SGK300 - Die Gedankenmörder kommen
Platz, Miß Ulbrandson«, sagte Hervin . Er war einen Kopf kleiner
als Larry, dunkelhaarig und wieselflink. Es schien als wolle er mit jeder
Arbeit schon fertig sein, ehe er sie richtig begonnen hatte.
Morna Ulbrandson alias X-GIRL-C setzte sich wie angegeben und
schlug die aufregend langen Beine übereinander, denen sich der modisch
gemusterte, mittellange Rock anpaßte, daß die Linien ihrer Schenkel genau zu
sehen waren.
Hervin nahm
eine erste Anprobe vor.
Der dunkelhaarige Brite, seit Jahren im Dienst der PSA, war ein
Meister seines Faches. Er hatte eine Zeitlang in Madame Tusseauds Wachsfigurenkabinett gearbeitet und dort die Köpfe der Großen der Welt geformt,
ehe ein Nachrichtenagent ihn entdeckte, eine Zeit beobachtete und ihm dann -
noch unter der Führung von David Gallun als X-RAY-1 -
den Vorschlag machte, für die geheimnisvolle Einrichtung PSA tätig zu werden.
In diesem kleinen Raum, der durch Neonröhren schattenlos
ausgeleuchtet wurde, veränderten sich unter Hervins geschickten Fingern vertraute Gesichter in Fremde. Hervins Masken bestanden aus einer bioplastischen Masse, die hauchdünn war, so daß die
Mimik des darunter befindlichen echten Gesichts diese hauchdünne Biomasse in
Bewegung versetzte.
Als er seine Hände von Mornas Kopf nahm, sah die Schwedin nicht
mehr so aus wie noch vor wenigen Minuten.
Nase und Mund waren anders, der hohe Haaransatz war nun schwarz
und stimmte in der Form nicht mehr mit dem überein, was bei der Schwedin
ursprünglich war.
Da saß eine Fremde vor ihnen, die Mornas Kleidung trug - und noch
ihre Augen hatte.
Auf dem Schminktisch lagen einige großformatige Farbfotos, die
Mary Suncan zeigten. Es handelte sich um verschiedene
Profilaufnahmen, um eine von vorn. Dabei war ganz deutlich zu sehen, daß die
echte Mary Suncan braune Augen hatte, im Gegensatz zu
Morna, deren Augen grün waren.
Das war der einzige Unterschied, der im Aussehen der beiden Frauen
noch erkennbar war. Durch Hervin war dies leicht zu
beheben. Er hatte bereits eine Vorauswahl getroffen und setzte Morna die
passenden »Augen« ein. Es handelte sich um hauchdünne Plättchen, die wie
Kontaktschalen eingesetzt wurden, nur größer und auf die gewünschte
Regenbogenhaut des Auges eingefärbt waren.
»Anfangs wird es noch schmerzen«, wies der Brite darauf hin, »es
kann auch zu Augentränen kommen.
Das ist nur vorübergehend, nach zwei bis drei Stunden hat sich Ihr
Organismus daran gewöhnt. Am besten ist es, wenn Sie die eine Haftschale gleich
anbehalten .«
Er ordnete Mornas Frisur noch, brachte die gutsitzende schwarze
Haarperücke richtig in Sitz und trat dann zurück.
Morna erhob sich.
»Mach’ mal ein paar Schritte, Schwedengirl«, forderte Larry Brent
die Kollegin auf.
Sie erhob sich, anders als es sonst ihre Art war. Etwas langsamer
und weniger elegant, wie man es von ihr kannte.
Innerhalb weniger Stunden war es der PSA gelungen, alles über Mary Suncan zusammenzutragen, was man von ihr wissen
mußte. Wie sie gelebt hatte, welche ihrer Verwandten noch lebten, mit wem sie
in der Redaktion zu tun hatte, wie sie gesprochen, sich bewegt und welche
Hobbys sie gehabt hatte.
Sogar ihre Art sich zu kleiden, ihre Lieblingskleider, waren durch
die Nachrichtenagenten festgestellt worden Mary Suncan kleidet sich nicht ganz so sportlich-elegant wie Morna, ihr Schritt war
langsamer als der der Schwedin, sie sprach bedächtiger.
Dies alles beherrschte Morna Ulbrandson.
Schon auf dem Flug nach New York hatte sie über Kopfhörer erste
Tonbandaufnahmen mit Mary Suncans Stimme abgehört.
Nach ihrer Ankunft saß sie stundenlang vor dem Video. Es handelte sich dabei um
private Videofilmen, von Mary Suncans an die die PSA
herangekommen war.
X-GIRL-C fand dabei Gelegenheit, die vor Jahren Verunglückte beim
Gehen, Sprechen und Essen zu beobachten. Sie sah wie sie lachte, scherzte,
welche Gestik und Mimik typisch für sie waren. Ergänzt wurden diese Aufnahmen
durch Hinweise aus dem Bekanntenkreis der Toten.
Es war geradezu unwahrscheinlich, welches Material die
Nachrichtenabteilung der PSA über eine fremde Frau zusammengetragen hatte.
Morna Ulbrandson, die über hervorragende, schauspielerische
Fähigkeiten verfügte, ging einige Male in dem kleinen Zimmer auf und ab.
Da war nichts mehr zu sehen von dem typisch schnellen und
aufregenden Gang der Schwedin, wie er Mannequins eigen war, die sich auf dem
Laufsteg bewegten.
X-GIRL-C sagte einige Sätze, benutzte Redewendungen, die nie über
ihre
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