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Setz dich über alles weg

Setz dich über alles weg

Titel: Setz dich über alles weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Bard
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gerade zurecht, um zu verhindern, daß sie drei Pakete tiefgefrorener Erbsen
in einen Zehnliter-Einmachkessel voll kochenden Wassers tunkte. Ich erklärte
ihr abermals die Funktion des Dampfkochtopfes und richtete ihn für sie her. »In
Japan haben wir keine tiefgefrorene Erbse...«
    Ich kehrte zu der Gruppe am Kamin
zurück, und da sagte Edith, als sie und Ed heirateten, hätte sie gemerkt, daß
viele Arztfrauen in ihrer Altersgruppe vorher noch nie mit der medizinischen
Wissenschaft in Berührung gekommen seien. Damit sie sich weniger fremd fühlten
und um ein Sicherheitsventil für medizinische Diskussionen zu schaffen, hätten
sie den Klub der Hilflosen gegründet. Einmal im Monat kämen sie zusammen,
scheinbar nur, um Sachen für das Kinderspital zu nähen, in Wirklichkeit aber,
um den jungverheirateten Frauen Gelegenheit zu geben, sich nach ärztlichen
Sitten zu erkundigen, die ihnen bis dato unbekannt sind. Sie wolle vorschlagen,
daß Maggie, Faith und ich einen ähnlichen Verein gründeten, zum Beispiel den
Klub der Vernachlässigten.
    Die Haustür wurde geöffnet, und Jim kam
herein. »Sehen Sie, was ich meine?« murmelte Edith. »Ärztliche Sitten! Er hat
sich ungefähr zwei Stunden verspätet und weiß es nicht einmal. Alle sind sie
so!«
    Als Jim den Kreis am Kaminfeuer
begrüßte, schlug ihm ein frohes Lachen entgegen. Gleich darauf spazierte er zu
Tod und Lester hinüber, und die zwei grundverschiedenen, aber simultanen
Konversationen gingen weiter.
    Yuri kam zu mir. »Das Essen ist fertig.
Soll ich servieren?« Da weder Pete Roberts noch Ed Stokes gekommen waren, wußte
ich nicht, was ich tun solle. Ich warf Edith einen fragenden Blick zu. Sie
nickte., »Warum nicht? Sie werden ja doch den ganzen Abend kommen und gehen,
und ich sehe nicht ein, warum das Essen kalt werden soll.«
    Jim begann die Enten zu tranchieren.
Tod und Lester nahmen den periäsophagischen Bruch eines unbekannten Patienten
mit zu Tisch. Die Enten waren zäh und nicht richtig durchgebraten. Roy hatte
recht gehabt. Ich sah im Geist eine lange Karawane biergekochter Schmorbraten
durch die Jahre wandern — ein Gericht, das sich immer wieder aufwärmen läßt.
    Das Telefon klingelte. Tod wurde
verlangt. Strahlend kehrte er an den Tisch zurück. »Hätten Sie Lust, Young,
mitzukommen und sich den Patienten anzusehen? Es ist ein interessanter Fall,
und ich würde gern Ihre Meinung hören.« Dr. Young schob den Teller weg und
entfernte sich fast im Laufschritt, um seinen Mantel zu holen.
    Das Telefon klingelte. Jim wurde
verlangt. »Die Damen entschuldigen!« Er ging ans Telefon. Maggie rückte die
Stühle der Frauen an das Ende des Tisches. Edith setzte ihr Gespräch mit Faith
Morgan fort. »- und Sie werden sehen, meine Liebe, daß alle Ärzte sich
einbilden, gerade die Krankheit zu haben, die sie im Augenblick am meisten
interessiert, ob Krebs, Herzbeschwerden oder Magengeschwür.«
    Maggie lachte. »Ich kann es kaum
erwarten, Pete den Kopf zu halten, wenn er Eklampsie bekommt.« Sie schnüffelte.
»Mary, mein Schatz, verbrennt da etwas? Es riecht so komisch.«
    Ich drückte meine ausländische
Zigarette aus und gesellte mich zu den Vernachlässigten.
     
     
     
    3

Entzündliche Materie
     
    Da wir beide arbeiteten, war der
Sonntag unser gemeinsamer Ruhetag. Wir tranken Kaffee, bevor wir uns anzogen, verstreuten
Sonntagsblätter im ganzen Wohnzimmer und machten Feuer, um vor dem Kamin
frühstücken zu können.
    Jim war eifrig damit beschäftigt, seine
Angelgeräte zu inspizieren, und ich ging die Liste der Sachen durch, die ich in
ehr kommenden Woche nicht vergessen durfte. Nachdem ich so viele Jahre in einem
Matriarchat gelebt hatte, fand ich diese angenehme, fremdartige, maskuline
Atmosphäre entzückend. Ich machte einen Strich durch ›Montag, Yuri Wäsche‹ und
schrieb statt dessen mit einem unterdrückten Seufzer ›Montag, japanische
Wäscherei. Es würde bald soweit sein, daß ich Yuris ganzen Wochenplan
summarisch mit den Worten beschreiben könnte: ›Yuri — Blumen arrangieren und
lächeln‹ — und für meine Person: ›Mrs. Jay — alle übrige Arbeit besorgen.‹
    »Ich gebe dir diesen Hanson-Blinker.«
Jim reichte mir eine abgeschabte, verblichene Kostbarkeit aus seinem Angelkorb.
»Man soll immer gleich mit den besten Gerätschaften anfangen.« Ich war
entschlossen, zum Dank auch mein Bestes zu geben.
    »Möchtest du gegrillten Lachsrogen mit
feinen knusprigen Speckscheibchen, Kornbrot und rosa Grapefruit zum

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