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Shadow Guard: So still die Nacht (German Edition)

Shadow Guard: So still die Nacht (German Edition)

Titel: Shadow Guard: So still die Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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heute Morgen mit nach Hurlingham kommen möchten. Dort gibt es eine musikalische Aufführung.«
    »Das wäre schön. Ich werde nur meine Sachen holen.«
    Vielleicht … vielleicht würde rein zufällig Lord Alexander dort sein.
    Oben in ihrem Zimmer verknotete sie die Bänder ihrer Haube und griff nach ihren Handschuhen und ihrer Tasche. Von ihrem Nachttisch nahm sie das Buch, mit dessen Lektüre sie am Abend zuvor begonnen hatte, und drehte sich zur Tür um. Ihr Blick fiel auf die Ledermappe mit den Schriften ihres Vaters.
    Seltsam. Sie hätte schwören können, dass die Tasche jetzt andersherum lag als während ihres Frühstücks.
    Sie nahm die Mappe und überprüfte das Messingschloss – es war nach wie vor verschlossen. Sie musste sich getäuscht haben. Ihr Bett hatte sie selbst gemacht, und das Frühstückstablett stand noch auf dem Schreibtisch, also war das Mädchen noch nicht dagewesen, um aufzuräumen.
    Niemand war in ihrem Zimmer gewesen.
    »Euer Gnaden.«
    Mark erwachte; die Stimme und ihr verführerisches Lied aus unverständlichen Worten hallten als Echo in seinem Geist nach. Blassblaues Licht strömte durch eine Tür und übergoss seine Haut. Morgendämmerung oder abendliches Zwielicht? Er wusste es nicht. Er lag mit bloßem Oberkörper in Hosen da, seine Glieder in dunkelblaue Laken verwickelt. Eine nebelhafte Gestalt kam näher. Er erkannte ein Gesicht und eine schwarze Augenbinde.
    »Das entwickelt sich zu einer unglückseligen Angewohnheit«, knurrte er, während er sich die Augen rieb.
    »Auch Ihnen einen guten Morgen.« Leeson hielt eine schlichte weiße Teekanne und einen dazu passenden Becher in Händen – eine Verbesserung gegenüber seiner vorherigen Methode, ihn zu foltern, damit er aufwachte. Er schenkte Tee ein und stellte die dampfende Tasse auf die Truhe neben dem Bett.
    Mark stemmte sich hoch und spähte aus der Tür.
    Die Uferpromenade von Chelsea. Häuserreihen. Bäume. Alle in das gleiche blaue Licht getaucht … und alle in der Ferne. Er spürte das sanfte Schaukeln der Yacht, die unter Leesons Befehl zurück zum Pier trieb. Er atmete scharf aus, erleichtert, sich wenigstens in den vertrauten Gewässern der Themse zu befinden und nicht an der Küste von San Francisco oder Samoa.
    Das Mädchen auf der Brücke. Seine Absicht, die Yacht abseits des Ufers zu ankern, musste er ausgeführt haben. Aber warum konnte er sich nicht daran erinnern?
    Als ihm Leesons Gegenwart wieder einfiel, runzelte er die Stirn. »Sagen Sie mir nicht, dass wir Januar haben.«
    »Oje. Nein, Sir. Es ist früh am Dienstagmorgen.« Die Lippen des alten Unsterblichen pressten sich aufeinander. »Sie waren für drei Tage verschwunden.«
    Frustration erschütterte seine Gelassenheit. Noch mehr fehlende Zeit. Was bedeutete das?
    »Ich war nicht die ganze Zeit hier, auf der Thais?«
    »Das kann ich nicht sagen.« Leeson zuckte die Achseln. »Ich habe das Schiff heute Morgen auf dem Fluss treiben sehen. Ich hatte für Samstag einen Zimmermann bestellt, um endlich die Kombüse wieder instandsetzen zu lassen. Es wird verdammt schwierig werden, ihn in absehbarer Zeit ein zweites Mal hierher zu bekommen.«
    Die Vorstellung, dass er als Schlafwandler drei Tage in London unterwegs gewesen war, ohne dass ihm eine Erinnerung an das geblieben war, was er in dieser Zeit getan hatte, bekam ihm nicht gut. Mark entsann sich der Stimme und all der Dinge, zu denen sie ihn ermutigt hatte.
    Nein … ihm gefiel diese Vorstellung überhaupt nicht.
    Erst jetzt wurden ihm Leesons Worte bewusst. Mark nahm die Veränderung in seiner Umgebung wahr. Die Vorhänge, die Möbel … alles befand sich wieder in seinem vorherigen, wohlgeordneten Zustand. Leeson zog sich an den Schreibtisch zurück, wo ein kleiner Stapel Papier lag.
    »Ich habe noch eine Zeitung für Sie. Genau genommen sind es mehrere.«
    Leesons Interesse an allen Belangen der Sterblichen war wohlbekannt. Lord Blacks Sekretär las wie ausgehungert Zeitungen, Bücher und Magazine – alles, um sein Studium über die Menschheit voranzutreiben. Er besaß eine sorgfältig geführte Sammlung.
    »Natürlich haben Sie das.« Mark fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und stützte die Stirn in die Hände. »Ich will sie nicht sehen. Erzählen Sie mir einfach, was passiert ist.«
    Leeson drehte sich mit grimmiger Miene um.
    »Nun denn …« Er betrachtete die Zeitung in seiner Hand. »Ich bedaure, Ihnen mitteilen zu müssen, dass es vor vier Tagen in Amerika zu einer schrecklichen

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