Shades of Grey - Geheimes Verlangen: Band 1 - Roman (German Edition)
fliegen.
Und weniger als eine Stunde bis zur großen Enthüllung. In meinem Unterleib ziehen sich sämtliche Muskeln zusammen. In meinem Bauch wimmelt es von Schmetterlingen. Mein Gott, was mich wohl erwartet?
»Alles in Ordnung, Anastasia?«
»Ja.« Mehr bringe ich in meiner Nervosität nicht heraus.
Ich habe das Gefühl, dass er lächelt, doch in der Dunkelheit ist das schwer zu beurteilen. Christian legt erneut einen Schalter um.
»Charlie Tango an PDX, jetzt auf viertausend.« Er tauscht Informationen mit dem Tower aus. In meinen Ohren klingt das hoch professionell. Soweit ich das verstehe, wechseln wir vom Portlander Luftraum in den des Seattle International Airport. »Verstanden, Sea-Tac, bleibe auf Frequenz.«
»Schau, da drüben.« Er deutet auf einen kleinen Lichtpunkt in der Ferne. »Das ist Seattle.«
»Beeindruckst du die Frauen immer so? Indem du sie zu einem Flug in deinem Helikopter einlädst?«, frage ich.
»Ich habe noch nie eine Frau mit hier herauf genommen, Anastasia. Wieder eine Premiere.« Er klingt ernst.
Eine unerwartete Antwort. Wieder eine Premiere? Ach so, wahrscheinlich meint er das gemeinsame Schlafen in seinem Bett.
»Bist du denn beeindruckt?«
»Zutiefst, Christian.«
Er lächelt.
»Zutiefst?« Und ein weiteres Mal wirkt er einen Moment lang so jung, wie er tatsächlich ist.
Ich nicke. »Du bist so … kompetent.«
»Danke fürs Kompliment, Miss Steele.«
Ich glaube, meine Bemerkung freut ihn, aber sicher bin ich mir nicht.
Eine Weile fliegen wir schweigend in der Dunkelheit dahin. Der helle Punkt – Seattle – wird größer.
»Sea-Tac Tower an Charlie Tango. Flugplan nach Escala liegt vor. Bleiben Sie auf Frequenz.«
»Charlie Tango an Sea-Tac, verstanden. Bleibe auf Frequenz.«
»Das scheint dir Spaß zu machen«, murmle ich.
»Was?«
»Das Fliegen«, antworte ich.
»Dafür sind Kontrolle und Konzentration erforderlich … ich muss es einfach lieben. Aber noch lieber mag ich das Segelfliegen.«
»Segelfliegen?«
»Ja.«
»Oh.« Teure Hobbys. Ich erinnere mich: Das hat er in dem Interview erwähnt. Wieder einmal fühle ich mich fehl am Platz. Ich lese gern und gehe ab und zu ins Kino.
»Charlie Tango, bitte kommen.« Die körperlose Stimme der Flugverkehrskontrolle reißt mich aus meinen Überlegungen. Christian antwortet. Er klingt, als hätte er alles im Griff.
Seattle kommt näher. Wir sind jetzt über den Randbezirken, und es sieht absolut atemberaubend aus. Seattle in der Nacht, von oben …
»Schön, was?«, fragt Christian mit leiser Stimme.
Ich nicke begeistert. Es wirkt nicht real, irgendwie nicht von dieser Welt. Ich fühle mich wie in einer riesigen Filmkulisse, vielleicht in der von Josés Lieblingsstreifen Blade Runner . Dabei fällt mir Josés Kussversuch wieder ein. Allmählich komme ich mir ein wenig grausam vor, weil ich ihn nicht zurückrufe. Ach was, das kann bis morgen warten.
»Wir sind in ein paar Minuten da«, informiert mich Christian.
Das Blut pocht in meinen Ohren, mein Puls beschleunigt sich, ein Adrenalinstoß durchzuckt meinen Körper. Er spricht wieder mit dem Tower, aber ich höre nicht mehr zu. Ich fürchte, gleich ohnmächtig zu werden. Mein Schicksal liegt in seinen Händen.
Wir fliegen zwischen Wolkenkratzern hindurch; vor uns erkenne ich einen mit Hubschrauberlandeplatz. Das Wort »Escala« steht in weißen Lettern oben auf dem Gebäude. Es wird größer und größer … wie meine Angst. Gott, hoffentlich enttäusche ich ihn nicht. Bestimmt entspreche ich nicht seinen Erwartungen. Hätte ich doch nur auf Kate gehört und mir eines ihrer Kleider ausgeliehen, aber ich mag nun mal lieber meine schwarze Jeans, und dazu trage ich eine minzgrüne Bluse und Kates schwarzen Blazer. Das finde ich schick genug. Ich umklammere den Rand meines Sitzes fester und fester. Ich schaffe das. Ich schaffe das. Das sage ich mir immer wieder vor, während der Wolkenkratzer näher kommt.
Die Rotorblätter des Helikopters drehen sich langsamer; Christian setzt auf dem Hubschrauberlandeplatz auf. Das Herz schlägt mir bis zum Hals. Ich weiß nicht, ob das an meiner nervösen Vorfreude liegt, an der Erleichterung darüber, dass wir heil gelandet sind, oder an meiner Versagensangst. Christian schaltet
den Motor aus, und die Rotorblätter kommen zum Stillstand. Jetzt ist es so leise, dass ich nur noch meinen eigenen unregelmäßigen Atem höre. Christian nimmt die Kopfhörer ab und zieht mir auch die meinen von den Ohren.
»Wir sind
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