche nach dem Ring mit dem Doppelgesicht.
    Merrin bekam einen Schreck, als er die Worte las: Ring mit dem Doppelgesicht. Dieser Ring verursachte ihm bis heute Albträume.
    Ein paar Monate war es jetzt her, dass Simon schlecht gelaunt im Observatorium aufgeräumt und sich laut über die Unordentlichkeit seines Gehilfen beklagt hatte. Merrin selbst hatte sich in der Speisekammer versteckt und vertilgte gerade still und leise einen Geheimvorrat kalter Würstchen, als er

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