SGK284 - Nacht im Horror-Hotel
auf Knopfdruck eine Karte des Gebietes, in dem Claudine Solette zuletzt eingesetzt worden war.
Da erscholl die Stimme des müden
Russen aus den versteckt eingebauten Lautsprechern.
»Hier spricht X-RAY-7, Iwan
Kunaritschew, Sir .« Er meldete sich aus dem Hotel
»Royal« in Genf.
»Ich hoffe, es geht Ihnen gut«, Larry
fiel es schwer, den vertrauten Umgangston mit seinem Freund zu unterlassen, der
nicht wusste , dass er auch
X-RAY-1 war. Er erkundigte sich nach dem Stand der Dinge in Kunaritschews Fall.
Iwan war mit dem Verlauf zufrieden und
schätzte, dass er in spätestens drei Tagen zur vollen
Berichterstattung in die Zentrale zurückkehren könne. Im Moment erhole er sich
von den Strapazen des Tages und habe vor, frühzeitig ins Bett zu liegen. »Halb
ausgezogen bin ich schon, Sir...«
»Dann ziehen Sie sich ganz schnell
wieder vollständig an, damit Sie sich keinen Schnupfen holen, X-RAY-7 .«
Kunaritschew seufzte. »Als ich Ihren
Anruf entgegennahm, hatte ich gleich das Gefühl, Sir, dass das nichts Gutes bringt. Wo brennt’s ?«
»Wahrscheinlich im >Hotel de
Louis«. Wir wissen nichts Genaues. Allerdings gibt das Schweigen Ihrer Kollegin
Claudine Solette Anlass zur
Besorgnis .« Er erwähnte die Quellen, die sich
inzwischen aufgetan hatten. Danach musste man das
Hotel als ein gefährliches Spukhaus betrachten. »Machen Sie sich sofort auf den
Weg...«
»Ich bin schon dabei, Sir. Ich
schließe gerade die Gürtelschnalle. Leider ist zu befürchten, dass um diese Zeit keine Maschine mehr nach Frankreich
abfliegt«
»Wir werden von hier aus alles in die
Wege leiten, dass auch das noch klappt. In der
Schweiz gibt es hervorragende kleine Flugunternehmen, die für jeden Auftrag
dankbar sind. Sie werden nach Nordwest-Frankreich fliegen, X-RAY-7. In der Nähe
von Ploubalay liegt ein Flughafen. Von dort aus ist
es ein Katzensprung zum Cap. In Ploubalay wird ein
Hubschrauber auf Sie warten und Sie so nahe wie möglich beim Hotel absetzen.
Ich nehme an, dass Sie auf diese Weise innerhalb von
zwei Stunden an Ort und Stelle sein werden . ..«
Es eilte mal wieder. Weder für Larry
Brent noch für Iwan Kunaritschew bedeutete diese Tatsache eine neue Erkenntnis.
Diesmal schien es jedoch ganz
besonders schlimm zu sein.
X-RAY-1 fürchtete um das Leben der
Agentin Claudine Solette .
*
Sein Gefühl stimmte mit der
Wirklichkeit überein.
Die Französin spürte selbst, dass sie in eine Situation geraten war, die sie sich nicht
erklären konnte und sie aufs äußerste bedrohte.
Der Mann vor ihren Füßen war seit
mindestens zwanzig Stunden tot. Sein Körper war bereits kalt, aber stärkere
Verwesungserscheinungen wies er nicht auf.
War es eine Halluzination gewesen, der
sie zum Opfer gefallen war? War sie Frederic Delibres Geist begegnet?
Ernst und aufs äußerste konzentriert
richtete Claudine Solette sich auf. Ihr Gesicht
leuchtete weiß wie das einer Leiche in dem gespenstischen Halbdunkel.
Sie nahm sich einen Schrankkoffer nach
dem anderen vor. Und was sie befürchtete, trat ein. In jedem Koffer gab es eine
Leiche!
Sie stieß auf Constanze Delibre , die mit weit aufgerissenen Augen in einer Käste
hockte. Am Hals der Frau waren blaue Würgemale zu sehen...
Die anderen Toten lagen schon länger
hier. Einige sahen aus wie verdorrte, eingetrocknete Mumien und ließen sich
nicht mehr identifizieren.
Lauter Ermordete! Wer kam dafür in
Frage?
Da hörte Claudine das Geräusch. In der
Dunkelheit näherten sich ihr Schritte.
»Monsieur Delibre ? !« fragte sie unwillkürlich. Er war ihr schließlich auf den
Fersen gewesen, und alles sprach dafür, dass er zu
guter Letzt in den Schacht gefallen war und damit das Kellergewölbe erreichte.
Die Schritte kamen näher
...
Claudine Solette hielt unwillkürlich den Atem an und leuchtete in den gewölbeähnlichen Gang, der
zu anderen Kellerräumen führte, die sie bis jetzt noch nicht gesehen hatte.
Dort war es stockfinster. Das Licht
der Taschenlampe vertrieb die Dunkelheit in ihrer unmittelbaren Nähe und ließ
sie ihre Umgebung erkennen. Doch was weiter hinten lag, wusste sie nicht.
Dumpf und hohl klangen die Schritte
durch das Kellergewölbe.
Claudine Solette hatte das Gefühl, als wäre der Ankömmling nur noch wenige Meter von ihr
entfernt - und doch konnte sie ihn nicht sehen!
Unwillkürlich warf sie einen
flüchtigen Bück zu dem Schrankkoffer, aus dem Frederic Delibres Leiche gekippt war. Nein, er war noch da und hatte sich nicht erhoben, um
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