Seth, Träume und Projektionen des Bewusstseins (German Edition)
altern. Sein physischer Körper befände sich in einer Art losgelöstem Zustand. Das reisende Bewusstsein würde sein gesamtes Zeitgefühl jedoch verlieren. Nur ein paar wenige Individuen sind auf diese Weise gereist. Aber der größte Teil des gewonnenen Wissens entflieht dem Ego, denn die Erfahrung kann vom physischen Gehirn nicht übersetzt werden.
Es ist aber möglich, unter solchen Bedingungen zu reisen, und einige Informationen würden von den inneren Teilen des Selbst behalten. Ein kreatives Individuum könnte einige davon zum Beispiel in einem Bild oder einem anderen Kunstwerk symbolisch ausdrücken.
An dieser Stelle ging Seth auf Material ein, das für Rob äußerst interessant war:
Jeder Pinselstrich eines Bildes repräsentiert konzentrierte Erfahrungen und komprimierte Wahrnehmungen. In einem guten Bild explodieren sie beinahe, wenn es vom wachen Bewusstsein eines anderen Menschen betrachtet wird. Der Beobachter wird von Intensitäten überschwemmt. Ein gelungenes Kunstwerk belebt auch die eigenen inneren Erfahrungen des Beobachters, derer er sich vorher nicht bewusst war. Wie du weißt, verfügen Bilder über Beweglichkeit, aber das Bild selbst bewegt sich nicht. Diese Vorstellung sollte dir helfen, Erfahrungen im Sinne von Intensitäten und Projektionen zu verstehen, oder auch die Beweglichkeit des Bewusstseins, ohne dass notwendigerweise eine Bewegung durch den Raum vorliegt.
Wahre Beweglichkeit hat absolut nichts zu tun mit Raum. Die einzig wahre Beweglichkeit ist jene des reisenden Bewusstseins.
Meine jüngste Projektion fand, im Vergleich zu den von Seth im vorangegangenen Auszug erklärten möglichen Reisen, sehr nahe unseres Zuhauses statt. Wiederum erinnerte sie mich später an Sinneserfahrungen, wie sie unter Drogeneinfluss beschrieben werden. Sie war äußerst ungewöhnlich, und ich bin sicher, dass ich sie nie vergessen werde.
Am letzten Donnerstag, den 6. Mai 1971, machte ich am späten Morgen ein Nickerchen. Ich gab mir keine Suggestionen. Es war ein weiterer dunkler Tag, und die Luft war sehr feucht. Ich „kam“ in Robs Studio „zu mir“. Ich stand vor dem offenen Fenster und schaute hinaus auf den Birnbaum, aber es war die Luft selbst, die meine Aufmerksamkeit fesselte. Sie war so durchsichtig wie immer, aber dick wie Gelee.
Erstaunt streckte ich meine Hand aus dem Fenster, und die Bewegung löste ein Kräuseln aus, wobei nahe meiner Finger ziemlich tiefe und weiter entfernt oberflächlichere „Risse“ entstanden. Ich sah, dass der Baum nicht von seinen tief in der Erde steckenden Wurzeln aufrechtgehalten wurde, sondern von der Luft. Warum hatte ich nur jemals gedacht, dass sich Äste nach oben erstrecken, nur weil Äste dies nun mal tun? Es war die Luft selbst, die sie hielt!
Ich war völlig bewusst und neugieriger als ich ausdrücken kann. Mehrere Male streckte ich meine Hand so weit aus, wie ich konnte und wackelte mit meinen Fingern. Die Luft bewegte sich wie Pudding. Der Kontrast zwischen den dunklen Wolken hoch oben und der restlichen Luft war viel stärker als für gewöhnlich, und die Farben – Dunkelviolett, ein Grauweiß, mehrere Grün- und Grautöne – erschienen beinahe wie Klumpen, dick und dann dünner werdend.
Ich fragte mich, was mit fallenden Objekten passieren würde. Aufgrund all dessen, was ich sah, nahm ich an, dass sie entweder auf die Erde gleiten oder langsam durch die strukturierte Luft tropfen würden. Aber der Effekt war alles andere als reglos. Der Himmel und die Luft bewegten sich beständig, vielleicht wie sehr stark geliertes Wasser, und die Bäume steckten wie gewaltiger Seetang darin. Ich fühlte mich, als ob ich beinahe auf der Luft gehen könnte, aber die Bewegung der Hand in ihr hatte mir gezeigt, dass sie nicht dick genug war, um mich tragen zu können.
Vorsicht und Erstaunen ließen mich innehalten. Zum einen war die Luft innerhalb des Zimmers normal. Zum anderen kam es mir vor, als ob ich gerade einen wirklichen Blick auf die Luft aus dem Bezugsystem einer anderen Wahrnehmungsart warf. War das auf irgendeine Weise verlangsamte Luft? Und falls das der Fall wäre – war mein „Körper“ dann im gleichen Zustand? War es das, was Luft wirklich war, und wurde sie auf diese Weise von bestimmten Bewusstseinsarten oder auf speziellen Stufen molekularer Aktivität wahrgenommen? All diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, aber noch bevor ich überlegen konnte, was für andere Experimente ich noch machen könnte, schnappte ich in meinen Körper
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