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Serafina - Das Königreich der Drachen - Wie alles begann ... (German Edition)

Serafina - Das Königreich der Drachen - Wie alles begann ... (German Edition)

Titel: Serafina - Das Königreich der Drachen - Wie alles begann ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
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den wichtigsten Gästen. Der Chor der Kathedrale sang das Schlusslied und die Menge begann sich zu zerstreuen. Müde kehrte ich in die Apsis zurück. Ich hatte bisher nie vor mehr als ein, zwei Menschen gespielt und hatte nicht um die Angst zuvor und die Erschöpfung danach gewusst.
    Bei den Heiligen im Himmel, es war, als stünde man nackt vor aller Welt.
    Müde verließ ich den Chorraum, beglückwünschte meine Musiker und überwachte ihren Auszug aus der Kathedrale. Guntard, mein selbst ernannter Gehilfe, kam von hinten herangeschlurft und legte, sehr zu meinem Missfallen, seine Hand schwer auf meine Schulter. »Musikmamsell, das war mehr als wundervoll!«
    Ich nickte dankend und entwand mich seinem Griff.
    »Hier ist ein alter Mann, der dich sprechen will«, fuhr Guntard fort. »Er ist während deines Solos aufgetaucht, aber wir haben ihn abgewimmelt.« Er deutete auf die Heiligenkapelle in der Apsis, wo ein älterer Mann lehnte. Sein dunkler Teint verriet, dass er aus dem fernen Porphyrien stammte. Seine grauen Haare waren sorgsam zu Zöpfen geflochten und er lächelte.
    »Wer ist das?«, fragte ich.
    Guntard schüttelte verächtlich sein zu einem Topfschnitt gestutztes Haar. »Er hat eine Schar Pygegyria-Tänzer im Schlepptau und sich in die verrückte Vorstellung verrannt, wir wollten sie hier beim Begräbnis tanzen sehen.« Guntards Lippen verzogen sich zu jenem voreingenommenen wie neidischen Grinsen, das alle Leute aus Goredd aufsetzen, wenn sie über die dekadenten Fremdländer sprechen.
    Mir wäre es nie in den Sinn gekommen, einen Pygegyria-Tanz aufführen zu lassen. Wir in Goredd tanzen nicht bei Beerdigungen. Aber ich durfte Guntard sein überhebliches Grinsen nicht durchgehen lassen. »Pygegyria ist eine sehr alte und hochgeachtete Form des Tanzes.«
    Guntard schnaubte. »Wörtlich übersetzt bedeutet es ›Arschwackeln‹!« Er blickte nervös zu den Heiligen in den Nischen, bemerkte, dass einige von ihnen die Stirn runzelten, und küsste ehrerbietig seine Handknöchel. »Egal, die Truppe ist im Kloster und quatscht die Mönche voll.«
    Langsam bekam ich Kopfschmerzen. Ich drückte Guntard die Flöte in die Hand. »Gib sie bitte für mich zurück. Und schick diese Tänzer weg – aber höflich, bitte.«
    »Du gehst schon?«, fragte Guntard. »Ein paar von uns machen noch einen Abstecher in den Albernen Affen .« Er legte seine Hand auf meinen linken Unterarm.
    Ich zuckte zusammen, aber ich widerstand dem Drang, ihn wegzustoßen oder davonzulaufen. Stattdessen holte ich tief Luft, um mich zu beruhigen. »Danke, aber ich kann nicht.« Ich schob seine Hand weg und hoffte, ihn nicht zu kränken.
    Seine Miene verriet, dass er sehr wohl beleidigt war, zumindest ein bisschen.
    Es war nicht seine Schuld. Er nahm an, dass ich ein ganz normaler Mensch war, den man ungestraft am Arm fassen konnte. Hatte ich eben noch allen Ernstes gedacht, ich könnte bei meiner Arbeit Freunde gewinnen? Wie vermessen von mir. Ich würde meine Wachsamkeit nie gänzlich ruhen lassen können.
    Ich ging Richtung Chorraum, um meinen Mantel zu holen; Guntard schlurfte davon, um zu tun, worum ich ihn gebeten hatte. Hinter mir rief der alte Mann: »Junge Dame, so wartet doch! Abdo ist weiten Weg gegangen, nur zu sprechen mit Euch!«
    Ich blickte stur geradeaus, huschte die Treppe hinauf und aus seinem Blickfeld.
    Die Mönche hatten das Schlusslied zu Ende gesungen und nun von Neuem begonnen, aber das Kirchenschiff war noch immer halb voll, kaum einer machte Anstalten zu gehen. Prinz Rufus war beliebt gewesen. Ich hatte ihn nur flüchtig gekannt, aber als Viridius mich ihm vorgestellt hatte, war er sehr freundlich gewesen und hatte mit funkelnden Augen zu mir gesprochen.
    Nicht nur zu mir, zur halben Stadt hatte er mit funkelnden Augen gesprochen, wenn man den Bürgern Glauben schenkte; sie redeten mit gedämpfter Stimme über ihn und schüttelten dabei fassungslos den Kopf.
    Rufus war auf der Jagd getötet worden, aber die Königliche Garde hatte keinerlei Hinweise auf den Mörder gefunden.
    Für einige deutete der fehlende Kopf darauf hin, dass ein Drache der Täter gewesen war.
    Ich vermutete, dass sämtliche Saarantrai, die soeben am Begräbnis teilgenommen hatten, sich dessen nur allzu bewusst waren.
    Es dauerte nur noch zehn Tage bis zur Ankunft des Ardmagar und vierzehn Tage bis zum Jahrestag des Friedensschlusses. Falls tatsächlich ein Drache Prinz Rufus getötet haben sollte, dann hatte er sich einen ausgesprochen ungünstigen

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