Sex für Könner: Die Kunst, Frauen um den Verstand zu bringen (German Edition)
sexistische Beschimpfung und imperative Kurzsätze auszeichnet, ist die fleischfressende Venusfalle unter den Blumen im Dschungel der Verbalerotik. Da blühen allerdings noch zahlreiche andere Gewächse: das erotische oder das erotisierende Gespräch, das Liebesgefecht oder die zärtliche Neckerei, der erotische Brief oder das verruchte Kompliment …
Wo Dirty Talk einfach ist und als Wortpeitsche während des Geschlechtsverkehrs dient, ist verbale Erotik kreativ, elegant, raffiniert, mehrdeutig und dient vorwiegend all dem, was vor dem Reinstecken passieren soll: Es verführt, es macht an, es erregt, um überhaupt Lust aufs Reinstecken zu bekommen.
Ich bin keine Gegnerin des Dirty Talks und möchte Sie unbedingt ermuntern, die Fick-mich-ich-fick-dich-Phrasen aussprechen zu können. Dirty Talk mag die »niederste«, weil schlichteste Form des sexuellen Sprachuniversums sein – aber ist deswegen nicht minder attraktiv. Es ist jedoch eine archaische Grenzüberschreitung, ein Tabubruch, der nie zu früh kommen sollte – sonst haben Sie es mit dem Gegenüber verscherzt, wenn Sie beispielsweise schon während der Umwerbephase Dinge sagen wie: »Ich würde gern deine Tropfmöse lecken.« Warten Sie, bis Sie Sex haben, der muss Tabus brechen, um anzuregen. In jenen Augenblicken, da wir ganz Instinkt, animalischer Trieb, totale genitale Gier sind, hat Dirty Talk seinen Auftritt; der Zensor wandelt Empörung in Verlangen um. Und da rockt das zünftige »steck ihn mir tief rein, Mistkerl« oder »ich will in deine heiße Fotze« besser als: »Oh! Du! Ungeahnte Tiefen erreicht dein stolzes Schiff in meinem Alkoven!«
Wo Dirty Talk während des Sex für ungeahnte Kicks im Kopf sorgen kann, so kann er, zu früh genutzt, den Knick im Kopf, sprich: totale Verweigerung auslösen. Alles eine Frage des Timings.
Die Sprache des Sex
Dennoch ist uns die Fähigkeit, das Gehirn mit mehr als der Einfachstsprache von Dirty Talk zu beschmusen, ein wenig abhandengekommen … ob nun durch die Verlotterung der Sprache mit Anglizismen, ob durch die geringe Sorgfalt von Medien oder Autoren, die in erotischen Büchern keine besondere Wortgewalt hervorbringen, ob durch die Sprachlektionen per Pornoschule – oder weil es schlicht »vergessen« wurde, dass das anregende, nichtobszöne Wort ein Türöffner der Lust ist.
ES IST ein tragischer Fakt, dass die Vielfalt der sprachlichen Erotik radikal abgenommen hat; alles ist nur noch sexy oder geil.
Als Schriftstellerin bin ich Anwältin der Sprache, und wahrscheinlich pinseliger als andere, wenn es um ihren Schutz geht. Gerade bei den Streifzügen durch Aphrodites sündige Welten plädiere ich hiermit für den Erhalt unserer muttersprachlichen Ausdrücke, für die Pflege unseres reichhaltigen Vokabulars und bitte Sie, sich dem Erwerb der erotischen Sprache genauso intensiv zu widmen wie allen anderen sexuellen Künsten. Denn sich in der Sprache zu beschränken hieße quasi, nur den kleinen Finger zum Masturbieren oder Vögeln zu haben.
Dazu gehört (und Sie tun es bereits in diesem Moment – auch wenn angeblich jeder vierte Mann es nie tut): Lesen Sie!
Lesen Sie, was Sie in die Finger kriegen können – Bücher führen Sie ins Wissen. »Wortschatz« heißt nicht umsonst Schatz: Je reichhaltiger Ihr sprachliches Repertoire an Ausdrücken, Synonymen (bedeutungsähnliche Alternativen, etwa statt sexy: aufregend, anregend, verführerisch, sinnlich; statt geil: faszinierend, aufpeitschend, erregend, berauschend, ekstatisch …) und Bildern ist, desto verschwenderischer können Sie diesen Schatz ausgeben. Nutzen Sie den Vorteil, den Sie dadurch gegenüber wortarmen Männern haben. Die Frauen werden Ihnen reihenweise erliegen.
Okay, die Verbalerotikerinnen unter den Frauen ganz besonders. Aber auch jene, die das scharfe Wort nicht so süchtig lüstern flüstern hören wollen (wie ich als leidenschaftliche Anhängerin von feuchten Wörtern), werden von einem Mann, der anders redet als die anderen, angezogen sein. Sie können gute Wörter gut gebrauchen.
Für Komplimente beim Rendezvous. Um eben nicht zu sagen: Sie sind eine schöne Frau, oder du siehst so scharf aus, wollen wir uns treffen, du riechst geil, oder deine Augen sind wie zwei Sterne (blablabla). Sondern zum Beispiel: »Ich verzehre mich nach Ihrem Mund.« – »Du bist eine so aufregende, so unglaublich schöne Frau.« »Ich bin völlig bezaubert von deinem Lächeln, deinem sündigen Unschuldsblick.« – »Würden
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