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SGK264 - Im Wartesaal der Leichen

SGK264 - Im Wartesaal der Leichen

Titel: SGK264 - Im Wartesaal der Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Trümmerfeld verwandelt ?« fragte er mit blitzendem Auge und sah in die Runde.
»Selbst wenn sein Geist in dieser Nacht hier gewesen sein sollte - welchen
Grund sollte er gehabt haben, so etwas zu tun ?«
    Niemand wußte eine Antwort darauf. Auch Chan Tsu nicht.
    Er verlangte, daß nach dem Arzt geschickt wurde.
    Einer seiner Söhne fuhr mit dem Fahrrad los. Er trommelte den
Doktor aus dem Bett und erzählte stockend von dem, was sich ereignet hatte.
    Dr. Len kniff die Augen zusammen. Von Symptomen einer Krankheit,
wie der junge Mann sie beschrieb, hatte er noch nichts gehört. Es sei denn, daß
zwei Mädchen gleichzeitig in Chan Tsus Haus dem Wahnsinn verfallen waren.
    Der Mediziner zog seinen Pyjama nicht aus, sondern schlüpfte
zusätzlich in eine weite Hose, ein Jackett und fuhr dann mit seinem Wagen zu
Tsus Haus.
    Er untersuchte die beiden Mädchen, die in Lethargie verharrten,
ließ sich alles genau erzählen, gab Chan Tsus Töchtern dann eine Spritze, nach
der sie in einen tiefen, ruhigen Schlaf fielen, und versprach, am nächsten
Morgen noch mal vorbeizukommen.
    Nach der Abfahrt des Arztes suchten bis auf Chan Tsu und seinen
Bruder alle wieder die Schlafräume auf, in der Hoffnung, nach dieser
aufregenden Nacht doch noch ein paar Stunden schlafen zu können.
    Chan Tsu zündete sich eine Zigarette nach der anderen an, ging im
Haus hin und her, umrundete es und setzte sich dann vor die Haustür, die er
weit offen stehen ließ.
    Neben sich hatte Chan Tsu eine Axt gestellt, die er benutzen
wollte, wenn der Besucher, den Mi und N'go angeblich gesehen hatten, wirklich
noch mal auftauchen sollte.
    Entweder sie waren verrückt oder hatten tatsächlich die Wahrheit
gesagt!
    Nur eines konnte richtig sein.
     
    *
     
    Als im Haus des Chinesen wieder Ruhe eingekehrt war, löste Dr. X
sich aus dem Versteck.
    Wortlos ging sie zum Ufer hinunter, wo an einer versteckten Stelle
in der Bucht ein Sampan schaukelte.
    In ihrer Begleitung befand sich die lebende Leiche, die ihr wie
ein Schatten folgte.
    Auf dem Boot glich der Aufbau einer Bretterbude.
    Der Eingang der Hütte war verschlossen mit einer lose
herabhängenden Plane, die vor Wind und Wetter schützte.
    Auf dem Boot bewegte sich jemand, als Dr. X und ihr Begleiter sich
näherten.
    Es war ein großer Mann mit breiten Schultern und einem glatten
Gesicht, das ihn seltsam alterslos erscheinen ließ.
    Seine Augen befanden sich in stetiger Bewegung, und nichts schien
ihnen zu entgehen.
    Dieser Mann war das Faktotum des Dr. X. Wie sie, war auch er lange
Zeit in einer geistigen, unsichtbaren Sphäre gefangen gewesen, ehe sie ihn im
Gasthaus an der Themse wieder ins Leben zurückrief, das sie für ihn bestimmt
hatte.
    Dr. X war der Schöpfer dieses Mannes, den sie Thomas nannte.
    Wie einst Baron von Frankenstein aus Leichenteilen einen neuen
Menschen zusammensetzte, so hatte Dr. X im dreizehnten oder vierzehnten
Jahrhundert diesen Thomas geschaffen.
    Es war ein eigenartiges Paar. Kein Mensch wußte, wie sich ihre
Wege gekreuzt hatten.
    Auf dem Boot in der Dunkelheit angekommen, nickte Dr. X ihrem
Faktotum wortlos zu.
    Es wartete, bis die Frau mit den beiden unterschiedlichen
Gesichtshälften die Plane zurückgeschlagen hatte und im Deckaufbau des Bootes
verschwunden war.
    Es regnete heftig.
    Die lebende Leiche glitt wie auf stillen Befehl hin zu Boden und
blieb der Länge nach liegen, ohne sich noch ein einziges Mal zu bewegen.
    Achtlos warf Thomas eine fadenscheinige Plane über den Toten und
löste dann die Vertäuung des Schiffes.
    Das alles spielte sich etwa tausend Meter von Chan Tsus Haus
entfernt ab.
    Heck und Bug des Sampans waren mit Positionslampen versehen, in
denen Öllichter flackerten.
    Mit einer langen Stange stakte Thomas den Sampan in tieferes
Gewässer.
    Das Boot strebte den Tausenden und Abertausenden von Lichtern
entgegen, die auf dem schwarzen Wasser funkelten.
    Dies waren Positionslampen anderer Sampans, die von den
Bootsmenschen, wie man die Menschen darauf nannte, bewohnt waren.
    In strömendem Regen steuerte der kräftige Mann, dessen makabre
Herkunft man ihm nicht ansah, das Boot durch das Gewässer an anderen Booten
vorbei, aus denen zum Teil lautes Schnarchen drang.
    In dem einen oder anderen Sampan schlug ein Hund an oder begann
ein Huhn zu gackern, als der Steuermann aus Versehen mit einem Ruder gegen die
Bootswand stieß.
    Das war bei der Dichte dieser schwimmenden Behausungen nicht immer
zu umgehen.
    Aus dem offenen Meer kam ihnen eine mächtige

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