Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter -
oder gar Sechzig-plus-Frau so selten, wie einem ein lukrativer neuer Arbeitsvertrag angeboten wird.
Da müsste man schon eine pathetische Pin-up-Blondine wie Anna Nicole Smith sein, die sich einem immer noch erregbaren neunzigjährigen mehrfachen Millionär mit ihrem gut gepolsterten Arsch auf die dünnen Beinchen im Rollstuhl setzte.
Aber ein reicher Rolf aus Radebeul täte es auch, oder? Vergnügt sollte er sein, arglos, großzügig, nicht an Sex interessiert,
aber mich mit der ganzen Leidenschaft eines Menschen, der in mir die wertvolle, liebenswerte Person sieht, die ich ja wirklich bin, lieben und mir nur das Allerbeste wünschen.
Ich würde ihm eine entzückende, bildhübsche junge Polin einstellen, die ihn betreut und ihm die Zeit angenehm vertreibt, und ich könnte mich meinen Gedanken und Schreibereien widmen. Und meinen Reisen, auf denen ich jeweils zwischen einem amerikanischen Rockstar, einem australischen Viehbaron und einem unglaublich charmanten italienischen Playboy, der aussieht wie Marcello Mastroianni, auswählen könnte.
»Ach komm, mach dir nichts vor. Du weißt, wie es ist mit den reichen Männern. Sind meistens Arschlöcher. Das klappt ganz, ganz selten«, weist mich Toni zurecht.
Sie liebt sowieso nur die kreativen, freiberuflichen Männer, und die haben meist kein Geld.
»Wir Frauen müssen das alles selbst klären mit der Kohle. Unserer selbst verdienten Kohle«, erkärt sie fest.
Leider hat sie recht. Trotzdem …
Haustier statt Mann
»Ich glaube, ich kaufe mir einen Hund. Oder vielleicht eine Katze«, sage ich zu Karen.
Nun ist es heraus. Das ist das Ende.
Ältere Frau und Tier. Hier kommen schon wieder die Ängste angerast: Die alte Frau auf der Parkbank, die Ratten, Tauben und Eichhörnchen füttert und kleine Pullis für streunende Pinscher strickt. Die schräg angezogene Frau mit den vier Katzen, aus deren Wohnung der Geruch nach Katzenklo
dringt und die als wunderlich gilt. Sie ist eine bekannte Gestalt, und ich erinnere mich an meckernde, abgearbeitete Frauen mit verbissenen Gesichtern, die aus Fenstern gucken und »Ruhe« herausbrüllen, so wie früher in den Fünfzigerjahren, als wir in der Sandkiste spielten und Frau Bohnsack, Ellbogen auf ein Kissen gestützt, uns lauernd beobachtete, ob wir uns auch anständig benahmen.
Das war damals der ärmliche Typ aus dem Arbeitermilieu, meist Witwen, mit den gestopften Ellenbogen an der Strickjacke und den Laufmaschen in den blickdichten Strümpfen mit Naht, von denen es natürlich so kurz nach dem Krieg sehr viele gab - Kriegswitwen und Laufmaschen.
Die reichen alten einsamen Frauen, meist geschiedene Wirtschaftswunder-Gattinnen, waren in modernen Villen mit Pool gelandet. Hager oder übergewichtig, gebräunt vom ersten Adria-Urlaub, mit Gold behängt, einen schick getrimmten Pudel an der roten Leine, Krokotasche am Arm, stiegen sie aus der Borgward Isabella und verströmten den Geruch des lange nicht Berührtseins.
Amerikanische Studien haben herausgefunden (sie finden immer alles heraus), dass Einsamkeit die größte Bedrohung für jung und alt ist. Besonders für alt, klar.
Also, wenn ältere Leute einsam sind, kriegen sie einen höheren Blutdruck, rauchen mehr, trinken mehr Alkohol, bewegen sich weniger, werden also dick, unansehnlich und ungesund - das allein macht einfach älter. Aber Neurologen und Psychologen machen einen Unterschied zwischen einer gewissen gesunden Einsamkeit und der als Stress empfundenen Isolation.
Oh Gott, in welche Kategorie falle ich denn nun?
Ich finde ja, dass ich ein wenig unter dem Single-Steppenwölfin-Syndrom leide.
My Generation - die Jungs von früher
Als ich mit einem leicht schnaufenden Jens , den ich nicht erwähnt habe, weil er so schrecklich war mit seinem dünnen Pferdeschwanz, dem Ohrring und dem ausgelaugten Hippiegequatsche, in einem Biergarten sitze, fällt mir siedend heiß etwas auf und ein, was ich entweder verdrängt habe oder mir nicht bewusst gewesen ist.
Er, der über Arthritis und schmerzhafte Zahnimplantate schimpft, irgendwas von Bandscheibenschaden murmelt und täglich zwei Pillen gegen zu hohen Blutdruck und was sonst nicht alles nimmt, gehört zu meiner eigenen Generation! Genauso wie ein großer Teil der Männer, die ich inzwischen getroffen habe.
Ich schlucke und denke: Das ist aus ihnen geworden? (Mich selbst nehme ich natürlich aus, typisch!)
Was für ein Schock!
Es ist nicht der körperliche Verfall, es ist das Gesamtbild, die Persönlichkeiten.
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