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Shadow Guard: So still die Nacht (German Edition)

Shadow Guard: So still die Nacht (German Edition)

Titel: Shadow Guard: So still die Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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strahlender Engel. Der Himmel muss Sie geschickt haben.«
    Die Stimme lachte gackernd, offensichtlich erheitert. Sie verhöhnte ihn – sagte ihm, dass immer noch Zeit war, das Mädchen zu packen. Dass niemand etwas sehen würde.
    »Geh … sofort .« Selbst in seinen eigenen Ohren klang seine Stimme seltsam und hohl.
    Sie schien die Gefahr zu spüren, die von ihm ausging, wich zurück, die Brieftasche an die Brust gepresst, und eilte von der Brücke. Kurz bevor sie in der Dunkelheit verschwand, drehte sie sich um, um zurückzublicken. Sie hob die Hand zum Abschied. Und dann war sie fort.
    Er folgte dem Weg, den sie von der Brücke genommen hatte, ging selbst jedoch weiter nach Westen auf die Anlegestelle zu, die nur noch ein paar Meter entfernt war. Er konnte nicht umhin, eine dunkle Befriedigung zu verspüren. Indem er dem Mädchen das Leben gerettet hatte, hatte er der Stimme getrotzt und bewiesen, dass er immer noch das Sagen hatte, dass noch immer irgendein Kern von Menschlichkeit in ihm existierte. Die Transzendierung hatte ihn noch nicht gänzlich verzehrt.
    Von der Themse blies ein kalter Windstoß herüber, der eine dramatische Veränderung in der Temperatur bewirkte.
    In seinen Schläfen schmerzte es.
    Er taumelte …
    Mina erwachte in der Dunkelheit. Wie gelähmt starrte sie blind ins Leere, zu ängstlich, um sich zu bewegen. Zu ängstlich, um auch nur einen Laut von sich zu geben. Dann sah sie es, den Lichtschein, Lampen aus einem der Zelte. Sie kroch auf den Schimmer zu, bewegte sich verzweifelt durch den Nebel.
    Nein, Gott sei Dank …
    Sie schluchzte beinahe vor Erleichterung.
    Kein Nebel. Bettvorhänge, gestreift in Grün und Gold. Sie grub die Finger in den kühlen Brokat und zog den Vorhang beiseite, holte tief Luft, um ihre Furcht zu vertreiben, und atmete die tröstlichen Düfte von Zitronenöl und Orangenblütenseife ein. Sie hatte eine weitere Nacht überlebt. Drei Nächte seit dem mysteriösen Ereignis auf dem Friedhof. Drei Monate, seit ihr Vater sie verlassen hatte und sie auf sich allein gestellt war. Sie ließ sich auf die frischen Laken fallen, die sich so glatt und angenehm anfühlten.
    Einen Augenblick später tappte sie durch den Raum. Einen nach dem anderen zog sie die schweren Vorhänge vor den Fenstern auf, bis jeder Zoll des eleganten Raums von Licht durchflutet wurde. Leicht bekleidet stand sie hinter einem Paravent, geschützt vor Blicken der Gärtner oder Besucher. Sie schöpfte Trost aus dem Anblick des Hyde Park, der gleich hinter dem Vorplatz lag. Sie musste lange geschlafen haben, denn auf der Row waren schon viele Reiter unterwegs, und ihr Magen knurrte bereits vor Hunger. Durch das Sprechrohr bestellte sie in der Küche ein Frühstück.
    In der letzten Nacht hatte sie wach gelegen, bis ihre Lampe geflackert hatte, weil das Petroleum zur Neige ging. Sie hatte noch ein wenig länger dagelegen und auf jedes Knarren und Ächzen des Hauses gelauscht und darauf gewartet, dass ein Paar bronzefarbener Augen auftauchte. Aber irgendwann musste sie eingeschlafen sein.
    Jetzt reichten ein Blick aus dem Fenster, die Aussicht auf einen sonnigen Tag und die Blumenpracht in den Beeten, um ihr die Sicherheit zu geben, dass sie ihre Ängste schon bald vergessen haben und in der Lage sein würde, ihr neues Leben anzunehmen.
    Selbst jetzt schlug ihr Puls Kapriolen, wann immer sie an den außerordentlich gut aussehenden Lord Alexander dachte und an seine Bitte, sie besuchen zu dürfen. Seit sie sich vor zwei Tagen das letzte Mal im Haus von Lord Trafford begegnet waren, hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Sie betete ihrem weiblichen Herzen zum Trotz, dass er sie vergessen hatte. Seine Aufmerksamkeit hatte sie zutiefst beunruhigt. Er war zu viel – zu schimmernd, zu kühn und, so vermutete sie, zu stark, zu verdorben. Und er verstand die Bedeutung der Schriftrollen. Er war genau der Typ Mann, dem sie niemals vertrauen durfte.
    Es klopfte leise an der Tür. Auf ihr »Herein« trat ein Dienstmädchen ein, das ihr auf einem Silbertablett ihr Frühstück – abgedeckt mit einer Haube – und einige Visitenkarten brachte. Die einzige Visitenkarte, die sie erkannte, war die von Mr Matthews vom Britischen Museum. Mr Matthews war früher ein Freund ihres Vaters gewesen. Aber vor sechs Monaten war er es gewesen, der den Professor des Diebstahls bezichtigt hatte. Sie war noch nicht bereit, ihn zu empfangen.
    Während der nächsten halben Stunde half das Mädchen Mina in ihre Unterröcke und in ihr Korsett

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