Septimus Heap - Fyre
Peinlichkeiten zu bewahren. Beinahe erleichtert rannte sie hinüber und riss die blaue Tür auf. Sie fand einen sehr erregten Geist vor.
»Er hat den Hebel gezogen!«, brüllte Alther. »Dieser Dummkopf!«
Dort, wo eigentlich der Fremdensessel stehen sollte, klaffte ein Loch im Fußboden. Ein feuchter und nicht sehr angenehmer Geruch stieg daraus hervor.
»Auf was war der Hebel eingestellt?«, fragte Marcia nervös.
»Burggraben.«
Sie atmete auf. Aus dem Burggraben konnten Leute wenigstens noch gerettet werden. »Idiot!«, fauchte sie.
»Ich weiß, Marcia. Ich bin untröstlich. Ich habe ihn nur eine Sekunde aus den Augen gelassen. Länger nicht, ehrlich …«
»Ach Alther, ich meine doch nicht Sie, ich meine Merrin. Sie waren großartig. Keine Sorge, ich schicke gleich ein paar Zauberer zum Burggraben hinunter. Merrin muss sofort zurückgebracht werden. Ich möchte nicht, dass die Ringzauberer aus der Burg gelockt werden.«
Marcia wollte schon forteilen, da kam ihr ein Gedanke. »Alther, wer hat denn in dem Sessel gesessen?«
»Nursie natürlich.«
»Und wieso ist dann auch Merrin fort?«
»Er ist ihr nachgesprungen. Er wirkte sehr bestürzt. Ich glaube nicht, dass es Absicht war.« Alther schüttelte den Kopf. »Er ist ein sonderbarer Bursche. Er muss einem einfach leidtun.«
Marcia nickte. »Wissen Sie, Alther, ich glaube, das war das erste Mal, dass Merrin nicht nur an sich selbst gedacht hat. Vielleicht besteht ja noch Hoffnung für ihn.«
»Vielleicht. Ich mache mich sofort mit ein paar Zauberern zum Burggraben auf.«
»Nochmals danke für Ihren Einsatz, Alther.«
»Gern geschehen. Obwohl … so gern nun auch wieder nicht, um ganz ehrlich zu sein.«
Marcia lächelte wehmütig. »Das kann ich verstehen.«
* 47 *
FEUER
Der kleine Pyramidenschlüssel lag auf dem Kartentisch, den ein Grundriss der Burg vollständig bedeckte. Jenna saß daneben an Marcias Kommandotisch und schrieb unter den Augen von Milo, Marcia, Septimus und Marcellus in ihrer schönsten Schrift den vollständigen Wortlaut des Einsperrzaubers in ihr Buch der Königinnenregeln.
»Würdest du bitte Julius holen«, forderte Marcia Septimus auf. »Ich möchte, dass er einen Blick darauf wirft, bevor wir gehen.«
Septimus fand Julius nur mit einiger Mühe – der Geist war inzwischen fast durchsichtig geworden. Doch Julius kam der Bitte nach und prüfte den Einsperrzauber sehr gewissenhaft. »Ja«, sagte er, »ja, ich glaube, das ist korrekt. Hathor , ja, das ist das Schlüsselwort.« Mit seinem langen Finger deutete er auf ein Vogelsymbol in einem Quadrat.
»Danke, Julius«, sagte Marcia, »wir wissen Ihre Kenntnisse zu schätzen.«
»Aber bitte«, erwiderte der Geist etwas steif.
»Julius?«, hakte Marcia nach.
»Ja?«
»Haben Sie Marcellus nichts zu sagen?«
»Oh!« Julius ließ einen merkwürdigen, geisterhaften Laut vernehmen, der wie ein Hüsteln klang. »Marcellus … äh … es tut mir leid. Ich bitte dich um Entschuldigung.«
»Du solltest dich bei denen entschuldigen, die bei der Katastrophe ihr Leben verloren haben«, entgegnete Marcellus.
»Ja. Das … das sehe ich ein.«
»Ganz zu schweigen von all den Außergewöhnlichen Zauberern nach dir, denen wichtiges Wissen über die Burg vorenthalten wurde. Und die fast fünfhundert Jahre lang auf die Erkenntnisse der Alchimie verzichten mussten.«
»Ja …«
»Und du solltest meine Trommlinge, die du wissentlich dem Tod überlassen hast, um Verzeihung bitten.«
»Ich soll mich bei Trommlingen entschuldigen?« Julius war entsetzt.
»Ich überlasse es dir, was du tun willst, Julius. Mehr kann ich nicht sagen.« Damit machte Marcellus auf dem Absatz kehrt und ging.
Jenna, die ihn gut verstehen konnte, sah ihm nach. Dann klappte sie die Königinnenregeln zu und stand auf. »So«, erklärte sie. »Ich bin bereit, den Einsperrzauber zu sprechen.«
»Aber du gehst nicht allein«, warf Milo ein. »Ich komme mit.«
»Natürlich wird Jenna nicht allein gehen«, sagte Marcia. »Das kann ich Ihnen versichern, Milo.« Sie erhob sich. »Wenn Sie mich einen Augenblick entschuldigen.«
Gleich darauf kam sie mit Marcellus zurück. »Unser Burgalchimist hat einen Vorschlag zu machen«, erklärte sie.
Marcellus lächelte zufrieden. Er wusste, was es bedeutete, wenn Marcia ihn freiwillig bei seinem alten Titel nannte. »Es ist äußerst gefährlich«, begann er, »sich von der Feuerluke her zu nähern, wie Simon mir bestätigen wird.« Simon nickte. »Daher
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