SGK252 - Das Dorf der Wahnsinnigen

dem Fluch auf sich hat, nicht wahr ?« stellte Larry Brent hart diese Frage.
    »Ja - natürlich. Ich bestand - darauf - .« Warren Hollins sprach abgehackt. »Aber - offen gestanden
- ich glaubte nicht so recht daran. Ich hatte eher das Gefühl, daß er die Herkunft
der Vase damit nur interessanter machen wollte. Die meisten Interessenten
ließen sich in der Tat auch davon abhalten, die Vase zu erwerben. Aber
schließlich hat sie doch ihren Käufer gefunden ...«
    Warren Hollins’ Stimme war leise geworden.
Larry mußte sich hinabbeugen, um den Mann zu verstehen.
    Die Arme des alten Antiquitätenhändlers waren
wie Griffe nach außen gebogen und begannen zu versteifen.
    »Ich habe .. . nicht
mehr viel Zeit«, stieß Hollins hervor. »Lester hatte recht... er lebt .. . Laithar, der Druidenpriester, hat es geschafft, den
Fluch, dem alle anheim fielen, abzustreifen .«
    »Was für ein Fluch war das ?«
    »Das läßt sich so einfach nicht beantworten .
. . Lester hat es mir so erklärt, daß die Druidenpriester an ihrem Unglück
selbst schuld sind. Sie haben den Bogen überspannt und die Mächte, mit denen
sie Kontakt hielten, überfordert und ausgenutzt. Dabei haben sie sich nicht an
die Abmachungen gehalten. In der Dimension, wo Dämonen und Geister herrschen,
wurde die Entscheidung gefällt. Die Abtrünnigen wurden bestraft. Keiner kam
davon, außer - Laithar ... Er muß mit seiner übermächtigen Magie versucht
haben, einem grauenvollen Schicksal zu entgehen. Und das auf Kosten
Unschuldiger, deren . .. er sich bedient... Laithar war der Mächtigste. Und er
hat es verstanden, seine Macht über die Jahrhunderte hinweg zu erhalten. Lord
Lester muß die volle Wahrheit kennen . . . Laithar war hier . . . Ich habe ihn
mit eigenen Augen gesehen . . . und am eigenen Leib seine Macht gespürt. Seine
Magie ist verantwortlich für das, was geschieht... Er ist wie ein Gott aus der
Finsternis . . . Die Macht, über die er verfügt, ist für uns Menschen undenkbar
. . . und doch existiert sie . .. Laithar ist wie ein
Vampir. Er saugt seinen Opfern das Leben aus und verwandelt sie in Erde zurück.
In Erde, der er eine bestimmte Form gibt. Jene riesige Vase, die monatelang in
meinem Laden stand, war niemand anders als - Laithar ...«
    »Wann war er hier ?«
    »Vielleicht vor einer Stunde ...«
    Eine weitere Frage konnte Warren Hollins
nicht mehr beantworten.
    Es gab ihn nicht mehr so, wie seine Freunde,
seine Verwandten, seine Söhne ihn kannten. Vor Larry Brent lag eine große, mit
auffallend dicken Henkeln versehene Tonvase auf dem Boden.
    Ein Mensch war zu einem leblosen Gegenstand
geworden!
    Und nun, da X-RAY-3 es mit eigenen Augen
gesehen hatte, begriff er auch, wie Clair Simpsons Worte ihrem Lebenspartner
James Malone gegenüber zu verstehen waren.
    Die Gefahr für Rosalynn Randall, von der sie
gesprochen hatte, bestand darin, daß die wohlhabende Witwe tot war und doch
unter ihnen weilte! Clair Simpson hatte mit dieser Vision verständlicherweise
nichts anfangen können.
    Ihr ganzes späteres Verhalten jedoch wies
darauf hin, daß sich etwas in ihr entwickelte, wovon sie selbst bisher nicht
die geringste Ahnung hatte.
    Laithar, der Druidenpriester ... wo befand er
sich jetzt ... ?
    Er selbst war einst verwandelt worden in ein
tönernes Gefäß, und er gab diesen Fluch an jene weiter, die er berührte, deren
Leben er benötigte, um zu leben wie ein Vampir, dessen Wille nach Existenz
unermeßlich groß war.
    Mit dem Druidenpriester war wie eine
Zeitbombe eine Gefahr in die Welt gekommen, die jederzeit unübersehbaren
Schaden anrichten konnte.
    Larry Brent zog aus den bisherigen
Ereignissen ein Fazit. Rosalynn Randall hatte mit ihrer Entscheidung, die Vase
zu erwerben, den Stein ins Rollen gebracht. Durch den Einbruch der beiden jugendlichen
Gangster in ihre Wohnung war eine Situation entstanden, die möglicherweise von
dem Druidenpriester nicht beabsichtigt war. Nun fand auch die zweite Vase in
Rosalynn Randalls Wohnung eine Erklärung. Sie selbst war verwandelt worden. Und
der Verwandler - war entkommen!?
    Dann aber mußte doch Iwan
...
    Larry versuchte sofort mit dem PSA- Sender
Kontakt zu seinem Freund und Kollegen aufzunehmen.
    Iwan Kunaritschew reagierte nicht.
    Da wußte X-RAY-3, daß etwas passiert war.
     
    *
     
    Bevor er die Wohnung verließ, rief er im
Hospital an, wo Clair Simpson untergebracht war.
    Er sprach mit Stationsarzt Dr. Cattle.
    Es interessierte ihn, wie es Clair Simpson in
diesen Minuten ging.
    Larry