Shades of Grey - Geheimes Verlangen: Band 1 - Roman (German Edition)
Studentenzeitung erscheinen, weil ich dieses Jahr bei der Abschlussfeier die Zeugnisse überreiche.«
Ach. Das ist mir neu. Ich soll mein Zeugnis von jemandem bekommen, der kaum älter ist als ich? – Na ja, vielleicht sechs Jahre oder so und megaerfolgreich. Erstaunlich, denke ich, runzle die Stirn und zwinge mich, mich auf das Interview zu konzentrieren.
»Gut.« Ich schlucke nervös. »Ich habe einige Fragen an Sie, Mr. Grey.«
»Das habe ich mir schon gedacht«, entgegnet er trocken.
Also macht er sich doch über mich lustig. Ich straffe die Schultern, als würde ich jeden Tag zehn solcher Interviews führen, und drücke den Aufnahmeknopf des Rekorders.
»Für ein solches Imperium sind Sie sehr jung. Worauf gründet sich Ihr Erfolg Ihrer Ansicht nach?« Ich sehe ihn an.
Er lächelt wehmütig und irgendwie enttäuscht. »Im Geschäftsleben geht es um Menschen, Miss Steele, und ich bin ein guter Menschenkenner. Ich weiß, wie sie ticken, was ihren Erfolg oder Misserfolg ausmacht, was sie antreibt und wie man sie motiviert. Ich beschäftige ein außergewöhnliches Team, das ich großzügig entlohne.« Er fixiert mich mit seinen grauen Augen. »Meiner Überzeugung nach lässt sich Erfolg auf einem bestimmten Gebiet nur erzielen, wenn man dieses Gebiet voll und ganz beherrscht, es bis ins letzte Detail erforscht. Dafür arbeite ich hart. Ich treffe Entscheidungen, die auf Logik und Fakten basieren, und besitze einen gesunden Instinkt, der gute, realistische Ideen und fähige Leute erkennt. Am Ende kommt es immer auf die fähigen Menschen an.«
»Vielleicht haben Sie einfach nur Glück.« Das steht zwar nicht auf Kates Liste, aber er provoziert mich mit seiner Arroganz.
Seine Augen blitzen erstaunt auf. »Ich verlasse mich nicht auf Glück oder Zufall, Miss Steele. Je härter ich arbeite, desto mehr Glück scheine ich zu haben. Im Endeffekt geht es nur darum, die richtigen Leute im Team zu haben und ihre Energie in die richtigen Bahnen zu lenken. Ich glaube, Harvey Firestone hat einmal gesagt: ›Die Entwicklung und das Über-sich-Hinauswachsen von Menschen sind das höchste Ziel fähiger Führung.‹«
»Hört sich an, als wären Sie ein Kontrollfreak.« Die Worte rutschen mir heraus, bevor ich es verhindern kann.
»Ich übe in der Tat in allen Bereichen des Lebens Kontrolle aus, Miss Steele«, bestätigt er ohne einen Funken von Humor in seiner Stimme und starrt mich an.
Mein Puls beschleunigt sich. Wieso bringt er mich so aus der Fassung? Liegt es an seinem unverschämt guten Aussehen? An seinem durchdringenden Blick? Oder daran, dass er mit seinem
Zeigefinger andauernd seine Unterlippe nachzeichnet? Kann er damit nicht endlich aufhören?
»Außerdem erwirbt man sich große Macht, indem man seinen Traum von Kontrolle lebt«, fährt er mit sanfter Stimme fort.
»Haben Sie denn das Gefühl, große Macht zu besitzen?« Mr. Kontrollfreak.
»Miss Steele, ich beschäftige mehr als vierzigtausend Menschen. Das verleiht mir ein gewisses Gefühl der Verantwortung – und der Macht, wenn Sie so wollen. Wenn ich zu dem Schluss käme, dass mich das Telekommunikationsgeschäft nicht mehr interessiert, und ich es abstoßen würde, hätten zwanzigtausend Menschen Probleme, ihre Hypothekenzahlungen zu leisten.«
Sein Mangel an Bescheidenheit verblüfft mich. »Sind Sie denn nicht dem Vorstand und Aufsichtsrat Rechenschaft schuldig ?«, frage ich erstaunt.
»Das Unternehmen gehört mir. Ich bin niemandem Rechenschaft schuldig.« Er hebt eine Augenbraue.
Natürlich wüsste ich das, wenn ich mich vorher informiert hätte. Ich wende mich einem anderen Thema zu.
»Haben Sie außer Ihrer Arbeit noch andere Interessen?«
»Eine ganze Menge, Miss Steele. Und sehr unterschiedliche.«
Abermals macht mich sein Blick nervös, denn in seinen Augen schimmert etwas Dunkles.
»Was tun Sie zum Chillen nach der Arbeit?«
»Zum Chillen?« Er lächelt. Dabei kommen ebenmäßige weiße Zähne zum Vorschein. Es verschlägt mir den Atem. Er ist wirklich unverschämt attraktiv. So gut darf kein Mensch aussehen.
»Zum ›Chillen‹, wie Sie es nennen, segle und fliege ich und genieße diverse körperliche Vergnügungen.« Er schlägt die Beine übereinander. »Ich bin ein sehr wohlhabender Mann, Miss Steele, und pflege äußerst teure Hobbys.«
Ich werfe einen Blick auf Kates Fragen, um von diesem Thema wegzukommen.
»Sie investieren in die Produktion. Warum?«, frage ich. Wieso fühle ich mich in seiner Gegenwart so
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