SEXY SECRETARIES: Schreibtischspiele
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Natürlich muss ich in solchen Momenten immer an Karen und mich denken. Wir halten es seit sechs Jahren miteinander aus. Seit einem Jahr noch dazu ohne Sex. Ob das allerdings ein Grund ist, stolz auf die Unverwüstlichkeit unserer Beziehung zu sein?
Nein, ich kann mir ein Leben ohne Karen nicht vorstellen, ich will es auch gar nicht. Ja, ich weiß, dass wir zufrieden miteinander sein können, dass ich mich auf sie verlassen kann, wenn es darauf ankommt. Wir lieben uns manchmal und mögen uns immer. Aber wenn wir am Wochenende von einem Fest bei Freunden aufbrechen, greifen wir nicht nach der Hand des anderen. Karen hängt ihren eigenen Gedanken nach, die hoffentlich nicht – wie bei mir – um die Arbeit kreisen.
Neben den Angestaubten gibt es in meinem Team auch die Durchläufer. Sie sind halb so alt wie ihre Kolleginnen und der Überzeugung, dass Rothloff International vor allem existiert, um ihr Gehalt zu bezahlen. Auf die Idee, dass eine nennenswerte Gegenleistung dafür ein faires Angebot wäre, kommen die Durchläufer eher selten; wenn man jenseits der Dienstzeiten ein aufregendes Leben führt, muss der Arbeitgeber es doch wirklich verstehen, wenn man sich im Büro nicht überanstrengen möchte, oder? Im Gegensatz zu den Angestaubten ist die Verweildauer der Durchläufer in meiner Abteilung eher kurz; nach spätestens zwei Jahren landen ihre Kündigungen auf meinem Tisch. „Ich hab einen tollen neuen Job gefunden, der mich wirklich fordert“, wird mir dann meist von oben herab mitgeteilt, was mich jedes Mal erstaunt: Die Durchläufer und „gefordert werden“, das ging bei Rothloff International schließlich auch nicht zusammen. Was nicht an mir liegt: Ich gebe jedem neuen Kollegen die Chance, sich zu beweisen – aber zugegeben: Nach zwei, spätestens drei Monaten resigniere ich und lasse mir jeden Abend die Auftragsannahmeformulare, Kundendokumentationen und andere Unterlagen vorlegen, wenn die Durchläufer sich auf den Weg in Bars, Fitnessstudios oder ihr vermutlich „total forderndes“ Liebesleben machen. So schlimm ist das nicht. Ich brauche maximal drei Stunden, um die Sachen durchzukorrigieren und Mails an die Kunden rauszuschicken, wenn noch ein paar offene Fragen geklärt werden müssen. Das ist weit weniger Arbeit, als mich auf endlose Diskussionen mit den Durchläufern einzulassen. Und Karen beschwert sich auch nicht mehr, wenn ich abends erst gegen neun, halb zehn nach Hause komme. Es gab da eine etwas unruhige Phase vor einem Jahr, aber inzwischen hat sie Verständnis für mich und fragt einfach: „Willst du noch etwas essen?“
„Nee, war mittags in der Kantine, mir reicht ein Brot.“
„Soll ich dir eins schmieren?“
„Bleib liegen, Schatz, mach ich schon. Was guckst du denn da?“
„ Grey‘s Anatomy. Kann ich aber ausmachen, wenn du etwas anderes sehen möchtest.“
„Musst du nicht. Ich setz mich ein bisschen in die Küche und lese.“
Karen fragt nicht, wie mein Tag war, ich will nicht wissen, wie man nahezu pausenlos diese Fernsehserie auf DVD anschauen kann. Das Geheimnis einer guten Beziehung, hat meine Oma immer gesagt, ist Klappe halten und ein schlechtes Gedächtnis haben.
Leider ist mein Erinnerungsvermögen noch recht gut. Manchmal erinnere ich mich daran, wie es war, wenn Karen mich nach der Arbeit mit einem Lächeln auf den Lippen und ihrer frischrasierten Muschi auf dem Küchentisch liegend erwartet hat, wenn ich nach Hause kam. Eine Zeit lang weckte sie mich morgens gerne mit einem Erste-Klasse-Blowjob und mochte es sehr, wenn ich es ihr später unter der Dusche kräftig von hinten besorgte. Das hatten wir ziemlich lange nicht mehr. Ich muss morgen früh raus, und auch wenn’s peinlich ist: Ich brauche inzwischen einen extrastarken Kaffee, um vernünftig zur Arbeit zu kommen; mit wackligen Knien nach einem richtig guten Morgenfick müsste ich mir vermutlich schon einen Koffeintropf legen lassen.
Aber ich will mich nicht beschweren. Mein Leben ist wirklich okay. Nicht aufregend, aber wer braucht schon Aufregung, wenn er Zufriedenheit haben kann. Und zufrieden bin ich.
Glaube ich jedenfalls.
Zwei
Als ich Saskia Groß zum ersten Mal sah, kam sie zielstrebig durch das Großraumbüro auf den Glaskasten zu, in dem ich sitze. Ich habe die Sitzordnung selbst festgelegt: Sechs Tische auf der linken, sechs auf der rechten Seite, dazwischen ein breiter Gang, an dessen Ende die Tür zu meinem Büro für alle offensteht. Ich mache sie wirklich nur selten zu;
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