Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter -
aller Ambivalenz spiegelt.
Mit oder ohne - es ist, wie es ist.
Es geht um Wünsche und Begierden und die fixe Idee davon, was man zu brauchen hat, obwohl dem keinesfalls unbedingt so ist.
Ich habe zu dem Thema die sehr überzeugende Philosophie eines indischen Swamis entdeckt und gleich so begeistert adoptiert wie eine Mutter ihr schwer erkämpftes Kind aus der Dritten Welt: »Wenn es nicht in deinem Leben ist, dann brauchst du es auch nicht.«
Liebe aber braucht man immer, deshalb ist die Toleranzschwelle für schädliche Konflikte für mich sehr nach unten gerutscht. Herz gibt es nur, wenn der Schmerz draußen gehalten werden kann!
Denn das ist oder sollte das Schöne im Alter sein: Schmerzfreie Liebe, die frei, tolerant und authentisch ist und sich nicht wie eine Schnur um den Hals wickelt.
Wenn ich mich einst als Cowgirl mit Lasso gesehen habe, das Männer und Menschen einfängt und fesselt, um sie genauer
betrachten und beherrschen zu können, dann ist mir längst klar geworden, dass das nicht gehen wird.
Wir haben inzwischen alle in irgendeiner Beziehung genug geredet, geschwiegen, Kompromisse geschlossen, geweint, gebettelt, gewartet, gehofft und gemerkt, dass das alles nichts genützt hat.
Keiner lebt dein Leben für dich und holt dir die Kohlen aus dem Feuer oder die Sterne vom Himmel. Nicht deine Kinder, nicht dein Mann, nicht deine Eltern oder der Boss. Das Bekenntnis zur alleinigen Verantwortung für das eigene Leben ist der ultimative Akt des Erwachsenseins.
Dabei hilft der kleine Abschied vom Mann als Idol, als Autorität, als Vaterfigur und mächtiger Mythos. Das erfrischt und befreit. Und man reduziert die Männer - das kann man auch sehr warmherzig machen - ganz einfach auf das, was sie sind: Menschen, die nicht großartiger - aber auch nicht schlechter - sind als wir und die nicht alles für uns Frauen zu sein brauchen.
Je weniger wir jemanden brauchen, um uns interessant, wichtig, liebenswert und komplett zu fühlen, desto freier und freundschaftlicher benehmen wir uns. Und das ist natürlich auch sehr attraktiv für Männer jeden Alters.
Manchmal glaube ich, Männer doch gut zu kennen. Sie sind dünnhäutiger, sensibler, unsicherer, liebesbedürftiger, konfliktgeschüttelter, als wir glauben - eigentlich ganz liebe Jungs. Dann wird all das wieder infrage gestellt.
Ja, wie sind sie nun, die Männer?
»Es gibt solche und solche«, sagte schon meine Oma, die bereits 1910, als sie eine junge Frau war, mit dem Rätsel Mann konfrontiert wurde. Nur damals sprach man das nicht an, machte sich keine Gedanken darüber, weil eine Frau sowieso immer unrecht hatte.
Mag sein, dass ich Männer besser verstehe als noch vor zehn oder zwanzig Jahren. Aber das reicht sicherlich niemals, um das Mysterium Mann wirklich zu lösen. Was ich ja auch nicht muss. Wozu auch?
Wichtiger ist, dass diese langjährigen Erfahrungen mit Männern mir letztendlich Abstand, Humor und etwas Verständnis beschert haben. Ich sehe Männer mit neuen Augen. Nicht unbedingt mit weniger kritischen, nein, ihre, unser aller Schwächen sind unübersehbar da, aber sie erscheinen mir trotzdem menschlicher, freundlicher, amüsanter - und vor allem völlig unbedrohlich.
Ich akzeptiere sie, finde sie völlig in Ordnung und verstehe vor allem endlich auch, dass es Männern nicht viel anders ergeht als uns Frauen. Sie sind einfach auch meine Generationskumpane und Lebensgenossen, denen die wechselnden Zeichen der Zeit selber oft mehr zu schaffen gemacht haben als mir selbst und den anderen Frauen.
Heute, als emotional ziemlich gefestigte Person, ist es mir sowieso ein bisschen egal geworden, wer wen versteht oder nicht. Meine Aufmerksamkeit hat sich vielmehr mir selbst zugewandt, hoffentlich ohne dass ich zu einer unausstehlichen Narzisstin geworden bin. Ich ringe um ein Verständnis für mich selbst.
Irgendwann wird sowieso die Reise durchs Leben mehr eine Reise durch das Selbst, die in jedem Fall die Suche nach dem Mann ersetzen sollte. Die Stationen sind so viel interessanter als ein großer Teil dessen, was gerade in der Außenwelt passiert. Reflexion wird zum größten Hobby.
Denn das andere Geschlecht, auch in der Form eines festen Lebenspartners, kann nur Spiegelung oder manchmal Ergänzung sein. Und kann natürlich Nähe und Intimität bedeuten. Sex ist wunderbar, aber es geht eigentlich darum,
seine Leidenschaft und sein Begehren in etwas umzusetzen, das wärmt und leuchtet, nicht verzehrt und dann erlischt.
Das muss
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