Shadow Guard: So still die Nacht (German Edition)
die schiefgehen konnten. Wenn er einen Anfall erlitt, würde das ihren Aufbruch verzögern. Leeson, der sie auf ihrer Reise begleiten würde, hatte Anweisungen erhalten, diskret einzugreifen und die Aufmerksamkeit von jedem unnormalen Verhalten Marks abzulenken.
Jetzt ging Mark am Fuß der Treppe auf und ab und wartete darauf, dass Mina herunterkam. Trafford wartete mit ihm und versuchte, Konversation zu machen. Diener hatten bereits Minas Truhen heruntergetragen, und Leeson überwachte ihre Verladung in die Stadtkutsche. Schließlich erschien sie oben an der Treppe, bekleidet mit einem schwarzen Reisekostüm. Nie war jemand in Schwarz gekleidet schöner gewesen, und trotzdem konnte er es kaum erwarten, sie mit all den Blumen und Juwelen und weiblichen Accessoires zu verwöhnen, die ihr Liebreiz verdiente.
Nach einer höflichen Runde von Abschiedsworten geleitete Mark seine frisch angetraute Ehefrau zu der Stadtkutsche. Leeson stieg zum Fahrer auf den Kutschbock. Sobald sich die Tür der Kutsche hinter ihnen geschlossen hatte und sie allein waren, zog Mark Mina an sich. Den ganzen Tag hatte er auf diesen Moment gewartet. Die Muskeln an den Seiten seines Bauchs strafften sich in einem Vorgefühl, das sich bis in seine Lenden ausdehnte.
»Lady Alexander.« Er drückte die Lippen auf ihre Schläfe. »Ich kann es nicht erwarten, dass wir heute Nacht allein sind, in unserer Kabine, und ich endlich all diese Nadeln aus deinem wunderschönen Haar ziehen kann.«
Ihre dunklen Augen wurden feucht. »Mark …«
Er hob ihr Kinn und beugte sich vor …
Sie zuckte scharf zurück, eine Distanziertheit in den Augen, die zuvor nicht da gewesen war.
»Was ist los?«, fragte er.
»Ich muss mit dir über etwas sprechen.«
»Nur zu.« Er ließ ihr Kinn los, hielt sie aber dicht an sich gedrückt, die Arme besitzergreifend um sie gelegt.
»Kurz vor der Zeremonie …«
»Ja?«
Sie schluckte. »Lucinda hat mich darüber in Kenntnis gesetzt, dass du mich nur heiratest, um sie zu bestrafen.«
»Das hat sie zu dir gesagt?« Zorn schoss ihm in die Wangen, seine Nasenflügel bebten. »Heute Morgen? Unmittelbar, bevor wir getraut worden sind?«
Nie hätte er gedacht, dass Lucinda so bösartig war.
»Ist es wahr?«, fragte sie ernst. »Ich werde nicht weinen oder fluchen oder dich schlagen. Ich möchte es nur wissen.«
»Nein. Es ist nicht wahr. Wahr ist, dass sie und ich in der letzten Saison einen Flirt hatten, bevor sie sich mit Trafford verlobte. Wir haben uns geküsst, aber das ist alles.«
Sie betrachtete sein Gesicht. »Und mehr ist an ihrer Behauptung nicht dran?«
»Ich schwöre es.«
Mina beugte sich vor und berührte mit den Fingerspitzen seine Brust. Ihre Augen wurden sinnlich. Sie ergriff seine Krawatte, zog ihn an sich und küsste ihn leidenschaftlich auf den Mund. Ihre vollen Lippen forderten ihren Besitz.
Dann wandte sie das Gesicht leicht zur Seite und flüsterte: »Was hast du gerade über heute Nacht gesagt?«
Bald schon erreichten sie den Cadogan Pier. Die Thais glänzte im Sonnenlicht, ihr Rumpf war frisch gestrichen, und jede Messingschraube und jedes vernickelte Teil waren auf Hochglanz poliert worden. Seine jüngst eingestellte Mannschaft stand auf dem Deck Spalier.
Mark führte Mina über die Gangway und war stolz darauf, wie mühelos sie über die schmale Laufplanke ging, als hätte sie es schon tausendmal getan. Der neue Kapitän und zehn Matrosen, bekleidet mit frisch gebügelten weißen Uniformen, erwarteten sie. Er machte sie alle miteinander bekannt.
Während Minas Truhen an Bord gebracht wurden, führte Mark sie auf dem Schiff herum. Sie begannen im Hauptsalon, einem teuer ausgestatteten Raum mit smaragdgrünen Wänden, großen Spiegeln, Kunstwerken und aufwendigen Wandverzierungen.
»Wie viele Kajüten?«, fragte sie.
»Abgesehen von den Quartieren der Mannschaft gibt es sechs Einzelkajüten und vier Doppelkajüten. Genug, um fünfzehn bis zwanzig Gäste unterzubringen.«
»Die Yacht ist wunderbar«, hauchte Mina. »Ich kann nicht glauben, dass ich hier bin.«
Über eine Innentreppe gelangten sie unter Deck in die Kapitänskajüte.
»Dies kann deine Kajüte sein.« Eingerichtet in Gold und Weiß wirkte der Raum luxuriös und elegant, strahlte aber dennoch etwas Wohliges aus. Zwei Bullaugen boten einen Blick auf den Fluss. »Oder es kann … unsere Kajüte sein.«
In ihren braunen Augen leuchtete eine klare Einladung. »Unsere Kajüte, Mark. Ich habe nicht geheiratet, um in getrennten
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