Shades of Grey - Geheimes Verlangen: Band 1 - Roman (German Edition)
empfinde Hochachtung für den alten Mann.
»Lass uns gehen«, sagt Christian und dirigiert mich zum Helikopter. Er ist viel größer, als ich ihn mir vorgestellt habe. Ich hatte so etwas wie eine Roadster-Version für zwei erwartet, aber in dem Ding befinden sich mindestens sieben Sitze. Christian öffnet die Tür und weist mir einen der Plätze vorn zu.
»Setz dich – und lass die Finger von den Armaturen«, ermahnt er mich, als er hinter mir hineinklettert.
Dann knallt er die Tür zu. Ich bin froh, dass es hier oben Flutlicht gibt, denn sonst fiele es mir schwer, mich im Cockpit zurechtzufinden. Ich setze mich, und er geht neben mir in die Hocke, um mir den Gurt anzulegen. Es handelt sich um einen Vier-Punkt-Gurt, bei dem alle Teile an der Mittelschnalle zusammenlaufen. Er zurrt die beiden oberen Gurte fest, so dass ich mich kaum bewegen kann. Wenn ich mich ein wenig nach vorne beugen könnte, wäre meine Nase in seinen Haaren. Er riecht sauber, frisch, einfach himmlisch, doch ich bin mehr oder weniger bewegungsunfähig. Er hebt amüsiert den Blick. Seine Augen glühen. Gott, wie verführerisch.
»Du bist sicher, hast keine Fluchtmöglichkeit«, flüstert er mir zu, während er auch die unteren Gurte festzurrt. »Vergiss das Atmen nicht, Anastasia«, fügt er hinzu, hebt die Hand, streichelt meine Wange, lässt seine langen Finger zu meinem Kinn gleiten, nimmt es zwischen Daumen und Zeigefinger. Dann beugt er sich vor und drückt mir einen kurzen, keuschen Kuss auf den Mund, der mir die Sinne raubt.
»Das Geschirr gefällt mir«, gesteht er mit leiser Stimme.
Wie bitte?
Er setzt sich neben mich und schnallt sich ebenfalls an. Anschließend folgt eine langwierige Prozedur des Überprüfens, Umlegens von Hebeln und Drückens von Knöpfen an dem blinkenden Armaturenbrett vor mir.
»Setz die Kopfhörer auf«, weist er mich an.
Ich tue ihm den Gefallen. Die Rotorblätter beginnen sich mit ohrenbetäubendem Lärm zu drehen. Er setzt ebenfalls die Kopfhörer auf und legt weitere Schalter um.
»Ich mache nur alle nötigen Kontrollen vor dem Start«, informiert Christian mich über Kopfhörer.
»Weißt du auch, was du tust?«, frage ich.
»Ich habe den Pilotenschein seit vier Jahren, Anastasia. Du bist in sicheren Händen.« Er grinst wölfisch. »Jedenfalls solange wir in der Luft sind«, fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu.
Christian zwinkert mir zu!
»Bereit?«
Ich nicke.
»Okay, Tower. Charlie Tango Golf-Golf Echo Hotel an PDX, Startfreigabe bitte bestätigen.«
»Charlie Tango – Start frei. Steigen Sie auf viertausend, Kurs null eins null.«
»Roger, Tower, Charlie Tango bereit, Ende. Los geht’s«, fügt er an mich gewandt hinzu, und der Helikopter erhebt sich langsam in die Luft.
Portland verschwindet unter uns, als wir aufsteigen, doch mein Magen weigert sich, von Oregon Abschied zu nehmen. Puh! All die bunten Lichter schrumpfen, bis sie nur noch schwach flimmern. Es ist, als würde man aus einem Goldfischglas hinausschauen. Weiter oben gibt es nicht viel zu sehen. Dort ist es pechschwarz; nicht einmal der Mond erhellt den Himmel. Woher weiß Christian, wohin wir fliegen?
»Unheimlich, was?«, höre ich seine Stimme über Kopfhörer. »Woher weißt du, dass du in die richtige Richtung fliegst?« »Hier.« Er deutet mit seinem langen Zeigefinger auf einen elektronischen Kompass. »Dies ist ein EC135 Eurocopter, eines der sichersten Modelle seiner Klasse, nachtflugtauglich.« Christian grinst zu mir herüber. »Auf dem Gebäude, in dem ich wohne, ist ein Hubschrauberlandeplatz. Der ist unser Ziel.«
Natürlich gibt es auf seinem Haus einen Hubschrauberlandeplatz.
Mann, er spielt wirklich in einer komplett anderen Liga als ich. Sein Gesicht wird sanft von den Lichtern am Armaturenbrett erhellt. Er lässt die Instrumente daran nicht aus den Augen. Ich mustere ihn verstohlen. Er hat ein unglaubliches Profil. Gerade Nase, kantiges Kinn – ich hätte Lust, meine Zunge über seinen Kiefer gleiten zu lassen. Er ist nicht rasiert; der Bartschatten macht ihn noch verführerischer. Hm … Ich würde gern das raue Gefühl an meiner Zunge spüren, an meinen Fingern, meinem Gesicht.
»In der Nacht fliegt man blind. Man muss den Instrumenten vertrauen«, erklärt er und reißt mich aus meinen erotischen Träumen.
»Wie lange dauert der Flug?«, frage ich.
»Weniger als eine Stunde – wir haben Rückenwind.«
Weniger als eine Stunde nach Seattle … Nicht schlecht. Kein Wunder, dass wir
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