Sex für Könner: Die Kunst, Frauen um den Verstand zu bringen (German Edition)
frei antworten.
Eine Frage enthält immer auch eine Erwartung. Vor allem die Frage nach den sexuellen Erfüllungsphantasien: die Erwartung, dass es einfach ist. Die Erwartung, dass es den eigenen moralischen Prinzipien entspricht. Die Erwartung, dass Sie eine Phantasie haben, in der Ihre Herzdame eine tragende Rolle spielt. Die Erwartung, dass Ihre Phantasien den Eros-Welten der Fragenden ähnelt. Die Erwartung, dass Sie alles preisgeben.
Und da zeigt sich schon das ganze Problem in seiner Pracht: All diese Erwartungen implizieren, wie Sie »richtig« antworten müssten.
»Richtig« aber widerspricht den chaotischen, emotionalen Prinzipien der Geilheit. Eine möglichst passende Antwort, eine Lustidee, die sie sich gewünscht hat zu hören – eine solche Antwort gibt es nur im besonderen Glücksfall, etwa wenn sich ein Paar findet, dessen Leidenschaften sich ähneln!
Und weil das in der Realität so selten vorkommt, gibt es ja S/M-Foren, wo die Connaisseure der härteren Gangarten sich leichter finden können. Aber was ist mit all den unorganisierten Leidenschaftskulturen, den Fingernägel-Ballon-Liebhabern, den Fleck-auf-dem-Höschen-Fans, den Bondage-Schwärmern, die Karl May nachspielen möchten? Denen werden keine Vermittlungsbörsen geschenkt, die müssen vorsichtig und als Einzelkämpfer nach dem Gegenstück fahnden.
Vielleicht wollte Madame hören: »Dass du mal Lack-Overknees anziehst«, weil sie das spannend fände. Stattdessen hört sie: »Ich fände es geil, von dir angepinkelt zu werden.« – Oh. Aha. Oops. Ruckartig wird der Schleier des Erotischen entfernt. Darunter harrt die Kühle der rationalen Erklärung. Und viel zu viel Zeit zum Nachdenken!
WAS ALSO bei Gretchenfragen tun: Schweigen? Gute Idee. Beste Idee! Oder nur andeuten? Ja, das wäre eine Möglichkeit, wenn es sich um Liebhabereien handelt, die gesellschaftlich relativ »anerkannt« sind und sich leicht andeuten lassen – Vorlieben für Leder zum Beispiel, für Schuhe, für schöne Wäsche, für Spontansex, für Bondage-Light mit Handschellen.
Am verführerischsten ist aber, wenn Sie sich nicht erklären, ganz gleich ob es sich um eine gesellschaftlich akzeptierte oder eine Ihnen zutiefst eigene Begehrlichkeit handelt – sondern wenn Sie Ihre Geliebte ohne Erklärungen in diese Ihre Lustwelt mitnehmen. Wenn Sie handeln. Es inszenieren. Nicht erklären – tun Sie es.
Sie können, wenn Ihre Geliebte Sie direkt wie Gretchen nach Ihren etwas »anderen« Lustbarkeiten fragt, es zum Beispiel so anmoderieren: »Liebling, frag nicht. Komm. Komm mit mir. Ich zeig’s dir …«
Wenn Sie nicht gefragt wurden, aber Lust verspüren, eine Ihrer bisher phantastischen Anmacher in die Realität zu übertragen:
Machen Sie ihr hier und da Geschenke, die den Accessoires Ihrer Leidenschaft ähneln – ein schönes Korsett, einen Lederrock, ein enges Halsband … Tun Sie dies beiläufig, nicht mit dem flehenden Ausdruck in den Augen, als hätten Sie damit alles gesagt!
Versuchen Sie Situationen zu kreieren, die Ihre Leidenschaft in einer Kleinigkeit ähneln, und tasten Sie sich Stückchen für Stückchen weiter vor. Sie wollen Bondage? Halten Sie ihr erst mal die Hände fest oder binden die Handgelenke zusammen. Sie merken, ob das gut ankommt; wenn ja, können Sie Schritt für Schritt weitergehen. Sie wollen, dass sie es mit Ihnen auf dem Friedhof macht? Sie können erst mal da spazieren gehen und Küsse von ihrem Mund rauben. Sie haben diese Schulmädchensache im Kopf? Beginnen Sie hier und da, mit dem »Lehrerduktus« im Bett zu kokettieren – sie anhalten, »brav« zu sein, »weil sie sonst einen Eintrag ins Klassenbuch bekommt« oder »übers Knie gelegt wird« … Sie werden schon merken, ob Ihre Geliebte die andeutenden Einladungen annimmt, weil sie sich gut damit fühlt.
Nehmen Sie Filme, Literatur, einen Shoppingbummel an Schaufenstern vorbei zum Anlass, um Ihre Leidenschaften anzudeuten, um Ihre Neugier oder Begeisterung auszudrücken. Nicht indem Sie sagen: »Wow, das würde ich auch gern mal machen.« Oder gar » Das solltest du mal tragen«. Es ist eine nonverbale, knisternde Stimmung, die sich dann entfaltet. Ihre Blicke, die Sie austauschen, Ihre Hände, die sich finden, Ihrer beider Körpersprache, die ohne Wort darüber verhandelt, ob die Signale eine Wirkung entfalten. Daran werden Sie einschätzen können, ob es die Süße ankickt, was sie sieht und dabei fühlt – ob Neuneinhalb Wochen. Ob Secretary. Ob Atame!
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