Septimus Heap 05 - Syren
wurden rund um die Inselgruppe vier Leuchttürme gebaut, um zu zeigen, wie weit der Gesang der Sirene reichte und welche Grenze nicht gefahrlos überschritten werden konnte.
Die Leuchttürme leisteten gute Dienste und waren der Sirene daher verhasst. Im Lauf der Jahre hatte sie erfolgreich darauf hingewirkt, dass die Lichtsphären mitsamt ihren Wärtern aus drei Türmen entfernt wurden. Die Sirene war ein betörender Geist und hatte sich vieler williger Helfer bedient – aber Tertius Fume war der einzige, der es geschafft hatte, die Sirene für seine Zwecke einzuspannen.
Die Armee in der Truhe
So mancher Kaufmann hatte sein Leben lang nach der Truhe mit der Dschinn-Armee gesucht, mit der sich, wie er wusste, ein astronomischer Preis erzielen ließe. Im Lauf der Jahrhunderte waren Unmengen verbeulter alter Truhen, die allen möglichen Plunder – darunter auch leere Bleiröhren – enthielten, zu weit überhöhten Preisen an leichtgläubige Kaufleute verkauft worden. Inzwischen glaubte kaum noch einer daran, dass die Truhe wirklich existierte, und die wenigen, die weiter nach ihr suchten, galten bestenfalls als Narren und schlimmstenfalls als Geisteskranke. Die Sache wurde als so aussichtslos eingeschätzt, dass, wenn jemand zu einer unvernünftigen Reise aufbrach, häufig gesagt wurde, er oder sie begebe sich »auf die Suche nach der Dschinn-Armee«.
Milo gehörte natürlich zu denen, die von ihrer Existenz überzeugt waren. Nach seiner Vermählung mit Königin Cerys setzte er sich in den Kopf, die ungeschützte Burg mit einer Armee auszustatten. Doch ein stehendes Heer ist teuer im Unterhalt, und Milo wollte nicht mehr bezahlen als unbedingt nötig. Und Königin Cerys, wie gesagt werden muss, auch nicht. Die Armee in der Truhe entsprach den Anforderungen daher perfekt – keine Instandhaltung, keine Unterbringungsprobleme, keine hohen Verpflegungskosten und kein Ärger auf den Straßen mit gelangweilten Garnisonssoldaten. Und so brach Milo schon bald nach der Hochzeit zu seiner ersten Reise auf, um nach der Truhe zu suchen, einer Reise, die er nebenbei zu einträglichen Geschäften nutzte.
Milo sollte nicht erfahren, dass Tertius Fume einige Jahre zuvor die Truhe aufgespürt hatte und nach Mitteln und Wegen suchte, sie für seine Zwecke in die Burg zu schaffen. Der Geist war die Schlampigkeit leid, mit der die Burg ihre Geschäfte führte, und besonders empörte ihn, dass jetzt eine Frau das höchste Zaubereramt bekleidete. Tertius Fume war fest davon überzeugt, dass er alles besser machen könnte, aber er brauchte Unterstützung. Für ihn war die Dschinn-Armee eine perfekte Lösung.
Bei Gesprächen mit anderen Geistern war Tertius Fume zu Ohren gekommen, dass Milo nach der Truhe fahndete, und er beschloss, sich diesen Umstand zunutze zu machen. Es dauerte nicht lange, bis Milo seinen Köder schluckte. Er bezahlte für die Truhe nicht nur mehr Geld, als Tertius Fume jemals für möglich gehalten hätte, er stellte auch ein Beförderungsmittel zur Verfügung. Danach bedurfte es nur noch einer kleinen Abmachung mit der Sirene, und Tertius Fume konnte seinen Plan in die Tat umsetzen. Ein Handel wurde geschlossen: Die Sirene sollte ihm Zugang zu den Eistunneln gewähren, und er sollte im Gegenzug die letzte verbliebene Lichtsphäre beseitigen – was er ohnehin vorgehabt hatte. Es war, wie sich Tertius Fume gegenüber dem verständnislosen Kapitän Fry brüstete, eine Situation, bei der beide Seiten gewannen. Dachte er jedenfalls.
Syrah Syara
Als unfreiwillige Zeugin des Handels zwischen Tertius Fume und der Sirene hatte sich Syrah selbst den Weg in die Freiheit geebnet – aber es war ein langer und steiniger Weg. In tiefer Bewusstlosigkeit trat sie die Reise auf der Cerys nach Port an. Ein paar Tage später wurde sie in das Krankenrevier des Zaubererturms eingeliefert und im Ruheraum untergebracht, den zuvor Ephaniah Grebe und Hildegard Pigeon belegt hatten (diese waren inzwischen so weit genesen, dass sie in normale Krankenzimmer verlegt werden konnten). Septimus besuchte Syrah jeden Tag und erzählte ihr, was er den Tag über getan hatte, aber Syrah schlief ... und schlief ... und schlief.
Miarr und Mirano Catt
Miarr und Mirano waren die letzten Vertreter der Familie Catt, die einst die Wärter für die vier Leuchttürme der Sireneninseln gestellt hatten. Verschiedene Gründe wie Vereinsamung, Mangel an Nachwuchs und Intrigen der Sirene hatten die Familie an den Rand des Aussterbens gebracht. Mirano war
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