Sex für Könner: Die Kunst, Frauen um den Verstand zu bringen (German Edition)
»ich will an deinem Honigtopf naschen« anstatt »ich will dich schmecken/lecken«.
Dieser Sprachzensor schwächt Männer wie Frauen, über sinnliche Bedürfnisse zu reden, weil er sexuelle Begriffe auf den Index setzt – wir schämen uns vor uns selbst.
Die gute Nachricht: So manche Frau schämt sich zwar weiterhin, dass sie schmutzige Worte erregen. Was aber nichts daran ändert, dass es sie erregt! Und: Der Zensor reagiert unglaublich wohlwollend auf schöne Worte. Die Gehirnautobahnen sind bei Frauen zwischen dem Sprachzentrum und dem Gefühlszentrum gut gepflastert; nehmen die Freunde Broca und Wernicke zärtliche oder bewundernde Worte wahr, dann leiten sie diese umgehend in die Gefühlszone weiter. Dort wird dann eine Menge zugewandter Emotionen produziert. Hören B & W dagegen erotische (nicht schmutzige, erotische Wörter), schicken sie einen Durchschlag ins limbische System, direkt ins Lustzentrum, wo der erotische Appetit, die angeregte Stimmung, das Verlangen entstehen.
Und so wird alles, was Sie zu einer Frau sagen, zu den jeweiligen Ressorts durchgereicht: zärtliche Worte zur Wohlfühl-Abteilung, erotische Worte zur Lustabteilung, schlimme Wörter zum Zensor.
Ob der blöde Satz »wer ficken will, muss freundlich sein« deswegen wohl stimmt? Ich fürchte, ja …
ANDERERSEITS IST der Wortzensor im Kopf ein echter Kaltstarter für die Lust: Mit »verbotenen« Worten konfrontiert, lenkt er die Gedanken auf Sex, und das Gehirn wirft zuverlässig seine Hormonmaschine an. Er ist in unserer übersexualisierten Gesellschaft einer der letzten Knöpfe, die auf Verbot und Tabu noch heftig reagieren.
Deswegen würde ich davon abraten, den inneren Sprachrichter als Feind zu betrachten. Begreifen Sie ihn als Freund, der Ihrem Begehren und der erotischen Unruhe der Frau dient. Als eine Art Mephisto, der mit seinen Reaktionen treu und pünktlich für einen Schauder sorgt. Stellen Sie sich mal vor, das Wort Möse oder Schwanz wäre Ihnen auf einmal egal – was ginge denn da noch im Oberstübchen ab? Wie könnten Sie da noch mit dem Gehirn einer Frau schmusen? Gäbe es keine Grenzen mehr, könnten wir sie nicht überschreiten – oh, wie grässlich öde wäre dann der Sex!
Verbalerotik ist nicht Dirty Talk
Im Gefolge der sexuellen Revolution von 1968 übernahmen wir im deutschen Sprachraum eine ganze Reihe von Anglizismen, um sexuelle Vorgänge zu benennen. Das Date hat die Verabredung oder das Rendezvous abgelöst, der Blowjob die Fellatio, statt Verbalerotik heißt es fortan Dirty Talk (was auch noch eine schlimme Fehlübersetzung ist – dazu gleich), das Face Sitting bezeichnet die Variante, sich zum Gelecktwerden auf seinem Mund niederzulassen, aus dem Liebhaber ist der Lover geworden. Der scheinbare Vorteil dieser Anglizismen: Da es sich nicht um die Muttersprache handelt, lassen sich die Wörter leichter aussprechen. Der Nachteil besteht darin, dass die englischen Ausdrücke den muttersprachlichen Zensor nicht interessieren, so dass er sie nicht mit Tabu oder gar Sex identifiziert. Sie wirken langweilig. Sie simplifizieren Sex in Zeitungsinserat-Stil. Das Wort »Job« im Blowjob suggeriert, dass es sich um eine »Arbeit« handle, die Frau am Mann verrichtet (ähnlich verhält es sich mit dem »Lickjob«; die folgenden Schlagworte stammen aus der Prostitution, um das Angebot auf den Punkt zu bringen: Handjob, Blowjob, Fulljob).
Auch das Wort Date war im amerikanischen Raum der Deal zwischen Freier und Hure und ersetzte das galantere Rendezvous. Und ist »ich habe einen Lover« nicht viel platter, als wenn eine Frau sagen würde: »Ich habe einen Liebhaber.«?
Die schlimmste Fehlinterpretation setzte sich durch, als die Kunst der Verbalerotik schlicht »Dirty Talk« genannt wurde, schmutziges (oder auch: beschmutzendes) Gerede.
Sie fragten sich vielleicht, was genau Dirty Talk ist? Das:
»Ich will dich ficken, fick mich, besorg’s mir, lutsch meine Eier, bück dich, du Schlampe, wichs meine nasse Möse, steck ihn mir tief in mein Loch, du geile Sau, vögel mir das Hirn raus, reib meine Titten, bums hart meinen Arsch, spritz mir den Ficksaft in die Fotze« und so weiter und so fort.
Dirty Talk sind Reizworte tief unterhalb der Gürtellinie.
Es ist aber nur eine Variante der Verbalerotik – diese allein mit Dirty Talk gleichzusetzen, käme der Behauptung gleich, alle Blumen seien Rosen. Um bei dem floralen Vergleich zu bleiben: Die schmutzige/beschmutzende Rede, die sich durch Obszönität,
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