SGK300 - Die Gedankenmörder kommen
war.
»Hallo, Vamp !« grüßte die fröhliche
Stimme am anderen Ende der Strippe.
»Ich hoffe, du hast nicht gerade den Laden voller Kunden, so daß
wir ein paar Worte miteinander reden können ?«
»Im Moment bin ich mutterseelenallein. Nett, daß du mal wieder
anrufst«, freute sich Julie Jackson.
Sie legte ihre Zigarette auf den Rand des Aschers.
»Die Chefin verlängert heute ihre Mittagspause. Kurz vor dem
Ersten läuft der Laden sowieso nur mit halber Kraft. Was ist der Zweck deines
Anrufs? Gibt’s was Besonderes ?«
»Kommt ganz darauf an, was du erwartest.
Pete und ich wollen ein Faß aufmachen ... ‘ne richtige dufte Party
für unsere Freunde wollen wir geben ... Bring ‘ne Flasche mit - und du bist
dabei .«
»Ihr habt ja mal ‘ne richtig gute Idee. Wann ist’s denn so weit ? Nächste Woche, in vierzehn Tagen?«
»Heute abend.
Kurz und bündig geht die Sache über die Bühne. Kurzfristige Entscheidungen
sind eh die besten ... Können wir mit dir rechnen ?«
»Gar keine Frage. Wenn gefeiert wird, bin ich immer dabei Wer
kommt denn noch alles ?«
»Soll ‘ne Überraschung sein. Jedenfalls wird’s eine bunt
zusammengewürfelte Gesellschaft sein .«
»Genügend Männer da?«
»Du wirst dich nicht beklagen können . da
haben schon einige Leute nach dir gefragt. Du bist ja berühmt, hab’ ich gar nicht gewußt .«
Der freundliche Ausdruck verschwand abrupt von Julie Jacksons
Gesicht. Ein Schatten huschte darüber hinweg.
»Berühmt ?« fragte sie gedehnt.
»Wie kommst du denn darauf ?«
»Selbst Leute, die dich noch nie gesehen haben, kennen deinen
Namen. Sie haben irgendwann mal etwas über dich gelesen. Besonders ein gewisser
Gaynor Laskell scheint ganz scharf auf dich zu sein .«
»Gaynor Laskell ?
Den Namen hab’ ich noch nie vernommen ... hört sich ja toll an. Wo
kommt er denn her und wie seid ihr an ihn geraten? Der war noch nie bei der
Clique dabei .«
»Pete hat ihn aufgegabelt. Netter Junge, sieht gut aus, scheint
ein unruhiger Geist zu sein. Ist heute hier und morgen da. Geld spielt bei ihm
scheinbar keine Rolle. Er ist sehr großzügig und die Dollars rinnen ihm wie
Sand durch die Finger. Sein alter Herr scheint so ‘ne Art Dagobert Duck zu sein . schwimmt im Geld .«
»Nun, darüber werde ich schon Näheres von ihm erfahren. - Das hat
Zeit. Aber eines interessiert mich gleich, Jill. In welchem Zusammenhang hat er
meinen Namen gelesen ?«
»Mit deinen PSI-Experimenten, Julie .«
»Hör mir bloß damit auf! Das liegt schon einige Jahre zurück. Seit
rund fünf Jahren habe ich mit diesen Dingen nichts mehr
zu tun, wie du weißt ...«
*
In seinem Kopf dröhnte es.
Er spürte den pochenden Schmerz ohne ihn jedoch lokalisieren zu
können. Was ist passiert? Wo bin ich?
Offensichtlich hatte er, ohne daß ihm dies bewußt wurde, diese
Frage laut gestellt.
Eine fremde Stimme antwortete ihm.
»Im Hospital ... Sie brauchen sich aber keine Sorgen zu machen ...
noch mal Glück gehabt ... daß man Sie rechtzeitig gefunden hat
.«
»Gefunden ?« hörte er sich fragen.
»Wo? Weshalb ...?«
»Sie sollten nicht zuviel sprechen, Mister Kunaritschew.
Sie brauchen Ruhe. Nach und nach wird Ihnen alles wieder einfallen ...« Es war die Stimme einer Frau. Er hörte
sie jetzt deutlicher als bei den ersten Worten.
Er öffnete die Augen. Es strengte ihn an.
Er wollte sich erheben, aber alle Knochen, sämtliche Rippen taten
ihm weh.
Mit einer schwachen Bewegung brachte X-RAY-7 seine Rechte in die
Höhe und merkte, daß er einen Kopfverband trug.
Nach und nach sollte seine Erinnerung wieder einsetzen, hatte die
Stimme gesagt.
Erinnerung - an was?
Sie kam, plötzlich und vollständig.
Sein Aufenthalt in Bert Coovers Apartment, der tote Polizist im
Korridor ... das Gespräch mit Lucy Coover ... die Explosion
...
Die Explosion war das letzte, woran er sich erinnerte.
Rauch, Gestank ... und dieser plötzliche, alles verzehrende
Schmerz.
Lucy Coover!
»Was ist aus der Frau geworden ... Miß Coover ?« fragte er mit schwerer Zunge. Das Reden fiel ihm nicht leicht. Sie mußten ihm
hier im Krankenhaus etwas gegeben haben.
»Alles in Ordnung ... Sie brauchen sich um sie keine Sorgen zu
machen«, sagte die freundliche Frau unmittelbar neben ihm.
Es klang überzeugend.
Und doch regten sich in Iwan Kunaritschew Zweifel.
Wollte man ihm nicht die Wahrheit sagen? War in dem Apartment mehr
passiert, als man ihm mitteilen konnte, oder wollte?
»Wer . hat uns gefunden ?« fragte
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