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Sex and the Office

Sex and the Office

Titel: Sex and the Office Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Sternberg
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jenes Mannes, mit dem ich an diesem Abend am allerwenigsten gerechnet hätte. »Papa, was machst du denn hier?«
    Mein Vater, Typ Kordjackett und Turnschuhe, war seit unserer letzten Begegnung um einiges grauer geworden, seinem Alter entsprechend jedoch noch immer attraktiv.
    »Dachtest du ernsthaft, ich lasse mir die Vernissage meiner Tochter entgehen?« Er lachte und kam mit ausgebreiteten Armen auf mich zu.
    Ich wusste, was dieser Gesichtsausdruck zu bedeuten hatte. » Du bist der unbekannte Käufer?«
    Er bedachte mich mit einem vielsagenden Blick. »Du hast Talent – und das sage ich nicht nur, weil du meine Tochter bist. Und wenn ich mich hier so umschaue, bin ich nicht der Einzige, der das findet.« Ich versuchte ein Lächeln, wenngleich ich mir nicht sicher war, ob mir zum Lachen oder Weinen zumute war. Einerseits schmeichelte es mir, dass er sich für meine Fotografien interessierte, andererseits wäre mir ein fremder Käufer lieber gewesen. Doch was hatte ich erwartet? Dass man sich in der Kunstszene gleich bei meiner ersten Ausstellung um mich reißen würde? Wohl kaum. Ich fragte mich, ob mein Vater meine Bilder auch gekauft hätte, wenn Mutter ihm bereits gebeichtet hätte, dass ich nicht seine leibliche Tochter war, und entschied, dieses unwichtige Detail vorerst für mich zu behalten, bis ich den Scheck eingelöst hatte; man musste ja nichts überstürzen. Über die noch ausstehenden Mietzahlungen musste ich mir jetzt wenigstens keine Sorgen mehr machen. Dennoch wurde ich den Eindruck nicht los, dass mehr dahintersteckte. »Irre ich mich, oder hat da jemand Schuldgefühle?«
    Sich räuspernd senkte er die Lider.
    »Tut mir leid, Charly – aber ich fürchte, ich habe schlechte Neuigkeiten für dich. Deine Mutter und ich lassen uns scheiden.«
    »Aber, ich dachte, ihr hättet euch wieder zusammengerauft.«
    »Ich weiß, wir hätten es dir schon viel früher sagen sollen, aber …«
    »Ist das der Grund, weshalb du mich nie zurückgerufen hast?«
    »Nun ja, es ist so, dass …«
    »Lass mich raten, wir sind dir nicht mehr gut genug, und du brennst nun mit einer zehn, nein, zwanzig Jahre jüngeren Assistentin durch?!«
    »… nicht ganz.« Er holte tief Luft und winkte einen Mann von schätzungsweise Anfang dreißig mit stoppelkurzen Haaren, dünner Lederjacke, Jeans und Chucks heran. »Charly, das ist Ben.«
    Ich blickte meinen Vater mit offen stehendem Mund an. »Es ist doch wohl nicht das, was ich denke, dass es das ist?«
    Er tauschte einen verstohlenen Blick mit Ben aus.
    »Ben und ich sind seit einiger Zeit ein Paar.«
    Schnappatmend starrte ich meinen Vater an. »Du bist schwul?!«
    Er riss beschwichtigend die Hände hoch. »Bevor du jetzt irgendetwas sagst, solltest du vielleicht wissen, dass ich deine Mutter nie betrogen habe.«
    »Das stimmt«, hörte ich plötzlich eine Stimme in meinem Rücken sagen. Ich drehte mich um. »Mutter …« Auch sie hatte ihr Kommen nicht angekündigt.
    »Tut mir leid, dass ich dir nicht gleich die Wahrheit erzählt habe, aber wir hielten es für das Beste, dich damit nicht zu belasten. Dein Vater und ich haben immer schon eine sehr tolerante Beziehung geführt. Jeder hatte seine Freiheiten. Doch jetzt, wo aus der Sache mit deinem Vater und Ben etwas Ernsteres geworden ist, möchte ich seinem Glück nicht länger entgegenstehen«, machte Mutter weiter. Nicht zu fassen, dass sie mir die ganze Zeit etwas vorgemacht hatte! Mein Blick sprang zwischen ihr, meinem Vater und diesem Ben hin und her.
    Dann ließ Mutter die nächste Bombe platzen: »Außerdem wird dein Vater das Chemiewerk verkaufen.«
    »Aber …« Ich schnappte nach Luft und blickte meinen Vater abermals fassungslos an. »Du hast dieses Werk aufgebaut und all deine Energie da reingesteckt, oder war das etwa auch eine Lüge?«
    Ein Kopfschütteln, gefolgt von einem langen Seufzer. »Der Umsatz ist in den letzten Jahren massiv eingebrochen«, erläuterte er. »Da kam mir das Angebot eines russischen Investors gerade recht.«
    Ich wollte nicht glauben, was er da sagte. »Der Verkauf ist also beschlossene Sache?«
    Er lächelte mir tröstend zu. »Ich hoffe, du wirst mich irgendwann verstehen.«
    Schweigend nickte ich und spürte, wie für mich ein Stück heile Welt zusammenbrach.
    »Wir sind noch ein paar Tage in der Stadt – was hältst du davon, wenn wir alle zusammen zum Brunch gehen?«, schlug mein Vater vor.
    »Sicher, warum nicht«, stammelte ich. »Ich ruf dich an.« Und während ich noch immer

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