Shades of hä? (German Edition)
Entweder er nimmt gerade seinen Jahresurlaub oder er befindet sich bereits im Vorruhestand. In dem Fall erfinden Sie einfach ihren inneren Gott – nennen wir ihn der Einfachheit halber Kurt – und beginnen in Anwesenheit Ihrer Partnerin einen lebhaften Dialog mit ihm.
Sie: »Sag mal, Kurt. Worauf hab ich denn heute Abend Lust?«
Kurt: »Sauftour?«
Sie: »Klingt nicht schlecht, Kurt. Wo du nur immer deine Ideen herholst! Hammer!«
Kurt: »Du kannst mir ja gleich einen ausgeben.«
Sie: »Gerne, aber wenn wir bölken gehen, was sag ich dann der Beate?«
Kurt: »Will die etwa schoooon wieder in die Kiste?«
Sie: »Jap!«
Kurt: »Dann sag ihr, du würdest auch gerne vögeln, aber dein innerer Gott hat leider Durst.«
Sie: »Cool, mach ich!«
Kurt: »Prima. Ich geh dann schon mal vor.«
Nach zwei, drei Dialogen dieses Schnittmusters wird Ihre Partnerin einer der beiden folgenden Gedanken durch den Kopf gehen:
A: Sie hält Sie für total bekloppt.
B: Sie hält sich für total bekloppt.
Variante A kann ins Auge gehen! (TIPP: Widerspruchsformulare gegen eine Betreuungsverfügung können Sie herunterladen unter www.graue-panther.com)
Bei Variante B haben Sie den Sieg so gut wie in der Tasche. Ihre Partnerin wird sich hüten, noch einmal mit ihrer inneren Göttin zu argumentieren. Sie sollten sich dann aber fairerweise auch von Kurt verabschieden. Auch wenn’s schwer fällt.
LEXIKON
Hard Limits: Dinge, die man beim Sex partout nicht machen möchte. Die »Hard Limits« werden meist von den Sexualpartnern gemeinsam festgelegt und in einer Liste niedergeschrieben, die zweckmäßigerweise unter dem Kopfkissen aufbewahrt werden sollte, damit man jederzeit nachlesen kann, ob man das, was man gerade tut, auch will. Die Ansichten darüber, was auf so eine Liste gehört, sind individuell sehr verschieden.
»Hard Limits« bekannter Persönlichkeiten:
Arnold Schwarzenegger – Sex mit der eigenen Frau.
Verona Pooth – Grammatikalisch korrekter Dirty Talk.
Papst Benedikt XVl – Kondome benutzen.
Günther Oettinger – In Englisch stöhnen.
Trivia: 1972 sorgte der Schlagersänger Rex Gildo mit seinem Hit »Fiesta Mexicana« dafür, dass erstmals Musik in eine Liste der »Hard Limits« aufgenommen wurde. Bereits ein Jahr zuvor schaffte es eine seiner berüchtigten weißen Schlaghosen dorthin.
Kapitel 10
S.O.G., die Dritte
Krisensitzung beim S.O.G.-Männerfrühstück. Christian kann nicht mehr. Nach acht Orgasmen in zwei Stunden fühle er sich buchstäblich ausgepumpt. Außerdem gingen ihm langsam die Gründe aus, die für die Bestrafung seiner Frau herhalten müssen. Aus purer Verzweiflung habe er sie sogar schon für die Tatsache bestraft, dass sie nicht mit dem Finger in der Nase bohrt. Die Stimmung ist bereits sehr gedrückt, als Thomas mit einer weiteren Hiobsbotschaft hereinschleicht.
»Ich habe eine sehr traurige Nachricht. Victor ist von uns gegangen.«
Victor habe nach einem totalen Nervenzusammenbruch, in dessen Verlauf der Arme versucht haben soll, sich mittels eines Zigarrenabschneiders selbst zu entmannen, nur noch einen einzigen Ausweg gesehen: die Flucht. Thomas glaubt, dass Victor irgendwo im Amazonasgebiet untergetaucht sei. Victor habe ihm nämlich vor einigen Wochen aufgeregt von den Zuruahã erzählt, einem winzigen Indianervolk, das im Nordwesten des Brasilianischen Urwalds lebt. Das Interessante an den Zuruahã sei, dass sie noch die Knotenschrift hätten und Victor habe große Hoffnung gezeigt, dass »Shades of Grey« es nicht bis zu einer Übersetzung in diese Jahrtausendealte Schriftform schaffe. Und selbst wenn, Victor sei sicher gewesen, dass eine Übersetzung aufgrund der Flachheit des Originals für eine durchschnittlich begabte Knotenschriftleserin nicht von einem normalen Sisalseil zu unterscheiden wäre. Das leuchtet ein.
Holger meint, er findet es scheiße, wenn einer abhaut. Nur wegen eines blöden Romans. Einfach in den Sack hauen und irgendwo abhängen. Im Süden. Womöglich unter Palmen. Mit Nichtstun. Das sei feige und überhaupt nicht männlich. Dann fängt er an zu weinen. Thomas hat genug.
»Leute, es muss was passieren!«
Volker zeigt auf.
»Was ist, wenn wir auch einen Roman veröffentlichen? So eine Art Gegenroman. Mit einer Story, die die Frauen anspricht, nur ohne all dieses BDSM-Zeugs. Dann wären wir raus aus dem Gröbsten.«
»Was denn für eine Story?«
Wir denken nach. Vier Stunden später haben wir es. Volker fasst
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