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Setz dich über alles weg

Setz dich über alles weg

Titel: Setz dich über alles weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Bard
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ohnedies bei allem durch das
Telefon gestört — und wenn ich sage bei allem, dann meine ich bei allem...«
    Ich dachte: Kein Wunder, daß die Männer
sich absondern und fachsimpeln! Leeres Geplapper! Durchaus nicht anregend! Wo
um Himmels willen steckt Jim? Ich nahm ein Tablett mit belegten Broten, die in
bunten Reihen angerichtet waren, und spazierte forsch! zu den Herren Doktoren
hinüber.
    »Ein periösophagischer Bruch, der an
einen Ulcus erinnert — schau, schau, kleines Frauchen, was kriegen wir denn
da?« Dr. Young öffnete seinen verkniffenen Mund weit genug, um ein Käsesandwich
zu verschlingen.
    »Da Sie gerade von einem Ulcus sprechen
— versuchen Sie die Tomate, die schmeckt vielleicht nicht so sehr nach Knet — ,
wenn ein peptisches Geschwür ein scharf begrenzter Gewebeschwund ist, der in
der Mucosa beginnt — «
    Tod klopfte mir auf die Schulter. »Es
war kein Ulcus...« Er wandte sich wieder an Dr. Young, der seine Blicke über
die Brötchen schweifen ließ. »Wissen Sie, Frank und Hamilton berichten da von
einem erfolgreichen Eingriff bei einem Zwerchfellbruch mit penetrierendem Ulcus
— «
    »In meinem Falle«, fuhr ich mit
heiterem Lächeln fort, »erstreckte er sich durch die Submucosa in die
Muskelschichten — «
    »Gewiß, gewiß!« sagte Tod. Er runzelte
die Stirne und sah sich ratlos um, als wüßte er nicht recht, wo er mich hintun
solle. Dr. Young biß in ein rosa Brötchen, dessen Aufstrich wie Zahnpaste
aussah — und wer weiß, ob es nicht Zahnpasta war! — , probierte mit geschürzten
Lippen und wandte sich wieder an Tod: »Periäsophagische Brüche sind oft — «
    Maggie rief mir zu: »Mary, mein Schatz,
wo, sagten Sie, haben Sie den grünen Sweater gekauft?«
    »Bei Morris«, erwiderte ich kurz und
wandte mich wieder Tod und Dr. Young zu. Wenn man mich bloß nicht immer
unterbrechen würde! Jetzt hatte ich vergessen, wo ich stehengeblieben war. Dr.
Young schwankte zwischen einem roten und einem weißen Sandwich. Er biß sich auf
die Unterlippe, schaukelte auf den Sohlen hin und her und wählte schließlich
das rote. Als er es in den Mund steckte, schob er die Lippen so weit vor, daß
die Innenseite sichtbar wurde. Mucosa — Verdauungstätigkeit... das war es! Ich
packte Tods Arm. »Wissen Sie, meine Herrn, ich finde es furchtbar interessant,
daß peptische Geschwüre dadurch verursacht werden, daß die Mucosa nicht
imstande ist, der Verdauungstätigkeit des sauren Magensaftes zu widerstehen.
Aus unbekannten Gründen — «
    Tod riß seinen Arm los, nahm mich bei
den Ellbogen und drehte mich herum, so daß ich ihm ins Gesicht sehen mußte. »Aus
unbekannten Gründen haben Sie ein medizinisches Buch gelesen. Um Gottes willen,
Mary — wer hat den Ulcus, und wo sitzt er?«
    Wieder rief Maggie: »Mary, kommen Sie
einen Augenblick her!«
    »Ja, es handelt sich nicht eigentlich
um einen Patienten — es handelt sich um Jims Geschwür...«
    »Was hat Jim zu meckern? Sein Ulcus,
wenn er überhaupt einen hat, ist ganz klein und unbedeutend. Meiner ist so groß
wie eine Teetasse und frißt sich in die Bauchspeicheldrüse ein!« Er schob mich
zu den Frauen hin. »Gehen Sie ‘rüber und spielen Sie mit den Mädchen! Wir sind
beschäftigt.«
    Maggie trommelte auf die Armlehne ihres
Sessels und senkte die Stimme. »Mary, mein Schatz, die Herren unterhalten sich
über Medizin, und da darf man sie nicht stören. Wenn ein Arzt den kleinen Stab
mit der geringelten Schlange ergreift, muß er erst einmal geloben, niemals
seiner Frau — oder überhaupt einem weiblichen Wesen — irgend etwas zu erzählen
— was es auch sei — und wann auch immer!«
    »Einschließlich des Zeitpunktes, zu dem
er nach Hause zu kommen geruht!« Faith lächelte. »Sie werden sich daran
gewöhnen. Ich behaupte nicht, daß es Ihnen Spaß machen wird, aber Sie werden
sich daran gewöhnen.«
    »Ich interessiere mich für die Medizin
und möchte gern wissen, worüber sie reden.«
    Edith Stokes sah mich forschend an.
»Das ist sehr gefährlich, Mary! Plötzlich schnappt man etwas auf, weiß nicht
recht, was es bedeutet, und wiederholt es an der falschen Stelle. Deshalb haben
wir den Klub der Hilflosen gegründet.«
    »Erzähle Mary von dem Klub der
Hilflosen, Edith«, forderte Maggie auf. »Ich muß sagen, das ist das erstemal,
daß Frauen sich zusammentun, nicht nur, um Törtchen zu verspeisen!«
    Das Telefon klingelte. Es war Pete, er
wollte wissen, ob Jim schon gekommen sei. Yuri rief mich in die Küche, und ich
kam

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