SGK300 - Die Gedankenmörder kommen
Lippen gekommen waren, und die doch so klangen, als hätte sie sie schon
immer gesprochen.
»Ausgezeichnet, Miß Suncan «, sagte Larry.
Er ging auf Morna zu und hakte sich bei ihr unter. »Dann werden
wir den großen Test umgehend starten. Sie spielen Ihre Rolle hervorragend
.«
»Und wie werden Sie sich nennen Sir ?« fragte sie mit Mary Suncans Stimme. Die Schwedin imitierte sie verblüffend.
Und selbst wenn es ein wenig anders geklungen hätte, keiner, der
mit Mary Suncan zu tun hatte, wäre wirklich
mißtrauisch geworden. Schließlich war es fünf Jahre her, seitdem Mary Suncan in der Öffentlichkeit gesehen worden war.
In fünf Jahren änderten sich Menschen und wurde manches vergessen.
»Larry, ganz schlicht und einfach Larry Brent .«
Sie hob die schönen Augenbrauen.
»Ich nehme an, daß ich mir das merken kann . als Freunde sind wir doch per du, nicht wahr ?«
»Hm, würde ich auch sagen. Wenn es dir nicht schwerfällt, du zu
mir zu sagen .«
»Keineswegs! Wie lange kennen wir uns denn schon ?«
»Seit mehr als fünf Jahren. Der Plan unseres Chefs geht davon aus,
daß du Wind davon bekommen hast, daß man dir ans Leben wollte. Du bist auf
einen verzweifelten Gedanken gekommen.
An dem Tag, als dein Wagen verunglückte, saß jemand anders am
Steuer.
Eine Freundin oder Bekannte, die an deiner Stelle schließlich auch
beerdigt wurde. Kein Mensch konnte das feststellen. Bekanntlich war die Leiche
bis zur Unkenntlichkeit verkohlt. Diese traurige Tatsache kommt uns heute
zugute, aber das konnte die bedauernswerte Mary Suncan damals nicht ahnen. Du wirst in San Francisco leben.
Wo, das wird sich noch herausstellen.
Du tauchst dort auf und meldest dich zuallererst bei einer Freundin,
bei der du eine Zeit gewohnt hast. Und zwar in der Union Street.«
»Oh, da geht’s heiß her. Eine der aufregendsten Straßen in San
Francisco.«
»Aufregend ist die ganze Geschichte, Morna, aber auf eine andere
Weise, als du erwartest. In der Wohnung, die du damals mit deiner Freundin
teiltest, lebt diese nach wie vor. Das wurde
inzwischen eindeutig festgestellt. Dort, wo alles endete, wird der
Faden wieder aufgenommen . Ob es zum Ziel führen wird,
weiß niemand. Aber auf den Versuch müssen wir es ankommen lassen. Mary Suncan starb wahrscheinlich nicht durch einen Unfall,
sondern durch einen Anschlag. Dieser Verdacht hat sich seit Bert Coovers Tod
verstärkt. Mary Suncan kannte den Toten gut. Auch er
schien jemand auf die Spur gekommen zu sein, der lieber sein Inkognito nicht
gelüftet sehen möchte. Wer immer dies sein mag: Wir müssen dahinterkommen! Er
führt etwas im Schild, etwas, das nicht mehr einzuschränken ist, wenn es erst
mal akut geworden ist. Dein Auftauchen wird einschlagen wie eine Bombe und
einige Aktivitäten entfachen, von denen wir nur hoffen können, daß sie uns
nicht ins Grab bringen, sondern voran .«
»Ich glaube, daß der erste Auftritt dies gleich entscheiden wird«,
sagte Morna Ulbrandson nachdenklich. Noch immer bediente sie sich Mary Suncans Sprechweise. »Die Begegnung mit meiner ehemaligen
Freundin wird alles in Bewegung setzen. Julie Jackson wird aus allen Wolken
fallen, wenn ich vor ihr stehe .«
*
Julie Jackson war neunundzwanzig, hatte glattes, blondes Haar und
das zarte Gesicht einer Puppe, in dem die roten, herzförmigen Lippen zum Küssen
einluden.
Sie wirkte jünger, als sie war, eher wie ein junges Mädchen.
Julie Jackson war hübsch, ein ganz anderer Typ als Mary Suncan . Der Unterschied war nicht nur äußerlich. Julie
Jackson war ein Vamp - ein Typ, auf den die Männer flogen, eine Frau, die diese
Männer verschleißte .
Die Liebesbeziehungen zwischen ihr und Bert Coover hatten auch nur
kurze Zeit gewährt. Davor hatte Coover sich eine Zeit Mary Suncan zugewandt, ehe er auch diese Verbindung wieder brach.
Coover war bekannt dafür gewesen, daß er gern die Frauen
wechselte, so war der Bruch zwischen ihm und Julie Jackson - sein weibliches
Gegenstück - für ihn keine Katastrophe gewesen.
Tagsüber arbeitete Julie in einer Modeboutique in der Hafengegend.
Das war ihr Beruf. Ihr Hobby waren Parties .
Sie gab welche, sie machte überall welche mit, zu denen sie
Einladungen erhalten konnte.
Als am Mittag im Geschäft das Telefon klingelte und Julie Jackson
sich meldete, war sie überzeugt davon, daß es sich nur um einen Geschäftsfreund
oder eine Kundin handeln könne, die etwas auf dem Herzen hatten.
Sie war erstaunt, daß ihre Freundin Jill es
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