Seth, Träume und Projektionen des Bewusstseins (German Edition)
fürchtetest du dich noch.
Bevor wir die inneren Sinne nicht eingehend besprochen haben, ist es schwierig, das, was du erlebt hast, zu erklären. Ich werde dir aber trotzdem schon eine etwas oberflächliche Erläuterung geben. Was du erlebt hast, war ein Ansturm – oder sollte ich besser sagen: eine Attacke – von Informationen in Reinform, die durch die inneren Sinne wie der Wind in einem Kaleidoskop stürmten, weil du nicht wusstest, wie du diese Informationen kontrollieren oder entwirren könntest.
Aus diesem Grund hast du einen beachtlichen Kunstgriff ausprobiert. Du hast versucht, auf die inneren Sinne umzuschalten und mit deinen äußeren Sinnen von innen stammende Informationen zu sammeln, um diese dann wieder nach innen zu projizieren. Für einen Anfänger war das schon eine ziemliche Leistung… Auf der Empfängerseite bestand ein Mangel, der deinerseits die Furcht auslöste. Du fühltest den Klang. Damit waren zwar die inneren Sinne vertraut, aber weil du den Klang nicht mit deinen Ohren hörtest, gerietest du in Panik und erschufst das Bild von Mündern, die nicht sprechen konnten. Das war eine Projektion deines Unvermögens und sollte daher nicht als ein Zustand der Hilflosigkeit betrachtet werden, der in der inneren Welt herrscht, aber ich fürchte, genauso interpretiertest du dieses Bild.
Dein Gefühl einer Tür oder eines Trichters ist jedoch völlig zulässig, und wenn du dich durch den Ansturm der Informationen, die auf dich einzustürzen schienen, angegriffen fühltest, dann nur aufgrund deines Unvermögens, die Datenmenge sozusagen zu kontrollieren; allerdings würde in einem solchen Fall ein imaginärer Türknauf eine weit bessere Kontrollmöglichkeit abgeben. Da dich dieses Erlebnis ängstigte, schaltetest du dich automatisch aus, aber die ganze Angelegenheit war wohltuend, da sie dir eine Erfahrung aus erster Hand reiner Informationen der inneren Sinne ermöglichte. Unglücklicherweise geschah dies auf sehr unkontrollierte Weise, aber ich fürchte, damit muss man zu Beginn noch rechnen. Versuche dich zu entspannen, sollte dies wieder geschehen, und dann wird sich der Datenfluss von alleine verlangsamen.
„Kann ich irgendetwas tun, um einen solchen Informationsfluss wieder in Gang zu bringen?“, fragte Rob.
Auf dieser Stufe wirst du das vorerst versuchen, ohne dass ich dir etwas dazu sage, so wie du diesen Prozess auch selbst in Gang gebracht hast. Dein eigenes, dir innewohnendes Wissen, wird dir helfen, aber jegliches intellektuelle Verstehen würde dir zum jetzigen Zeitpunkt im Wege stehen; später einmal kann es dir helfen. Ich schlage eine kurze Pause vor. Und, lieber Joseph, mach es gleich deiner Frau und geh etwas umher.
Als die Sitzung weiterging, fragte Rob: „Kannst du uns noch mehr über die psychologische Zeit sagen?“
Sie ist ein natürliches Bindeglied zur inneren Welt. Obwohl ihr Tage oder Stunden innerhalb des Bezugssystems der psychologischen Zeit während des Traumzustandes erlebt und ihr dennoch nicht um so viel altert, wie wenn das in der vergleichbaren physischen Zeit geschehen würde, so werdet ihr auch, wenn ihr euch im Gebrauch der psychologischen Zeit entwickelt, fähig sein, innerhalb des Rahmens der psychologischen Zeit zu ruhen und euch zu stärken, während ihr euch im bewussten Wachzustand befindet. Das wird eurem mentalen und physischen Zustand zu einem erstaunlichen Grad helfen, und ihr werdet entdecken, dass ihr einerseits über zusätzliche Vitalität verfügt und sich andererseits euer Schlafbedürfnis etwas verringern wird. Während einer Uhrzeit von zum Beispiel fünf Minuten werdet ihr eine Stunde der Ruhe finden, die von der Uhrzeit unabhängig ist.
Durch die psychologische Zeit könnt ihr auf die Uhrzeit schauen und die Uhrzeit sogar zu eurem Vorteil gebrauchen; aber ohne die grundlegende Erkenntnis der psychologischen Zeit stellt die Uhrzeit eine Art Gefängnis dar… Ein richtiger Gebrauch der psychologischen Zeit wird euch nicht nur in die innere Welt führen, sondern euch auch davor schützen, in der physischen Welt gehetzt zu sein. Innerhalb dieser, also innerhalb des Rahmens der psychologischen Zeit, werdet ihr einen ruhigen und kühlen Frieden entdecken.
Von ihrem Bezugssystem aus werdet ihr sehen, dass Uhrzeit so traumähnlich und flüchtig ist, wie ihr das einst von der psychologischen Zeit geglaubt habt. Und ihr werdet entdecken, dass die ‚innere Zeit‘ genauso eine Realität ist wie ihr das einst von der äußeren Zeit geglaubt
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