Seth, Träume und Projektionen des Bewusstseins (German Edition)
gewöhnlich begannen wir die Sitzung am Brett sitzend. Seit Sonntagnacht waren um die 30 Zentimeter Schnee gefallen. Obwohl wir die ersten paar Antworten durch das Brett aufnahmen, empfing sie Jane schon von Anfang an auch in ihrem Innern. Wir stellten keine Fragen, um die Sitzung zu eröffnen.
Ja, guten Abend. Habt ihr euch erholt?
„Ja, ich glaube, das haben wir, Seth.“
Das ist gut.
„Es ist heute sehr stürmisch bei uns.“
Stürmisches den Stürmischen.
Jane sagte später, diese clevere Bemerkung beziehe sich auf sie.
„Gibt es dort Stürme, wo du herkommst?“
Solche Stürme gibt es bei uns nicht.
(Jetzt schob Jane das Brett beiseite, stand auf und begann zu diktieren:)
Aber ich habe nicht vor, heute Abend über das so genannte Wetter auf meiner Ebene zu sprechen. Ich kam gerade dazu, als Jane auf eigene Faust ein kleines interessantes Experiment versuchte, und du kannst mir wirklich dankbar sein, dass er nochmals so gut davongekommen ist. Also wirklich, Ruburt, du überraschst mich. In deinem vergangenen Leben [in Boston] hättest du es viel besser gewusst.
Auf bewusster Ebene warst du dir nicht im Klaren, wohin das führt, aber unbewusst wusstest du Bescheid. Diese Art von Trance kann gefährlich sein, vor allem dann, wenn sie willkürlich herbeigeführt wurde – so wie es bei dir der Fall war. Hätte ich nicht zufällig bei dir hereingeschaut, wärst du für den Rest des Abends – oder sollte ich sagen des Morgens – wirklich in einer prekären Lage gewesen.
(An dieser Stelle begann Janes Stimme lauter und tiefer zu werden, während sie hin und her ging. Obwohl zwar ein merkbarer Unterschied festzustellen war, erreichte ihre Stimme weder die Tiefe noch das Volumen der letzten Sitzung.)
Und trotzdem hattest du den Nerv zu vermuten, dass ich eventuell meine Finger im Spiel hätte. Hinterlist gehört nicht zu meinen Charaktereigenschaften, zumindest nicht diese Art Hinterlist, so dass du dir also in dieser Beziehung keine Gedanken zu machen brauchst. Der von dir erreichte Trancezustand kann äußerst effektiv genutzt werden. Du aber bist völlig unbewusst und unvorbereitet in ihn hineingestolpert. Du solltest dich schämen.
Der Umstand, dass du so leicht in diesen Zustand schlüpfen konntest, sollte dich an die Fähigkeiten erinnern, die du einst besessen hast. Damals missbrauchtest du sie. Aber ohne diese vorhergegangenen Erfahrungen hättest du mit so wenig Wissen und Vorbereitung nicht so rasch in eine solche Trance fallen können. Als ich Hausaufgaben ansprach, habe ich nicht an so etwas Anstrengendes gedacht…
Erinnere dich, dass ein Teil deines Geistes bewusst war, so dass du eine normale Unterhaltung führen konntest. Aber ein anderer Teil deiner Psyche war völlig dissoziiert und wartete auf deine Befehle.
Er flatterte wie ein Lappen in einem heftigen Wind… Da sich Ruburt zunächst nicht darüber im Klaren war, dass er diesen Trancezustand herbeigeführt hatte, war es ihm auch nicht möglich, aus ihm wieder herauszukommen.
Das Geschriebene stammte von einer unorganisierten, unausgeformten, möglichen Persönlichkeit Ruburts, welche diese Gelegenheit, sich zu zeigen, einfach ergriff und an die Stelle der starken Hand trat, von der sie sonst immer dominiert wurde… Joseph, die Rolle, die du bei diesen Sitzungen einnimmst, ist äußerst wichtig. Ohne deine Teilnahme hätten sie niemals anfangen können noch würden sie weitergehen. Aufgrund unserer gemeinsamen Vergangenheit sind wir drei eng miteinander verbunden…
Ruburt, du wirst innerhalb von zwei Wochen aufhören zu rauchen. Es ist schädlich, und du kannst sicher sein, dass ich zu einem späteren Zeitpunkt auf die Gründe hierfür eingehen werde. Sie werden einfach nicht verstanden. Zum anderen weigere ich mich einfach, wie ein heiseres Pferd zu tönen, was für meine Moral schlecht ist. Deine Stimme ist heute Abend zu empfindlich und rau, als dass ich einen Versuch starten könnte, ihr meinen eigenen, melodiöseren Akzent aufzusetzen. Um Ruburts malträtierte Stimmbänder etwas zu schonen, schlage ich vor, ihr macht jetzt eine etwa fünfminütige Pause.
Lachend erzählte mir Rob, dass ich als Seth im Zimmer hin und her gegangen sei und mich selbst wegen des Tranceexperiments getadelt hätte, und dann kam er auf den witzigen Vergleich zwischen meiner und seiner Stimme zu sprechen. Ich habe übrigens noch immer nicht aufgehört zu rauchen. In jenen Tagen hatte ich überhaupt nicht vor, mich von einer Trancepersönlichkeit
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