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Shadow Guard: So still die Nacht (German Edition)

Shadow Guard: So still die Nacht (German Edition)

Titel: Shadow Guard: So still die Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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Treppe zwei Türen weiter musterten ihn zwei alte Männer mit Lumpen an den Füßen, wahrscheinlich Bewohner des örtlichen Arbeitshauses. Vermutlich hatten sie das abendliche Abschließen der Tür versäumt und würden gezwungen sein, die Nacht auf der Straße zu verbringen. Wie ihnen, so schien es, war auch ihm die Zeit davongelaufen.
    Er streckte die Hand aus, um sich an einer Ziegelsteinmauer abzustützen, denn ihm wurde schwindelig, und er drohte zu stürzen. Steif ging er weiter nach Süden, so schnell, wie der verbliebene Schwindel in seinem Kopf es gestattete.
    Hinter dem Geländer der Uferpromenade schimmerte die Themse wie eine schwarze Schlange, bedeckt von einer dunstigen Nebeldecke. Prächtige Häuserreihen ragten über dem Fluss auf. Ferne Lichter hüpften auf dem Wasser, Laternen unsichtbarer Schiffe und Barkassen. Sobald er zur Thais zurückgekehrt war, würde er die Leinen loswerfen und aufs offene Wasser hinausfahren, wo er für die Nacht ankern würde. Indem er sich auf solche Weise absonderte, würde er jeden bemerken, der sich ihm näherte, und er würde sich so lange isolieren, bis auf seinen Verstand wieder Verlass war.
    In der Ferne beleuchtete die Albert Bridge mit ihren flammenden Kandelabern und ihrem Netzwerk von Tragseilen die Nacht. Direkt dahinter lag der Cadogan Pier ruhig da. Er verspürte vorsichtige Erleichterung.
    Eine dichte Welle der Verzweiflung traf ihn von der Brücke her. Am Geländer stand das Mädchen aus dem Queen’s Elm. Es beugte sich vor – zu weit, um außer Gefahr zu sein – und starrte in das schwarze Wasser unter sich.

4
    Marks Herz hätte schneller schlagen sollen, als er begriff, was sie beabsichtigte, aber die vielen Jahre seiner Existenz, die ihn abgestumpft hatten, ließen ihn einfach auf der Stelle verharren.
    Das Mädchen flüsterte vor sich hin und kletterte auf das Geländer; schwang die Beine hoch, um ihre Röcke zu raffen. Schattenwächtern war es streng verboten, sich in die Belange von Leben und Tod der gewöhnlichen Sterblichen einzumischen. Aber jetzt, da er aus dem Kreis der Schattenwächter verbannt war, durfte er wohl nach seinen eigenen Regeln leben.
    Wie um diese Einstellung herauszufordern, befahl die Stimme in seinem Kopf:
    Nimm sie.
    Fordere sie.
    Verschling sie.
    Ein Echo ihrer früheren Anforderungen. Seine geistige Kraft verließ ihn, und für einen betäubenden Moment … wurde falsch zu richtig. Er grub sich die Finger ins Haar und in die Kopfhaut und wünschte, er hätte die Stimme aus seinem Gehirn zerren können.
    Der Stimme zum Trotz und all der Dinge, die sie ihm zu tun befahl, näherte er sich dem Mädchen. Sie bemerkte seine Anwesenheit nicht und stieß sich ab, die Arme und den Mantel ausgebreitet wie die Flügel eines Vogels.
    Er löste sich auf … und drehte sich, bohrte sich in die Tiefe.
    Einen knappen Augenblick später ließ er sie auf die Brücke hinab.
    Die Stimme in seinem Kopf wütete lauter, bestand darauf, dass er …
    Er zischte seinen Trotz heraus. Mit einer Berührung ihrer Wange betäubte er sie und legte einen Schleier über die Erinnerung an ihre Rettung. Gleichzeitig zog er jüngste Erinnerungen und die lebhaftesten Gedanken aus ihr heraus. Sie starrte ihn an, die Augen groß und ungläubig. Ihre Lippen teilten sich, aber es kamen keine Worte heraus.
    »Du hast eine sehr schlechte Nacht«, sagte er.
    Mit blassen Lippen keuchte sie, offensichtlich verwirrt über die fehlende Erinnerung und die plötzliche Gegenwart des Fremden an ihrer Seite.
    »Er hat dich verführt. Und jetzt hat er dich sitzen lassen. Du hast nichts, von dem du leben kannst. Dir ist nichts anderes übrig geblieben, als auf die Straße zu gehen.«
    Sie blinzelte und flüsterte: »Ja.«
    »Du hast keine Familie, die dir helfen könnte?«
    Sie schüttelte den Kopf, und eine Träne floss über ihre Wange. »Meine Mum ist im Arbeitshaus. Mein Pa … er wird mir nie verzeihen, was ich getan habe.«
    Mark schob die Hand in die Brusttasche seines Mantels. »Ab jetzt wird alles besser sein.« Er drückte ihr eine lederne Brieftasche in die Hand. »Das ist genug, um dich für einen Monat in einer respektablen Pension einzumieten, bis du wieder auf die Beine kommst.«
    Argwohn furchte ihre Stirn. »Was wollen Sie von mir?«
    Die Stimme lieferte eine Reihe bösartiger Vorschläge.
    »Ich will, dass du gehst«, stieß er hervor.
    Ohne etwas von seiner Qual zu ahnen, linste sie in die Brieftasche. »Oh, Sir.« Eine weitere Träne fiel. »Sie sind mein

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