Sex für Könner: Die Kunst, Frauen um den Verstand zu bringen (German Edition)
Oder was auch immer Ihrer Leidenschaft verdammt nahe kommt.
Fangen Sie klein an, mit einem einzigen Detail, einem Accessoire, einem Wort, einem bestimmten Ort Ihrer Leidenschaft. Es ist das zarte Anklopfen, um die Tür zu Ihrer Welt nach und nach weiter zu öffnen.
Das Handlungsprinzip hat einen Vorteil und einen Nachteil.
Den Nachteil zuerst: Sie können scheitern und zurückgewiesen werden – mittendrin, wenn Sie ihr gerade die Gerte hinhalten, wenn Sie ihr die Augen verbinden, wenn Sie ihr die Paraffinkerze reichen, mit der Madame auf Sie runtertropfen sollte … Aber keine ihrer Reaktionen ist wie erhofft, Madame zieht sich zurück. Zürnen Sie ihr nicht. Es kickt ihre Emotionen nicht an, sie fühlt sich nicht gut dabei, es ist nicht ihr Ding. Macht nichts. Sie haben es versucht und wissen es nun.
Der Vorteil: Während man etwas Sexuelles erlebt, hat man in der Regel keine Zeit zum Nachdenken, man fühlt drauflos. Das Chaos der Lust, die aus Verbotenem, Ungewöhnlichem entsteht, wirbelt die Gefühle auf. Und nur so kann das passieren, was Erklärungen niemals schaffen: Ihre Herzdame kann es nach- fühlen, was an Ihren Geilheiten so höllisch himmlisch ist. Am Gefesseltwerden. Am Rote-High-Heels-Tragen, die Sie sich an die Brust drücken. An Sex mitten auf der Waldlichtung. Sie sieht es an Ihren hingebungsvollen Reaktionen, sie fühlt die unerklärbare Lust in sich selbst. Weil es sie in Tiefen ankickt, die sich der Analyse entziehen; weil es in emotionale Bereiche geht, die der Verstand und sein Zensor mit dem Idealbild abgelehnt hätten.
Nun ist es zu spät: Sie hat gefühlt, und es war magisch.
FAZIT: AUCH wenn ich reden im Prinzip für eine prima Sache halte, um das Liebesleben in technischer Hydraulik einfacher zu machen – so deutlich muss ich in Sachen erotische Phantasien vom Redeprinzip abraten. Erklären Sie sich nicht. Tun Sie es.
Und vielleicht kommt das Leben mit offenen Armen auf Sie zu:
Ich lernte mal einen wundervollen Mann kennen, nennen wir ihn Herrn K. Er hatte, seit er etwa dreizehn war, ein Bild vor Augen, das ihn erregt; im amerikanischen Fetischgenre nennt man es »Damsel in Distress« oder auch: Jungfrau in Nöten. Meist geht es um eine gefesselte Frau, bekleidet in betörender Lingerie, die durch die bereits arg mitgenommene, edle Oberbekleidung hervorblitzt; zarte Nahtstrümpfe mit Laufmasche, verwischter knallroter Lippenstift, im dichten Wimpernkranz eine Träne, im Gesicht der Ausdruck inständigen Flehens: Rette mich!
Der glückliche Umstand war, dass Herr K. eines Tages eine Frau traf, Mademoiselle J., die selber ganz gerne eine dieser Prinzessinnen in Not sein mochte – eine Phantasie, die sie sich, selber toughe Unternehmerin, nicht verzieh. Und die sich auch nie getraut hatte, sich einem Mann zu erklären: Fessle mich, um mich zu retten? Nein, das hätte alles entzaubert.
Der Herr und die Dame trafen sich, erotisierten einander erst mal wie jedes Paar. An einem Abend war er mutig und setzte einen winzigen Teil seiner Leidenschaft um: Er fesselte sie mit seinem Gürtel, indem er ihn um ihren Oberkörper legte und ihre Oberarme fest an den Körper schnürte. Er hob sie auf einen Pianoflügel, küsste sie, bespielte sie mit seinen Händen, leckte sie; sie war nur halb ausgezogen, trug noch ihre Halterlosen, Pumps, Rock und BH. Es war nur ein Miniaturausschnitt seines ganzen so lange verheimlichten, auch mit Selbstvorwürfen belastenden Drehbuchs – aber Herr K. war im Rausch. Da war diese wunderbare Frau, und er durfte sie fesseln und lieben! Und sie? Auch seine Mademoiselle war im Rausch. Der Zufall hatte zwei Gelüste zueinander geführt. Ohne Worte.
Nach und nach inszenierten sie ihre jeweiligen Bilder, für die er sich seit dreißig Jahren (ungelogen!) geschämt und die er sich nie getraut hatte, Realität werden zu lassen. Ja, er hatte Sex auch ohne diese Inszenierungen genossen, sogar ungemein – doch es war immer eine winzig kleine Wunde in ihm geblieben, wenn er daran gedacht hatte, wie schön es wäre, die Jungfrau erst in Nöte zu bringen und sie danach wieder zu lieben. Und sei es nur, dass er sie ein bisschen jagte, ein bisschen die Handgelenke festhielt oder ihr die Augen verband und sie mit seiner Stimme durch den Raum auf sich zu dirigierte, während sie nur die Stilettos trug … (Blindekuh für Erwachsene – ich liebe es.).
Am Anfang fragte der Herr einmal seine Mademoiselle, ob sie ihn nicht dafür verdamme, dass er solche Phantasien
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